Anlaufen
§. 1. I) Eigentlich ein Anstoß oder Hinderniß, welches den Füßen in den Weg gesetzt wird, damit man entweder falle, oder von seinem Lauf zurückgehalten werde. (S. Aergerniß §. 1. II). Dasjenige, was einem Gelegenheit zu sündigen giebt, es sei solches an und für sich oder zufälliger Weise, entweder aus Unwissenheit, oder aus Bosheit. (S. Aergerniß §. 5. 6.)
Siehe da, ich lege in Zion einen Stein des Anlaufens, und einen Fels der Aergerniß; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zu Schanden werden, Röm. 9, 32. 33.
§. 2. Dieser Stein ist Christus, unser Heiland, Esa. 8, 14. an dem sich die Juden gestoßen, und geärgert. Denn da er ihren thörichten, fleischlichen und engherzigen Erwartungen nicht entsprach, vielmehr sie strafte, so wurde ihnen seine Knechtsgestalt ein Stein des Anlaufens. Zwar nicht an und für sich, und nach der Absicht GOttes, denn er war ein Grundstein, ein bewährter und köstlicher Eckstein, ein Stein des Heils; Esa. 28, 16. 1 Petr. 2, 4. sondern durch ihre eigene Schuld; so wie er es Allen wird, die im Eigenwillen und Stolz das in ihm angebotene Heil verschmähen. Es ist GOttes heilige Ordnnng, daß die Verachtung der himmlischen Wahrheit in Verblendung, die Verstoßung der heiligen Liebe in Verhärtung, der Widerwille gegen GOttes Heilsrath in das Verderben stürzt. Vergl. Matth. 21, 44. und Stein.