Titel
Arnd
,
1) (Arndt) Johann, protestant. Theolog, geb. 1555 zu Ballenstedt im Anhaltischen, ward 1584 Diakonus zu Ballenstedt und 1583 Pfarrer zu Badeborn. Hier wegen seines Widerstands gegen die Abschaffung des Exorzismus abgesetzt, ging er als Pastor 1590 nach Quedlinburg, [* 2] 1599 nach Braunschweig, [* 3] 1606 nach Eisleben, [* 4] bis ihm 1611 die ¶
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Generalsuperintendentur zu Celle
[* 6] übertragen wurde. Arnd
starb hier 1621. Abgestoßen von dem unevangelischen Geiste der meisten
Theologen seiner Zeit, führte er die Religion im Sinn der alten volkstümlichen Mystik auf das Herz und das Leben zurück und
ward ein Lehrer »vom inwendigen Reiche Gottes«. Seine asketischen Schriften sind daher noch jetzt beliebte
Erbauungsbücher. Besonders gilt dies von seinen »Vier Büchern vom wahren Christentum« (1605),
seitdem sehr oft in Druck erschienen und fast in alle europäischen Sprachen übersetzt. Fast gleichen Ruf erlangten sein »Paradiesgärtlein voller christlicher Tugenden« (1612),
seine »Postille« (1615),
seine »Auslegung des Katechismus Lutheri« (1616) u. a. Eine Gesamtausgabe seiner Schriften erschien in Leipzig [* 7] und Görlitz [* 8] 1734-36, 3 Bde.
Vgl. F. Arndt, Johann Arnd
(Berl. 1838), und H. Pertz, De Joh. Arndtio
(Hannov.
1852).
2) Karl Eduard, Geschichtschreiber, geb. zu Wagrowitz in der Provinz Posen, [* 9] studierte in Breslau [* 10] und Berlin, [* 11] lebte während der 40er Jahre nach längern Reisen eine Zeitlang in Paris, [* 12] später in Berlin und starb in Charlottenburg. [* 13] Seine Hauptschriften sind: »Geschichte des Ursprungs und der Entwickelung des französischen Volks« (Leipz. 1844-46, 3 Bde.);
»Geschichte der französischen Revolution von 1789 bis 1799« (Braunschweig 1851, 6 Bde.);
»Geschichte der französischen Nationallitteratur von der Renaissance bis zur Revolution« (Berl. 1856).
Zu Beckers bekannter »Weltgeschichte« lieferte er eine
Fortsetzung vom Ausbruch der französischen Revolution bis auf die neueste Zeit (bis 1871) in 9 Bänden, welche weniger weitschweifig
als seine frühern Werke ist; ihr fehlen aber auch wie jenen Frische der Darstellung und tiefere Auffassung des geistigen
Inhalts. In frühern Jahren veröffentlichte Arnd
auch einige Tragödien und »Israelitische Gedichte« (Stuttg. 1829).