Alsengemmen
,
aus
Glaspaste hergestellte
Gemmen,
[* 2] von denen das erste
Exemplar auf
Alsen, weitere im Gebiet
zwischen
Niederrhein und Niederelbe bald als
Schmuck von
Kirchengeräten, Meßbüchern, Votivgaben u. dgl.,
bald vereinzelt im Erdboden aufgefunden wurden. Man kennt jetzt über 40
Exemplare. Der
Aberglaube legte diesen
Gemmen die
Eigenschaft
bei, dem
Besitzer im
Kampf den
Sieg zu verleihen (Siegesstein des
Königs Nidung in der
»Edda«). Der meist
blau oder grünlich gefärbte Glasfluß, in den gewöhnlich 2-3, seltener 1 oder 4
Figuren roh eingraviert sind, besteht in der
Regel aus zwei
Schichten: einer hell- und einer dunkelgefärbten.
Olshausen, S.
Müller und
Friedrich betrachten die Alsengemmen
als
Produkte
der christlichen
Kunst; letzterer will in einigen Gravierungen
Darstellungen aus dem
Buche
Hiob wiedererkennen.
Bartels glaubt, daß die Alsengemmen
mit dem
¶
mehr
christlichen Kultus ursprünglich nichts zu thun hatten, daß die als Nachahmung antiker Muster aufzufassenden Figuren von den
Künstlern einer mittelalterlich-heidnischen Nordseeküstenbevölkerung mit dem Grabstichel in den von den Kulturvölkern
des Mittelmeers
[* 4] in den Handel gebrachten Glasfluß eingraviert worden sind. Er glaubt, daß mindestens zwei antike Modelle vorgelegen
haben: Viktoria, dem Krieger dem Siegeszweig überreichend, und Viktoria stehend vor dem Imperator. Jedenfalls
gehören wohl die Alsengemmen
dem 7.-9. Jahrh. an.
Vgl. »Zeitschrift für Ethnologie 1882,1883,1887, 1889«.