Anstrengun
gsform,
s. Muskelgefühl.
Anstrengungsform
3 Wörter, 36 Zeichen
Anstrengungsform,
s. Muskelgefühl.
eine zu den Gemeingefühlen (s. d.) zählende eigentümliche Empfindung der willkürlichen Muskeln,
[* 3] die
man wieder in Anstrengungs-
und Ermüdungsgefühl zerlegen kann. Das Muskelgefühl unterrichtet
uns nicht nur stets von der jeweiligen Lage unsrer Glieder
[* 4] und der verschiedenen Hautstellen überhaupt zu einander, sondern
wir bemessen auch vermittelst der Muskeln den Grad der Anstrengung
, welcher erforderlich ist, um den sich uns entgegenstellenden
Widerstand zu überwinden. Die Empfindung von dem Grade der erforderlichen Anstrengung
zur Überwindung
eines uns entgegenstehenden Widerstandes ist so fein, daß sie uns Dienste
[* 5] leistet wie ein Sinn, welchen man nach E. H. Weber
¶
als Kraftsinn (Muskelsinn) bezeichnen könnte. Man kann mit seiner Hilfe, ganz unabhängig vom Tastsinn, den Unterschied zweier
Gewichte noch genauer bestimmen als mittels des Tastsinnes. Wir wissen durch Erfahrung, welche Anstrengung
bestimmter Muskeln
dazu erforderlich ist, um unsre Glieder in eine gewisse Lage zu versetzen und sie darin zu erhalten, so
genau, daß wir jeden Augenblick durch den Grad der Anstrengung
der einzelnen Muskeln, in dem sich diese gerade befinden, anzugeben
vermögen, in welcher Lage sich unsre Glieder befinden, auch ohne daß wir sie sehen, und ohne daß sie sich gegenseitig berühren.
Es ist einleuchtend, daß diese Kenntnis von der Lage unsrer Glieder auch benutzt werden kann zur Wahrnehmung
der Größe und Gestalt der Gegenstände, welche wir mit beiden Händen ergreifen, sowie zur Erhaltung des Gleichgewichts beim
Gehen und Stehen. Die Feinheit und Sicherheit der Muskelkontraktion, welche auf den eben genannten Ursachen beruht, ist unstreitig
am überraschendsten bei der Bildung der Töne und Sprachlaute im Kehlkopf
[* 7] und in der Mundhöhle beim Singen
und Sprechen.