Anton
Ulrich,
Herzog von
Braunschweig-Wolfenbüttel, geb. zu Hitzacker, wurde 1685 Mitregent seines
Bruders
Rudolf
August, nach dessen
Tode (1704) alleiniger
Regent. Nachdem seine Enkelin Elisabeth Christine auf sein Anstiften 1707 katholisch
und 1708 Gemahlin des Prätendenten auf den span. Königsthron, nachherigen deutschen
Kaisers
Karl VI. geworden war,
trat er 1710 selbst in
Bamberg
[* 2] zum
Katholicismus über. Anton Ulrich
starb Er war äußerst prachtliebend, zugleich eifriger
Gönner der Wissenschaften und Künste, auch als der «Siegprangende»
Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (1659); die
Bibliothek zu Wolfenbüttel
[* 3] vermehrte er beträchtlich und erbaute
das herrliche Lustschloß Salzdahlum.
Außer einigen für Hoffeste bestimmten Singspielen giebt es von ihm 61 geistliche Lieder, die u. d. T. «Christfürstliches Davids Harpffenspiel» (Nürnb. 1007; Wolfenb. 1670; in Auswahl von Wendebourg, Halle [* 4] 1855) erschienen; Melodien dazu setzte seine Stiefmutter Sophia Elisabeth von Mecklenburg. [* 5] Außerdem verfaßte zwei ihrer Zeit hochberühmte Romane: «Die durchleuchtige Syrerinn Aramena» (5 Bde., Nürnb. 1669–73; 1678–79; verkürzt von S. A[lbrecht], 3 Bde., Berl. 1782–86) und «Octavia» (6 Bde., Nürnb. 1677; 1685; als «Die Römische [* 6] Octavia», 6 Bde., Wittenb. 1711 und 7 Bde., Braunschw. 1712). Beide leiden an großer Breite [* 7] und verwickelter Anlage, oft auch an Unwahrscheinlichkeit, geben aber dem Dichter Gelegenheit zu geistvollen Betrachtungen über staatliche und sociale Verhältnisse und zu Episoden, die verhüllt Ereignisse aus dem damaligen Hofleben erzählen. –
Vgl. Hock, und Elisabeth Christine von Braunschweig [* 8] (Wolfenb. 1845);
Cholevius, Die bedeutendsten deutschen Romane des 17. Jahrh. (ebd. 1800).