Titel
Winkler
,
1) Karl Gottfried Theodor, unter dem Pseudonym Theodor Hell bekannter Schriftsteller, geb. zu Waldenburg [* 2] im Schönburgschen, studierte zu Wittenberg [* 3] die Rechte, ward 1796 beim Stadtgericht, 1801 beim Geheimen Archiv in Dresden [* 4] angestellt, 1805 Geheimer Archivregistrator, 1812 Geheimer Sekretär [* 5] und bereiste sodann Italien [* 6] und Frankreich. Während der Zeit des russischen Gouvernements ward er als Sekretär der vom König von Sachsen [* 7] zurückgelassenen Regierungskommission zugeordnet und mit der Redaktion des »Generalgouvernementsblatts« beauftragt, zugleich zum russischen Hofrat ernannt.
Nach der Rückkehr des Königs ward er Theatersekretär, 1816 Sekretär bei der königlichen Akademie der Künste, 1824 sächsischer Hofrat, 1841 Vizedirektor des Hoftheaters. Er starb in Dresden. Die Zahl seiner äußerlich gewandten, aber jedes Hauchs wirklicher Produktivität oder poetischer Innerlichkeit entbehrenden Gedichte ist sehr groß. Von seinen metrischen Übersetzungen sind hervorzuheben die der »Lusiaden« des Camoens (gemeinschaftlich mit Fr. Kuhn, Dresd. 1807) und von Byrons »Mazeppa« (1820). Von 1817 bis 1843 redigierte er die »Abendzeitung«, das belletristische Hauptorgan der Restaurationszeit. Die Bühne hat er durch Übersetzungen und Bearbeitungen französischer Dramen und Opern im Sinn des Tagesbedarfs Jahrzehnte hindurch versorgt.
2)
Emil,
Ingenieur, geb. zu
Falkenberg bei
Torgau,
[* 8] trat nach Besuch der
Baugewerkschule in
Holzminden zuerst beim
Festungsbau
zu
Torgau in den praktischen
Dienst und erhielt später, nachdem er noch an der polytechnischen
Schule zu
Dresden studiert,
Anstellung
bei der königlich sächsischen Wasserbaudirektion. 1863 habilitierte er sich als
Privatdozent am
Polytechnikum
in
Dresden, 1865 wurde er als
Professor der Ingenieurbaukunde an das
Polytechnikum zu
Prag,
[* 9] 1868 als
Professor des
Eisenbahn- und
Brückenbaues an die technische
Hochschule in
Wien
[* 10] und 1877 an die königliche
Bauakademie zu
Berlin
[* 11] berufen. 1885-86 war er
Rektor der technischen
Hochschule daselbst und starb Winkler
galt als
Autorität in der höhern
Mechanik
und im
Eisenbahnbau.
[* 12] Neben einer
Menge wertvoller Abhandlungen in verschiedenen technischen
Zeitschriften und Sammelwerken veröffentlichte
er: »Die
Lehre
[* 13] von der
Elastizität und
Festigkeit«
[* 14]
(Prag 1868);
»Neue Theorie des Erddrucks« (Wien 1872);
»Wahl der zulässigen Inanspruchnahme der Eisenkonstruktionen« (das. 1877; ital., Neapel [* 15] 1878);
»Vorträge über Brückenbau« (Wien, seit 1870) und »Vorträge über Eisenbahnbau« (Prag, seit 1867).
3) Klemens, Hüttenchemiker, geb. zu Freiberg, [* 16] studierte daselbst, arbeitete dann auf den sächsischen Blaufarbenwerken und folgte 1873 einem Ruf als Professor der Chemie an die Bergakademie in Freiberg. Er erfand ein neues Verfahren zur Fabrikation rauchender Schwefelsäure, [* 17] entdeckte das Germanium und bildete die technische Gasanalyse aus. Er schrieb: »Anleitung zur chemischen Untersuchung der Industriegase« (Freiberg 1876-79, 2 Tle.);
»Die Maßanalyse nach neuem titrimetrischen System« (das. 1883);
»Lehrbuch der technischen Gasanalyse« (das. 1885);
»Praktische Übungen in der Maßanalyse« (das. 1888).