Alpenvereine
(Alpenklubs), Vereine, welche sich die genauere Erforschung der Alpen [* 2] in topographischer wie physisch-geographischer Hinsicht zur Aufgabe gesetzt haben. Der älteste derselben ist der englische Alpine Club (in London), [* 3] der seit 1857 besteht und eine Anzahl der schwierigsten und kühnsten Bergersteigungen ausgeführt hat. Zu seinen Publikationen gehören das Prachtwerk »Peaks, passes and glaciers« (Lond. 1860-62, 3 Bde.),
der ausgezeichnete
»Alpine
Guide« (das. 1863 ff.) von J.
^[John]
Ball und das
»Alpine
Journal« (seit März 1863). Nächstdem
trat im März 1862 der Österreichische Alpenverein
(in
Wien)
[* 4] zusammen, der seine Thätigkeit vorzugsweise den Österreichischen
Alpen zuwendet, namentlich auch die Erleichterung der Bereisung derselben anstrebt und in den »Mitteilungen«
(Wien 1863-64, 2 Bde.) und dem »Jahrbuch
des Österreichischen Alpenvereins«
(1865-73, 9 Bde.)
über seine
Arbeiten berichtet hat. Im April 1863 konstituierte sich der
Schweizer Alpenklub, der in wissenschaftlicher
Hinsicht Bedeutendes geleistet hat.
Derselbe gliedert sich in
Sektionen (1884: 29 mit 2656 Mitgliedern), aus deren einer in dreijährigem
Turnus der Zentralausschuß
gebildet wird.
Sein
Organ ist das mit trefflichen
Karten ausgestattete »Jahrbuch des
Schweizer
Alpenklubs« (seit 1864). Seine
größte
Arbeit ist die genaue
Vermessung des Rhônegletschers; er hat etwa 30 Schutzhütten in der Hochregion
erbaut. Den genannten
Vereinen folgte 1863 der
Italienische Alpenverein
(1884 mit 34
Sektionen und 3767 Mitgliedern), der die
naturwissenschaftliche Erforschung der
Alpen wie auch des
Apennin verfolgt.
Die Publikationen des Zentralsitzes (Turin) [* 5] sind: »Bolletino del Club Alpino Italiano« (1865-84, 18 Bde.);
»L'Alpinista« (1874-75, 2 Bde.);
»Rivista alpina italiana« (seit 1882).
Außerdem geben die
Sektionen der romanischen
Schweiz
[* 6] noch die
Zeitschrift »L'Echo des
Alpes« (Genf,
[* 7] seit 1870) heraus. 1869 wurde in
München
[* 8] der Deutsche
[* 9] Alpenverein
gegründet, der stärkste unter diesen
Vereinen. Nach
dem
Muster des
Schweizer
Klubs gliederte er sich in
Sektionen mit dreijährig wechselndem
Vorort, 1874 trat
ihm der Österreichische Alpenverein als
Sektion bei, worauf der Gesamtverein den
Namen
Deutscher und
Österreichischer Alpenverein
annahm.
Damals zählte der Verein 3682 Mitglieder in 43 Sektionen, Ende 1884 ist die Zahl der Sektionen auf 110, die der Mitglieder auf mehr als 13,000 angewachsen. Seine Thätigkeit ist einmal eine litterarische, dann aber auch eine praktische; die erstere Richtung pflegt der Verein durch seine »Zeitschrift« (seit 1869, von 1885 ab in Jahresbänden) und die »Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins« (seit 1875, von 1885 ab in halbmonatlichen Nummern),
durch Herausgabe einer von namhaften Gelehrten bearbeiteten »Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Alpenreisen« (1879-1882, 2 Bde.) und eines »Atlas [* 10] der Alpenflora« (von Hartinger, Wien 1882 ff., 4 Bde.). Während die Zeitschrift mehr die populärwissenschaftliche Richtung kultiviert und entsprechende Kunstbeilagen (Karten, Panoramen, Ansichten) gibt, dienen die Mitteilungen mehr dem eigentlichen Vereinsleben und der praktischen Thätigkeit.
Diese letztere äußert sich in erster Reihe durch Weg- und Hüttenbauten; gegen 70 wohleingerichtete Hütten [* 11] befinden sich im Besitz oder unter Verwaltung seiner Sektionen. Eine weitere Thätigkeit betrifft das Führerwesen; gegen 700 Führer sind auf Gutachten des Vereins von den Behörden autorisiert worden, der Verein hat eine Führerunterstützungskasse gegründet und trägt bei Versicherung von Führern gegen Unfälle einen Teil der Prämie. Weitere Zweige der Thätigkeit des Vereins sind: Einrichtung, bez. Subventionierung von meteorologischen Stationen auf Höhenpunkten, Beihilfe zu Aufforstungen;
als 1882 die südlichen Alpenthäler Österreichs von Hochwassern verwüstet wurden, sammelte der Verein den bedeutenden Betrag von 154,935 Gulden, welcher direkt durch seine Mandatare teils bar, teils aber in Naturalien verteilt ward.
Vgl. »Der Deutsche und Österreichische Alpenverein« (Festschrift, Salzb. 1884).
Dem Alpengebiet gehören ferner an: der Club alpin français (Paris, [* 12] seit 1874),
welcher ein »Annuaire« und seit 1882 ein »Bulletin mensuel« veröffentlicht und sich mit der Montblancgruppe und den Westalpen, besonders aber mit den Pyrenäen beschäftigt, von denen er (seit 1882) eine Karte publiziert;
er zählte 1884: 40 Sektionen mit über 4900 Mitgliedern;
außerdem die Gesellschaft Ramond, zur wissenschaftlichen Ausbeutung der Pyrenäen (gegründet 1865);
der Juraklub (1866 zu Roiraigne im Thal [* 13] von Travers gegründet);
ferner in Österreich [* 14] Ungarn: [* 15] der Österreichische Touristenklub (seit 1869), dessen Thätigkeit sich besonders auf die niederösterreichischen und Julischen Alpen erstreckt, und der ebenfalls ein »Jahrbuch« herausgibt, und der Alpenklub Österreich (seit 1878, Organ: die »Österreichische Alpenzeitung«),
beide in Wien;
der Steirische Gebirgsverein (gegründet 1869 in Graz), [* 16] die Società degli Alpinisti Tridentini (seit 1874) in Südtirol, die Società alpina Friulana in Udine, der Ungarische Karpathenverein in Kesmark, der Galizische Tatraverein in Krakau [* 17] (seit 1873), der Siebenbürgische Karpathenverein in Hermanstadt.
Von andern Gebirgsvereinen verdienen noch Erwähnung der Vogesenklub (seit 1872), der ¶
mehr
Schwarzwaldverein, der Spessartklub, Taunusklub, der Rhönklub, der Sächsische Erzgebirgsverein, der Riesengebirgsverein, Gebirgsverein der Grafschaft Glatz, [* 19] der Mährisch-schlesische Sudetengebirgsverein, der Gebirgsverein für Böhmen, [* 20] der Gebirgsverein für die sächsisch-böhmische Schweiz, der Thüringerwaldverein; endlich die Associacio d'Escursion Catalana in Barcelona [* 21] (seit 1878, »Annuario« und »Boletin«) und der Appalachian Mountain Club in Boston, [* 22] der auch wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht.