(Artevelle),
Jakob van, berühmter flandr.
Patriot, geboren zu
Gent
[* 2] als Sohn eines angesehenen,
reichen Tuchhändlers, ließ sich nach der
Sitte der Zeit bei der mächtigen Bierbrauerzunft zu
Gent einschreiben und trat
als Vorkämpfer der
Freiheit seiner Vaterstadt gegen
GrafLudwig II. von
Flandern auf. Im J. 1338 wählte ihn das größte
KirchspielGents zumHauptmann.
Um denKrieg gegen den mit
Frankreich verbündeten
GrafenLudwig mit Erfolg zu führen,
bewog Artevelde die
Genter zum Anschluß an
Eduard III. von
England.
Als dieser seinem Sohn
Eduard,
Prinzen von
Wales, die
Stelle des vertriebenen
GrafenLudwigübertragen wollte, wurde er dabei von
Artevelde unterstützt, dem es gelang,
Brügge und
Ypern für seinen
Plan zu gewinnen. Dadurch war er aber als
Vaterlandsverräter in
Gent so verhaßt geworden, daß sich das
Volk gegen ihn erhob und er unter den
Händen der
wütenden
Menge fiel. Dasselbe
Schicksal traf an 70 seiner
Freunde und Anhänger. Arteveldes Geschichte ist
mehrfach in
Dramen (neuerdings von O.
Roquette) und
Romanen (z. B. von H.
Conscience) bearbeitet worden. Im J. 1863 wurde ihm
in
Gent ein kolossales Erzstandbild (von Devigne-Guyo) errichtet, das den gewaltigen
Demagogen im vollen Waffenschmuck eine
Rede an das
Volk haltend, darstellt. -
Jak. van, flandr. Volksführer, geb. 1285 als Sohn des reichen und in vornehmen Familienverbindungen
stehenden Tuchhändlers Joh. van in Gent. GrafLudwig I. von Flandern war mit Hilfe des Königs Philipp
VI. von Frankreich nach der Schlacht bei Cassel, in seine Grafschaft zurückgeführt. Der Graf war mithin der Bundesgenosse
des Königs, während die Sympathien der Bevölkerung,
[* 3] großenteils wegen der Handelsinteressen (die flandr. Webereien konnten
der engl. Wolle nicht entbehren), sich zu England neigten.
Als nun 1337 der hundertjährige Krieg zwischen Frankreich und England ausbrach, stellte der Graf sich an die Seite des erstern.
Zu dieser Zeit trat Artevelde als Stadthauptmann an die Spitze der Genter Bürgerschaft und faßte einen großartigen Plan, wonach
nicht nur die flandr. Städte, ihre gegenseitigen Fehden vergessend, sich vereinigen sollten, sondern sogar
ein Städtebund aller niederländ. Städte (nach der Art der Hansa) gegründet werden sollte. Wirklich gelang es ihm, mit Brügge
und Ypern ein Bündnis abzuschließen: auch brabantische Städte erklärten sich zu dem Beitritt geneigt;
Die verbündeten Städte sollten als eine unabhängige Macht zwischen den kämpfenden
Fürsten sich neutral halten. Dies aber erwies sich als unmöglich. Artevelde schloß sich den Engländern an. Der
Graf wurde zwar nicht förmlich der Regierung entsetzt, aber der wirkliche Beherrscher Flanderns war Artevelde. Zuletzt
aber brach die alte Zwietracht wieder aus. Die energische Regierung A.s galt bald als Tyrannei. Mit Recht
oder Unrecht hielt man ihn im Verdacht, den Prinzen von Wales an die StelleLudwigs als Grafen einsetzen zu wollen. Er wurde von
einem wütenden Volkshaufen in seinem Hause ermordet. 1863 wurde ihm in Gent ein Erzstandbild errichtet. - Sein Sohn Philipp
vanArtevelde, geb. 1340, ward 1381 bei einem Aufstande der Genter gegen den Grafen von Flandern, Ludwig II. von
Male, zu welchem Brügge hielt, als «Ruwaert» mit der Oberleitung betraut.
Nachdem er die noch lebenden Anstifter der Ermordung seines Vaters hatte hinrichten lassen, schlug er bei Beverhout
den Grafen, nahm dann Brügge ein, und wurde hierauf von ganz Flandern, mit Ausnahme von Oudenaarde, als
Regent anerkannt. Der vertriebene GrafLudwig fand jedoch Hilfe bei Karl VI. von Frankreich, der eine ansehnliche Streitmacht
unter Oliver de Clisson nach den Niederlanden sandte. In der Schlacht bei Roosenbeeke erlitten
die Flamänder eine vollständige Niederlage und Artevelde selbst fand den Tod. Die Geschichte der beiden Artevelde ist mehrfach poetisch
bearbeitet worden. -
Vgl. Hutton, James und Philip VanArtevelde (Lond. 1882);
Ashley, James und Philip VanArtevelde (ebd. 1883);
Namèche,
Les vanArtevelde et leur époque (Löwen
[* 4] 1887).