Wasserkopf
,
hitziger Wasserkopf
, s.
Gehirnhautentzündung, S. 12.
Wasserkopf
16 Wörter, 153 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Wasserkopf,
hitziger Wasserkopf
, s.
Gehirnhautentzündung, S. 12.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Wasserkopf,
s. Gehirnwassersucht; ^[= (Hydrocephalus, Hydrops ventriculorum), die krankhafte Ansammlung von klarer, wässeriger Flüssigke ...]
hitziger Wasserkopf
, s. Gehirnhautentzündung.
(Hydrocephalus) besteht in einer krankhaften Anhäufung von klarer, wässeriger Flüssigkeit in den Gehirnhöhlen (H. internus) oder in den Maschen der weichen Gehirnhaut (H. externus), durch welche auf das Gehirn [* 3] selbst ein mehr oder weniger starker Druck ausgeübt und dasselbe in seinen Funktionen schwer beeinträchtigt wird. Man muß unterscheiden zwischen der angebornen Gehirnwassersucht (angeborner Wasserkopf) und der erworbenen Gehirnwassersucht. Letztere erreicht niemals so hohe Grade wie die erstere.
Der angeborne Wasserkopf (H. congenitus) entwickelt sich während der Fötalzeit wahrscheinlich infolge eines entzündlichen Zustandes des Medullarrohrs, d. h. der embryonalen Anlage des Gehirns. In der Höhle des Medullarrohrs häuft sich Serum in so beträchtlicher Menge an, daß es entweder überhaupt nicht zur Bildung eines Gehirns kommt, oder daß letzteres rudimentär bleibt, oder endlich, daß nur eine dünne Schicht von Gehirnsubstanz in der Umgebung der mit Wasser überfüllten Hirnhöhlen abgelagert wird. In letzterm Fall erscheint das Gehirn also als eine große, dünnwandige, wasserhaltige Blase. Da sich dieselbe zu schnell vergrößert, als daß die Knochen [* 4] des Schädelgewölbes im Wachstum gleichen Schritt halten könnten, so kommt es, daß zur Zeit der herannahenden Geburt nicht bloß der Kopf des Kindes enorm groß, oft von den doppelten Dimensionen eines normalen Kindskopfes ist, sondern daß auch die Ränder der Schädeldeckknochen sich nicht berühren, sondern weite, weiche Stellen, den Knochennähten entsprechend, zwischen den Knochenrändern übrigbleiben.
Ebenso sind die sogen. Fontanellen außerordentlich groß. Der Kopf eines solchen Kindes ist weich und fluktuierend, gibt aber trotzdem wegen seines enormen Umfanges ein Geburtshindernis ab, muß daher angestochen werden, damit das Wasser auslaufen und die Geburt vollendet werden kann. Daher kommt es, daß nur solche Kinder, welche mit verhältnismäßig geringen Graden des Wasserkopfes zur Welt kommen, die Geburt überleben. Allein auch diese pflegen nach Verlauf weniger Wochen oder Monate abzusterben.
Das große Gehirn derselben wird zwar mit der Zeit ganz von den Knochen umschlossen, es verschwinden die weichen Spalten zwischen den Knochenrändern, und die Fontanellen schließen sich; aber das Gehirn kann sich nicht entwickeln, das Kind zeigt alle Erscheinungen des angebornen Blödsinns, ist nicht selten blind, taubstumm, gelähmt etc. Die Stirn ist stark vornüber gewölbt, das Gesicht [* 5] tritt zurück, namentlich der Unterkiefer ist unverhältnismäßig dürftig entwickelt. Nur die allerleichtesten Grade des angebornen Wasserkopfes lassen eine nachträgliche Abbildung von Gehirnsubstanz und normale Gehirnfunktionen erwarten. Übrigens ist bei diesem Zustand das Großhirn ¶
vorzugsweise oder selbst ausschließlich betroffen, während das Kleinhirn oder Mittelhirn sowie Sehhügel und Streifenkörper wenig beeinträchtigt oder normal gebildet zu sein pflegen. Die erworbene Gehirnwassersucht (H. acquisitus) stellt sich in der Regel als innerer Wasserkopf, d. h. als Wasseranhäufung in den Hirnhöhlen, dar; doch ist in manchen Fällen auch ein niederer Grad von äußerm Wasserkopf oder Wasseransammlung innerhalb der das Hirn umhüllenden weichen Hirnhäute damit kombiniert.
Diese Wasseransammlungen kommen bei Individuen jedes Alters und Geschlechts vor, führen aber niemals zu einer Formveränderung oder Vergrößerung des Schädels, sondern bedingen nur einen der Menge des vorhandenen Wassers entsprechenden Druck auf das Gehirn, welches dadurch an die festgeschlossene knöcherne Schädelkapsel angedrückt wird. Die Ursachen der erworbenen Gehirnwassersucht sind zum Teil rein mechanisch und bestehen in Hindernissen für den Abfluß des Venenbluts aus dem Gehirn und seinen Häuten.
Wenn sich z. B. die venösen Blutleiter der harten Hirnhaut durch Blutgerinnsel verstopfen, wie dies bei Entzündungen dieser Blutleiter geschieht, oder wenn eine selbst kleine Geschwulst die Blutleiter zusammendrückt und sich somit eine Blutstockung im Gehirn entwickelt, so wird infolge derselben eine gesteigerte Wasserabscheidung im Hirn stattfinden, und letzteres wird namentlich dann in den Hirnhöhlen sich anhäufen, wenn die Venen in der Wand der Hirnhöhlen betroffen sind. In diesem Fall übt das angesammelte Wasser einen immer mehr steigenden Druck auf die Hirnmasse aus, dieselbe wird von innen her an die knöchernen Schädelwände angepreßt, und es stellen sich Erscheinungen von Gehirndruck ein, nämlich Abschwächung der Intelligenz und der geistigen Thätigkeiten, Schlafsucht, Bewußtlosigkeit, ja sogar Blindheit, Taubheit etc. Diese schleichende Form der Gehirnwassersucht nimmt über kurz oder lang stets einen tödlichen Ausgang. In den meisten Fällen beruht die Bildung des Wasserkopfes auf Entzündung der weichen Hirnhaut und der Gefäßknäuel dieser Membran. Je nachdem diese Entzündung schnell oder langsam verläuft, unterscheidet man einen akuten und chronischen Hydrocephalus (vgl. Gehirnhautentzündung). Der sogen. Dummkoller der Pferde [* 7] beruht gleichfalls auf einer erworbenen Gehirnwassersucht.
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