(Engelwurzel,Theriakwurzel,Brustwurzel, lat. radix Angelicae; franz.
racine d'archangélique; engl. Officinal Longwort); die getrocknete Wurzel der in den Bergwäldern
Mitteleuropas wildwachsenden, aber auch vielfach kultivierten Doldenpflanze: Archangelica officinalis. Die A. besteht aus
einem mit zahlreichen dicken und langen Fasern umgebenen Wurzelkopf von brauner Farbe und stark aromatischem
Geruch und Geschmack; die Wurzelfasern werden gewöhnlich zu einem zopfähnlichen
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Bündel zusammengedreht; auf dem Querschnitt erkennt man in der weißlichen Rinde zahlreiche, mit einem rötlichgelben Balsam
gefüllte kleine Behälter. Die Wurzel von kultivierten Pflanzen wird vorgezogen, man sammelt sie im Frühjahr oder im Herbste.
Als beste Sorte gilt die sächsische A. aus der Gegend von Bockau bei Schwarzenberg; die jährliche Produktion
soll sich dort auf 50000 kg belaufen. Auch in Thüringen und am Harz wird viel A. angebaut, so namentlich in der Gegend von
Cölleda, Jena, Gebsen, Quedlinburg, Gernrode u. s. w. Verwechslungen mit den Wurzeln der
Angelica silvestris kommen wohl kaum noch vor, da man fast ausschließlich nur kultivierte Ware kauft.
Der Geruch jener Wurzel ist von dem der echten ganz verschieden und die Farbe ist mehr grau als braun. Die A. wird teils
in Apotheken, teils zur Fabrikation von Likören und Angelikaöl verbraucht. Außer dem ätherischen Öle enthält die A. noch
eine besondere Säure, die Angelikasäure, und einen kristallisierbaren Stoff, das Angelicin, als charakteristische
Bestandteile. - Zollfrei. Angelikalikör Nr. 25 b des Tarifs im Anhang.
Engelwurzel, Theriakwurzel, Brustwurzel (lat. radix angelicae; franz. racine d'angelique;
engl. angelica root), der getrocknete Wurzelstock von Archangelicaofficinalis Hoffm.
oder AngelicaArchangelicaL. (s. Archangelica). - Die Pflanze wächst in den Bergwäldern Mitteleuropas, sowie auch in Schweden
[* 3] und Norwegen wild; man sammelt aber jetzt nur noch die Wurzeln der angebauten Pflanze. Als beste Sorte gilt
die sächsische Angelikawurzel aus der Gegend von Bockau bei Schwarzenberg; die Produktion der dortigen Kulturen soll sich auf 50000 kg
im Durchschnitt jährlich belaufen; 1887 soll die Ernte
[* 4] dort sogar über das Doppelte betragen haben, während die von 1889 sehr
knapp ausgefallen ist. Nächstdem folgt die von Thüringen und vom Harz, namentlich aus der Gegend voll
Cölleda, Jena,
[* 5] Gebesee, Quedlinburg
[* 6] und Gernrode. Die Wurzel
[* 7] wird erst im zweiten Jahre gegraben; die Entwicklung des Blütenschaftes
wird unterdrückt, was dem Wachstum des Wurzelkörpers zu gute kommt. - Die Handelsware besteht aus fingerlangen bis faustdicken,
in zahlreiche Äste aufgelösten Wurzelstöcken, die man zopfartig zusammengedreht hat.
Die Wurzel ist etwas schwammig, nicht holzig, ihre Farbe außen dunkel und graubraun, innen weiß. Auf dem Querschnitte zeigt
die dicke Rinde zahlreiche gelbe Balsamschläuche in den dunklern Baststrahlen. Der Holzkörper zeigt breite weiße Markstrahlen
und umschließt ein lückiges Mark. Die Angelikawurzel besitzt einen starken aromatischen Geruch und Geschmack. Verwechselungen
oder Verfälschungen mit der Wurzel der wildwachsenden AngelicasilvestrisL. dürften wohl kaum noch vorkommen, da diese einen
andern und schwächern Geruch besitzt und eine mehr graue als braune Farbe hat. Die Angelikawurzel ist offizinell; sie wird ferner zur
Bereitung aromatischer Liqueure sehr viel verwendet. Die wesentlichen Bestandteile der Angelikawurzel sind ein ätherisches
Öl (s. Angelikaöl), etwas Harz, mit ersterm zusammen den Angelikabalsam bildend, ferner Angelikasäure (s. d.) und Hydrocarotin
(früher Angelicin). - In neuester Zeit kommen auch aus Japan
[* 8] zwei Arten von in den Handel; die eine, Senkiga genannt, stammt
von Angelica refracta, die andere, Biyakushi genannt, von Angelica anomale; man kann sie nur zur Bereitung von ätherischem
Öl verwenden, das jedoch einen etwas abweichenden Geruch besitzt.