Anthrakosis
der
Lungen
(Kohlensucht), s.
Staubeinatmungskrankheiten.
Anthrakosis der Lungen
85 Wörter, 740 Zeichen
Medicin — Specielle Pathologie — Krankheiten der
Respirationsorgane
Anthrakosis
der
Lungen
(Kohlensucht), s.
Staubeinatmungskrankheiten.
Der Staub, welcher bei der Atmung in die Luftwege eingesogen wird, ¶
wird größtenteils von dem Schleim aufgenommen, durch die Flimmerbewegung der Lungen
epithelien zurück nach der Luftröhre
geführt und von hier durch Räuspern und Husten ausgeworfen. Ist die eingeatmete Menge zu groß, so wird ein Teil der feinsten
Körnchen von der Lunge
[* 4] aufgenommen und bleibt entweder in ihrem Gewebe
[* 5] selbst oder in den Lymphgefäßen
und Drüsen dauernd haften. Am auffallendsten bemerkbar ist der Kohlenstaub, welcher beim Lampenbrennen, Kohlen-, Holz- und
Torffeuern, kurz überall entsteht, wo unvollkommene Verbrennung irgend welcher Art vor sich geht, also auch beim Tabaksrauchen,
wenngleich in weit geringerm Maß, als von den Gegnern des Rauchens angegeben wird.
Während die Lungen der Wilden und der im Freien lebenden Tiere (nicht der Haustiere) ganz frei davon sind, findet sich bei den Kulturmenschen und den unter gleichen Verhältnissen lebenden Haustieren ein gewisser Grad von Schwarzfärbung (Pigmentierung) der Lunge. Zu einer wirklichen Krankheit, der Staubeinatmungskrankheit, gibt die Verunreinigung der Luft Anlaß, wenn infolge gewisser Umstände die Luft mit Staub geradezu überladen ist und die Einatmenden infolge ihrer gewerblichen Thätigkeit gezwungen sind, derselben sich fortwährend oder einen großen Teil des Tags auszusetzen. So sind dem Kohlenstaub exponiert die Stein- und Braunkohlenarbeiter, auch manche mit der Holzkohlenfabrikation beschäftigte Arbeiter, dem Sandstaub oder den Kieselpartikeln die Steinhauer und Schleifer, dem Eisenstaub die Schmiede, Feilenhauer, Stahlschleifer, Spiegelglaspolierer, dem Tabaksstaub die Tabaksarbeiter, dem Farbenstaub die Farbenarbeiter, der kieselsauren Thonerde die Ultramarinarbeiter etc. Den Nachweis, daß diese Substanzen wirklich in die Lunge eindringen, liefert die anatomische, mikroskopische und chemische Untersuchung der Lungen.
Die Folgen der Staubinhalation bestehen in diesen Fällen zunächst in Hyperämie und Katarrh der Luftröhrenverzweigungen
mit fortwährendem Räuspern, Husten und Auswurf; weiterhin gesellt sich eine wirkliche chronische Entzündung des Lungen
gewebes
hinzu, welches seine Elastizität mehr oder weniger verliert und sich bis zu einem Grade, daß es unter dem Messer
[* 6] knirscht,
verhärtet; schließlich geht der Zustand in eine Verödung des Lungen
gewebes über. Die Überladung
des Lungen
gewebes mit Kohlenpigment nennt man Anthrakosis, die mit Eisenpartikelchen Pneumonosiderosis.
Vgl. Hirt, Die Staubinhalationskrankheiten (Leipz. 1871);
Eulenberg, Handbuch der Gewerbehygieine (Berl. 1876);
Merkel, Staubinhalationskrankheiten (in Ziemssens Handbuch, Leipz. 1882).