Tourn.
(Osterluzei),
Gattung aus der
Familie der
Aristolochiaceen, kraut- und strauchartige, ausdauernde
Gewächse mit aufrechtem oder schlingendem
Stengel,
[* 3] abwechselnden, gestielten, meist herzförmigen, bisweilen sehr großen
Blättern und achselständigen
Blüten mit am
Grund bauchig röhrenförmigem Perigon, welches an der Mündung in eine
Zunge
ausgezogen oder mit einem tellerartigen
Saum versehen ist. Etwa 200
Arten, von denen 140 in (meist dem
tropischen)
Amerika,
[* 4] die übrigen in
Asien,
[* 5]
Afrika
[* 6] und
Europa
[* 7] vorkommen.
Einzelne zeichnen sich durch schön gefärbte oder höchst sonderbar gestaltete, oft auch sehr große
Blumen aus. Aristolochia ClematitisL. (gemeine
Osterluzei,
Waldrebenhohlwurz) findet sich häufig inWeinbergen im südlichen und mittlern
Europa, wird bis 0,6 m
hoch und hat in den Blattwinkeln zu 5-7 zusammenstehende
Blüten mit schmutzig gelbem Perigon, welches
in eine zungenförmige
Platte ausläuft. Die
Pflanze riecht eigentümlich balsamisch; ihre
Wurzel
[* 8] wurde vormals als schweiß-
und urintreibendes
Mittel angewendet. In größern
Gaben ist dieWurzel zu den narkotisch scharfen
Giften
zu rechnen. Aristolochia serpentariaL., in feuchten Bergwäldern des mittlern
Strichs der östlichen
Staaten von
Nordamerika,
[* 9] eine 25-40
cm hohe
Staude mit ei- oder herzförmigen, zugespitzten Blättern und kleinen, violettbraunen, einzeln in den
Achseln der
Niederblätter
stehenden
Blüten, liefert die
Schlangenwurzel
(Radix Serpentariae), welche aus einem kleinen, rundlichen
Rhizom
[* 10] und vielen dicht stehenden, sehr dünnen, zerbrechlichen, ineinander verflochtenen Wurzelfasern besteht.
Sie riecht baldrianartig und schmeckt kampferartig bitter. Als
Bestandteile werden ein ätherisches
Öl und Aristolochin angegeben.
Die Eingebornen benutzten die
Wurzel gegen Schlangenbiß; seit 1663 kam sie nach
Europa und wurde namentlich als Erregungsmittel
bei
Typhus und typhoiden Zuständen überhaupt angewandt; gegenwärtig ist sie ziemlich außer
Gebrauch.
Übrigens liefern auch andre nordamerikanische Aristolochia-Arten
Schlangenwurzel.
AristolochiaSiphoL'Hérit.
(Pfeifenstrauch), aus
Nordamerika,
hat einen windenden, sehr langen
Stamm, sehr große, fast kreisrunde, herzförmige
Blätter und winkelständige, bräunliche
Blüten, deren Perigon wie ein Pfeifenkopf gestaltet ist. Diese Art eignet sich vorzüglich zu
Lauben-
und Wandbekleidungen und dauert im
Freien aus. Mehrere andre
Arten werden bei uns in Treibhäusern kultiviert.
L., Pflanzengattung aus der Familie der Aristolochiaceen (s. d.) mit gegen 200 Arten in den Tropen und gemäßigten
Zonen der ganzen Erde; ausdauernde Kräuter oder Holzgewächse mit aufrechten oder schlingenden Stengeln oder Stämmen, abwechselnden,
gestielten Blättern von vorherrschend herzförmiger Gestalt und kurzgestielten, achselständigen Blüten mit unterständigem
Fruchtknoten und röhrigem, unregelmäßigem Perigon, das sich über dem Fruchtknoten bauchig erweitert,
dann verschmälert und an seiner Mündung entweder einseitig in eine Zunge ausgezogen ist oder einen horizontal ausgebreiteten,
tellerartigen, seltener einen ganz unregelmäßig oder eigentümlich gestalteten Saum hat. Im Innern der bauchigen Erweiterung
befindet sich eine dicke, kurze Griffelsäule mit sechs ringsherum angewachsenen Staubbeuteln. Die europ.
Arten sind Kräuter mit aufrechtem oder hin und her gebogenem Stengel und kriechendem oder knolligem Wurzelstock. In Deutschland
[* 11] kommt nur Aristolochia clematitisL., Osterluzei (s. Tafel: Hysterophyten I,
[* 12]
Fig. 6) genannt, wild vor, die einen kriechenden Wurzelstock
und zu fünf bis sieben in den Blattwinkeln stehende, etwa 2 cm lange Blüten mit schmutziggelbem, leichtgekrümmtem,
in eine Zunge auslaufendem Perigon besitzt.
Dieses Kraut findet sich vornehmlich in Weinbergen mit kalkigem Boden. Die Wurzel war früher offizinell. Zu ähnlichen Zwecken
dienen die knolligen Wurzelstöcke zweier südeurop. Arten, der Aristolochia longaL. und Aristolochia rotundaL. Die meisten Aristolochien wachsen
in Westindien
[* 13] und dem tropischen Amerika. Viele zeichnen sich durch prächtige oder höchst sonderbar gestaltete, oft auch
sehr große Blumen aus und sind daher kostbare Zierpflanzen der Warmhäuser. Die bemerkenswertesten sind:
1) Aristolochia serpentariaL., eine aufrechte Staude, deren aus vielen dünnen, schlangenartig ineinander geflochtenen Wurzeln bestehender
Wurzelstock unter dem Namen der virginischen Schlangenwurzel bekannt ist und früher als Radix Serpentariae
offizinell war. Die trockne Wurzel des Handels hat einen starken, baldrianähnlichen Geruch und einen bittern, kampferartigen
Geschmack. In ihrem Vaterlande wendet man sie als Gegengift gegen den Biß der Klapperschlange und anderer Schlangen,
[* 14] auch gegen
Wechselfieber an. 2) Aristolochia sipho L'Herit., der Pfeifenstrauch, ein Holzgewächs mit sehr lang werdenden, schlingenden
Stämmen und Ästen, sehr großen Blättern und grünlichgelben, ziemlich großen, einzeln oder paarweise stehenden Blumen, deren
Perigon ähnlich wie ein Tabakspfeifenkopf gestaltet ist. Diese Pflanze wird in Deutschland häufig zu Lauben- und Wandbekleidungen
in Gärten verwendet, besonders an schattigen Stellen.
5) aus Brasilien,
[* 16] ein dankbar blühender Schlingstrauch fürs Gewächshaus, mit großen braungefleckten Blumen. Andere großblumige
tropische Arten, wie Aristolochia ornithocephalaHook., Aristolochia Duchartrei André, A, gigantea Mart.
und Aristolochia grandifoliaSw., die Blumen von 30 cm Durchmesser haben, blühen erst, nachdem sie ein gewisses Alter erreicht haben,
und verbreiten während des Blühens meist einen widerlichen Aasgeruch, weshalb sie selten und nur in
sehr großen Gewächshäusern kultiviert werden. IhreVermehrung geschieht durch Ableger oder Stecklinge.