(mittelalterl.
Aglar), zur Zeit der röm.
Kaiser große Handelsstadt am Nordende des Adriatischen
Meers in Oberitalien,
[* 3] jetzt unbedeutender
Ort von 1400 Einw. in der österreichischen
GrafschaftGradisca. Aquileja wurde 182
v. Chr. 60 Stadien
vom
Meer, mit welchem es durch die einst schiffbare, jetzt versandete
Lagune in
Verbindung stand, als römisches
Castrum angelegt
und ward bald ebenso wichtig in politischer und strategischer Beziehung wie reich und blühend durch
Handel.
Bis ins 5. Jahrh. hatte Aquileja seine
Größe behauptet, als
Attila sich nach dreimonatlicher Belagerung 452 der
Stadt bemeisterte
und sie dem Erdboden gleich machte. Die Einwohner flohen auf die Laguneninseln nach dem
HafenGradus
(Grado).
An der
Stelle des alten Aquileja entstand nach einiger Zeit ein neuer
Ort, der sich noch einmal erhob und zwar
in kirchlicher
Größe. Im 6. Jahrh. entstand das aquilejische
Patriarchat, welches in den Wirren der Zeit eine Macht erlangte,
die der des römischen
Bischofs gleichkam und ganz
Friaul nebst
Istrien umfaßte.
Nach dem Eindringen der
Langobarden residierten die
Patriarchen in
Gradus und seit dem 7. Jahrh. zu
Udine
in
Friaul. Im 16. Jahrh. bemächtigte sich
Venedig
[* 6] der Patriarchatsländer, wovon es später einen Teil an
Österreich
[* 7] abtrat.
Das
Patriarchat ward 1451 nach
Venedig verlegt, kam aber dadurch in eine immer schwierigere
Stellung, da einerseits
Österreich,
anderseits
Venedig die Ernennung des
Patriarchen in Anspruch nahm. Die fortdauernden Zwistigkeiten wurden
erst 1750 durch
PapstBenedikt beendet, welcher das
Patriarchat von Aquileja ganz aufhob und an dessen
Stelle die zwei neuen Erzbistümer
Udine und
Görz
[* 8] errichtete, die noch gegenwärtig bestehen. Der heutige arme
Ort enthält die große, 1042 im Rundbogenstil
vollendete
Domkirche und zahlreiche ausgegrabene
Altertümer,
welche die ehemaligeGröße der Stadt ahnen
lassen.
slaw. Voglej, mittelalterlich Aglar, Gemeindevorort in der österr.
Bezirkshauptmannschaft Gradisca, an dem bis Aquileja für kleine Seedampfer schiffbaren Natisso, die mit der Aussa an der ital. Grenze
durch Kanäle (Delle Mee, Anfore) in
¶
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Verbindung steht, hat (1890) 950, als Gemeinde 2300 friaulische E., einen 1031 eingeweihten Dom (roman. Basilika
[* 11] mit Krypta
aus dem 4. Jahrh.), Reste der altchristl. Kirche dei Pagani mit altem Baptisterium und isoliertem Glockenturm (83 m, mit herrlichem
Panorama), ein Staatsmuseum mit antiken Funden. - Aquileja, im röm. Altertume berühmte Stadt in Oberitalien,
im Lande derVeneter, wurde 182 v. Chr. von den Römern zwischen den FlüssenSontius und Natisso, dem heutigen Isonzo
[* 12] und Aussa, 9 km
vom AdriatischenMeere entfernt als Kolonie latinischen Rechts angelegt. Aquileja war nach Art der röm. Standlager als fast gleichseitiges
Viereck
[* 13] von 375 röm. Schritten (etwa 583 m) Seitenlange angelegt und hatte
als befestigtes Lager eine hohe Bedeutung, indem die Via Aemilia, die Hauptstraße Italiens, bis hierher fortgesetzt war und
die Straßen nach Pannonien, Noricum, Istrien und Dalmatien von Aquileja ausgingen.
Die Stadt nahm unter den ersten röm. Kaisern, namentlich unter Augustus, bedeutenden Aufschwung, wurde
zugleich Station für einen großen Teil der röm. Flotte und eines der wichtigsten Handelsemporien des RömischenReichs, die
zweitgrößte Stadt Italiens nach Rom.
[* 14] Zur Zeit der größten Blüte
[* 15] unter Kaiser Hadrian soll sie 300000 - 500000 Bewohner gehabt
haben. 452 wurde die Stadt von Attila nach langer Belagerung zerstört; ihre Ruinen bilden einen der wichtigsten
Fundorte röm. Altertümer.
Obgleich wieder aufgebaut, gelangte die Stadt doch nie mehr zu ihrer frühern Bedeutung. Schon im 6. Jahrh. trat der auf dem
äußern Strande der Lagunen liegende Außenhafen Gradus (das heutige Grado, s. d.)
an die Stelle des städtischen Hafens. Die Bischöfe von Aquileja nahmen 557 den TitelPatriarchen an. Sie residierten
seit 452 abwechselnd auch in Grado, das aber seit 607 eigene Patriarchen wählte, die mit jenen lange in blutigen Fehden lebten.
Das Patriarchat von Aquileja erlangte infolge seiner Anhänglichkeit an die deutschen Kaiser seit Otto I. eine bedeutende Macht, ging
aber seit dem Untergang der Hohenstaufen wieder zurück. 1751 wurde es ganz unterdrückt. Das Patriarchat
von Grado war schon 1451 nach Venedig verlegt worden. Aquileja gehört seit 1809 zu Österreich. -
Vgl. Kenner, Fundkarte von (in
den «Mitteilungen der k. k. Centralkommission zur Erforschung der Baudenkmale», Bd.
10, Wien 1865);