seiner lateinisch geschriebenen römischen Geschichte in 31 Büchern von Nerva bis Valens (96-378 n. Chr.) sind nur die letzten 18 Bücher
(14-31) erhalten, welche die Jahre 353-378, also die Zeit des Verfassers, schildern und besonders für die Geschichte des
KaisersJulian (361-363) die bei weitem wichtigste Quelle
[* 5] bilden. Der Stil ist hart, oft schwülstig und
dunkel; aber hinsichtlich des Inhalts ist das Werk durch die Sachkenntnis und das klare, selbständige und unparteiische Urteil
des Verfassers vom größten Wert. Auch über das Christentum urteilt er, obgleich selbst Heide, doch mit Mäßigung und Billigkeit,
so daß er sogar den KaiserJulian wegen einiger Härte gegen die Bekenner desselben tadelt. Ausgaben lieferten
nach der ersten (Rom 1474) neuerdings Eyssenhardt (Berl. 1871) und Gardthausen (Leipz. 1874-1875, 2 Bde.);
eine Übersetzung Troß und Büchele (Stuttg. 1827-53, 8 Bde.);
»Auszüge aus übersetzte Coste (Leipz. 1879).
Marcellinus, röm. Geschichtschreiber, geb.
um 330 n. Chr. zu Antiochia, trat früh in das röm. Heer, machte unter seinem Lieblingshelden, Kaiser Julian,
mehrere Feldzüge im Orient und Occident mit und lebte seit 371 wieder in Antiochia, zuletzt in Rom den Wissenschaften, bis 400. Er
schrieb um 390 in Rom die Geschichte des röm. Staates von 96 bis 378 n. Chr. in 31 Büchern, eine Fortsetzung
des Tacitus; die 13 ersten Bücher, die Geschichte der Jahre 96 - 352, sind verloren.
Wegen der Wahrheitsliebe des Verfassers, der den geschilderten Ereignissen vielfach nahe gestanden hat, wegen der genauen
Beschreibungen der Länder und der Begebenheiten, besonders auch wegen der Bemerkungen über Deutschland,
[* 7] ist das Werk sehr
schätzbar. Die Sprache
[* 8] ist, dem Zeitgeschmack entsprechend, überladen, geziert, oft schwer verständlich.
steht auf dem Boden des alten Götterglaubens, aber in der toleranten Weise der Gebildeten seiner Zeit, und ist dabei auch
gegen das Christentum billig. Die beste ältere, mit den Kommentaren der frühern Ausleger, besonders Gronovs, versehene Ausgabe
ist von Wagner und Erfurdt (3 Bde., Lpz.
1808); eine neue kritische Ausgabe gab nach Eyssenhardt (Berl. 1871) Gardthausen herans (2 Bde.,
Lpz. 1874-75), eine deutsche Übersetzung lieferten Troß und Büchele (8 Bde., Stuttg. 1827-54).