Allium
456 Wörter, 3'246 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Allium,
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Allium
[* 2] L., Lauch, Pflanzengattung aus der Familie der Liliaceen (s. d.) mit gegen 250 Arten größtenteils in Europa, [* 4] Nordafrika, im mittlern Asien [* 5] und in Nordamerika; [* 6] Zwiebelgewächse mit grundständigen, meist sehr schmalen und nicht selten röhrenförmigen Blättern, einfachem Blütenschaft, der die kleinen gewöhnlich unansehnlichen Blüten in der Regel in dicht gedrängter endständiger Dolde trägt. Bei einzelnen Arten kommen zwischen den Blüten kleine Brutzwiebelchen vor.
Alle hierher gehörigen Arten zeichnen sich durch einen eigentümlichen für
diese Gattung charakteristischen Geruch aus, der
von einem bestimmten schwefelhaltigen Öle,
[* 7] dem sog. Knoblauchöle, oder ähnlichen Substanzen herrührt. Zahlreiche Arten
der Gattung Allium
sind seit sehr langer Zeit wichtige Kulturpflanzen. Ihre Heimat ist nicht bestimmt zu nennen. Der
Knoblauch (s. d.), Allium
sativum L., ist wahrscheinlich in den Kirgisensteppen
einheimisch und von da in sehr früher Zeit zu den orient.
Völkern gebracht worden, denn bereits die Juden und Ägypter brauchten denselben als Gewürz und Gemüse; auch bei den Griechen
und Römern war der Knoblauch eine beliebte Speise. Ebenso ist die Zwiebel (s. d.) oder Zipolle (Allium
Cepa
L.) eine uralte Kulturpflanze, die gleichfalls nicht mehr wild wachsend vorkommt und wahrscheinlich aus Persien
[* 8] und Afghanistan
[* 9] stammt. Sie wird in zahlreichen Varietäten kultiviert. Ferner sind zu erwähnen: Winterlauch oder Winterzwiebel (Allium
fistulosum
L.), der den alten Völkern unbekannt war und aus den Baikalgegenden nach Europa gekommen ist;
der eigentliche
Lauch oder Porree (s. d., Allium
Porrum L.), der schon im Altertum bekannt war, die Schalotte (s. d., Allium
ascalonicum L.), die wohl
nur eine Varietät von Allium
Cepa ist und während der Kreuzzüge von Palästina
[* 10] (daher der Name von Askalon) nach Deutschland
[* 11] gebracht
sein soll;
der Schnittlauch (s. Allium
schoenoprasum L.), der auch jetzt noch in Europa, dem nördl. Asien
bis nach Kamtschatka und auch in Nordamerika am Huronsee wild vorkommt;
der Schlangenlauch (Allium
scorodoprasum L.), auch Rokambolle
genannt, ausgezeichnet durch größere Brutzwiebeln (s. Figur), gleichfalls noch in Europa einheimisch;
Rokambolle heißt auch noch eine andere Art, die sog. Perlzwiebel (Allium
ophioscorodon Don) aus Ägypten,
[* 12] wohl
nur eine Varietät von Allium
sativum.
Unter den in Deutschland einheimischen Arten sind noch hervorzuheben der auf höhern Gebirgen
wachsende Allermannsharnisch oder Alpenlauch, Bergalraun (Allium
victorialis L.) und der hier und da in schattigen Wäldern vorkommende
Bärenlauch (Allium
ursinum L.); letzterer ist besonders in der Umgebung von Leipzig
[* 13] in den Auenwäldern wegen
seines unangenehmen Geruches ein lästiges Unkraut, während er im übrigen Deutschland nur sporadisch auftritt. Von blumistischem
Wert sind Allium
azureum Ledeb.
aus Sibirien mit himmelblauen, Allium
Moly L. aus Südeuropa mit gelben Blumen; ferner das prächtige, neuerdings
aus der Dsongarei eingeführte rosenrot blühende Allium
Ostrowskianum Rgl.
und das nordamerik.
Allium
fragrans Vent., alles Freilandgewächse. Zartere, nur für Kalthäuser geeignete Arten sind Allium acuminatum
Hook. aus Kalifornien und Allium neapolitanum Cyr. aus Südeuropa: sie blühen schon zu Ende des Winters.