Titel
Arātos,
1) Aratos
aus
Sikyon,
Strateg des Achäischen
Bundes (s. d.), geboren um 272
v. Chr. zu
Sikyon, ward nach der Ermordung
seines
Vaters Kleinias durch den
Tyrannen Abantidas, der auch ihm nach dem
Leben trachtete, vom siebenten
Jahr an in
Argos erzogen. 20 Jahre alt, vereinigte er sich mit andern Flüchtlingen aus
Sikyon, um seine Vaterstadt von dem
Tyrannen Nikokles zu befreien. Der
Plan gelang: Aratos
erstieg mit seiner
Schar die
Mauern und befreite ohne Blutvergießen die Stadt,
die er, um ihrer
Freiheit einen Halt zu geben, dem
Bunde der
Achäer zuführte (251). In geschickter
Weise
ordnete er die innern Verhältnisse seiner Vaterstadt, und als er 245 zum
Strategen des
Bundes erwählt wurde, begann die
Blütezeit
desselben.
Als Aratos
später im
Kampf gegen Spartaner und Ätolier unglücklich war, trug er, um die Herrschaft im
Peloponnes nicht den
Spartanern zu überlassen, kein Bedenken, 223 den
Antigonos Doson zur
Hilfe gegen die Spartaner herbeizurufen und
so den
Bund
unter makedonische Herrschaft zu bringen. Aratos
starb 213 an
Gift, welches ihm
Philipp III. von
Makedonien hatte beibringen lassen.
Die
Achäer feierten sein Andenken gleich dem eines
Heros. Auch in der Litteraturgeschichte machte sich
Aratos
einen
Namen als Verfasser von (verlornen)
»Denkwürdigkeiten«, die in mehr als 30
Büchern die Geschichte seiner Zeit und
seines
Lebens enthielten, von
Polybios wegen ihrer
Klarheit und Wahrheitsliebe sehr gerühmt werden und die Hauptquelle der
Plutarchischen
Biographien des Aratos
,
Agis u.
Kleomenes bildeten.
2) Aratos
aus Soloi in
Kilikien,
Arzt und gefeierter Dichter, um 270
v. Chr., aus edlem
Geschlecht, Zeitgenosse
des
Kallimachos und Theokrit, lebte meist am
Hof
[* 2] des
Antigonos Gonatas von
Makedonien, auf dessen Veranlassung er sein astronomisches
Gedicht »Phaenomena et prognostica«, über Sternerscheinungen und Wetterzeichen,
ohne eigne Kenntnis zu besitzen, nach den Werken des
Eudoxos und
Theophrastos abfaßte. Obwohl der Originalität
und des poetischen Schwunges entbehrend, fand das in einfachem, erhabenem
Ton gehaltene und in bündiger, klarer
Sprache
[* 3] und
korrekten
Versen geschriebene Gedicht im
Altertum bei Dichtern wie
Kallimachos und selbst bei Fachkennern wie
Hipparch die größte
Anerkennung. Auch die
Römer
[* 4] lasen und übersetzten es mit Vorliebe, so
Cicero,
Cäsar
Germanicus und
Avienus.
Von den zahlreichen griechischen
Kommentaren besitzen wir noch die des
Hipparch (s. d.), die
Einleitung des
Achilleus Tatios
und zwei Erklärungsschriften unbekannter Verfasser. Neuere
Ausgaben besitzen wir von J. H.
^[Johann
Heinrich]
Voß (Heidelb.
1824, mit Übersetzung),
Buttmann (Berl. 1826),
Bekker (das. 1828) und von
Köchly (in den »Poetae bucolici
et didactici«, Bd. 2, Par. 1851).