Arabische
Kunst
nennt man die Kunst
, die in den islamitischen
Ländern aus den einheimischen Überlieferungen unter
dem Einfluß der arab. Herrschaft entstand. Hervorragendes bieten namentlich
Ägypten
[* 2]
(Kairo),
[* 3]
Vorderasien, sowie weiterhin
Persien
[* 4] und
Indien. Die
Baukunst
[* 5] leistet ihr höchstes in den Moscheen. Diese bestehen in der Regel aus
einem
Hof
[* 6] und
Arkaden, welche dieselben umziehen (Mekka, Medina,
Kairo, Cordoba,
[* 7] s.
Tafel: Arabische Kunst
I,
[* 1]
Fig. 1, 6; II,
[* 1]
Fig. 2). Im
Hof befindet sich ein
Brunnen;
[* 8] die
Arkaden werden an derjenigen Seite des
Hofes, welche nach Mekka zu liegt, besonders
ausgebildet, auch wird die
Richtung nach Mekka – welche beim
Beten einzuhalten ist – durch eine
Nische
bezeichnet.
Seit dem 15. Jahrh. tritt, unter Einwirkung byzant. Bauten, namentlich der
Sophienkirche zu
Konstantinopel,
[* 9] an
Stelle des offenen
Hofbaues der geschlossene Gewölbebau (Moschee Mohammeds II. zu
Konstantinopel, Moschee Sinan Pascha zu
Bulak bei
Kairo, s.
Taf. I,
[* 1]
Fig. 2; II,
[* 1]
Fig. 5). Neben den Moscheen erheben
sich die
Minarets (s. d.), schlank aufsteigende, oft reich gegliederte
Türme (s. Taf. II,
[* 1]
Fig. 1, 3, 6). In
Spanien
[* 10] werden
diese kräftiger ausgebildet, wie der
Turm
[* 11] der
Kathedrale zu Sevilla,
[* 12] die berühmte Giralda beweist, deren
Spitze jedoch dem 17. Jahrh.
angehört (s. Taf. I,
[* 1]
Fig. 4). Die Formen sind teils
von der altchristl. Kunst
übernommen, teils von eigenartiger, phantasievoller Gestaltung: reizvoll sind namentlich die
¶
mehr
verschiedenen Bogenformen (s. Taf. I,
[* 13]
Fig. 3 und 6; II,
[* 13]
Fig.
7). Die Schmuckformen sind reich und geistvoll. Das Ornament schwankt zwischen geradlinigen Verschlingungen und stark stilisiertem
Blattwerk (Arabeske) und ist von hohem koloristischem Reiz. Außer den Moscheen sind die Grabmäler (Chalifengräber zu Kairo,
s. Taf. II,
[* 13]
Fig. 4) und die Schloßbauten bedeutend:
die Alhambra (s. d.) und Generalife in Granada,
[* 14] der Alcazar zu Sevilla (s. Taf. I,
[* 13]
Fig. 5), die Schlösser Zisa und Kuba in Sicilien,
der Palast des Großmogul zu Dehli (s. Taf. II,
[* 13]
Fig. 7). In der figürlichen
Bildnerei und Malerei steht die Arabische Kunst
infolge der Abneigung der Mohammedaner gegen bildliche Darstellungen
zurück.
Doch fehlt es nicht gänzlich an Arbeiten, wie die steifen Löwen
[* 15] des Löwenhofes in der Alhambra u. a. beweisen. Um so reicher
ist das ornamentale Kunst
gewerbe ausgebildet. Seidenstoffe, Teppiche, Stickereien, eingelegte, auch getriebene Arbeiten, Fayencen,
Lederarbeiten sind meist aus der in Arabische Kunst
die europäische übergegangen. Mit dem Stillstand
des Mohammedanismus verfiel auch die Lebenskraft der Arabische Kunst
Jedoch hat sie sich in Spanien zum Teil auf die christl. Besieger
der Mauren im sog. Mudejarstil (s. d.) übertragen. -
Vgl. Girault de Prangey, Monuments arabes et moresques d'Espagne (Par. 1839);
Villa Amil und Escosura, España artistica y monumental (3 Bde., Madr. 1842-59);
Prisse d'Avennes, L'art arabe d'après les monuments du Kaire depuis le 7e siècle (Par. 1869 fg.):
Arabische
F. von Schack, Poesie und Kunst
der Araber (2 Bde., 2. Aufl., Stuttg.
1877);
Le [* 16] Bon, La civilisation des Arabes (Par. 1883);
J. J. Hittorf und L. Zanth, Architecture moderne de la Sicile (ebd. 1835);
Caveda, Geschichte der Baukunst in Spanien (deutsch von P. Heyse, hg. von Kugler, Stuttg. 1858);
Monumentos arquitectónicos di España (Par. 1860 fg.);
J. von Hammer-Purgstall, Constantinopolis und der Bosporus [* 17] (2 Bde., Pest 1822);
J. Franz Pascha, Die Baukunst des Islam (im «Handbuch der Architektur», Darmst. 1889).