Venoge
(La) (Kt. Waadt,
Bez.
Cossonay und Morges).
662-375 m. Flüsschen im Zentrum und Südabschnitt der Waadt
und bedeutendster
rechtsseitiger Zufluss des
Genfersees. Die Venoge
entspringt am NO.-Fuss des
Mont Tendre mit einer Reihe von Quellen, deren
vier bedeutendste wsw. vor dem Dorf
L'Isle sich befinden, während eine andere zur Zeit der Schneeschmelze oder nach starken
Regengüssen als sehr wasserreiche Ueberflussquelle unterirdischer Höhlungen und Klüfte 700 m nw. des
Dorfes entspringt. Alle diese Quellstränge sammeln sich in einem mitten im Dorf
L'Isle gelegenen
Weier, dem nun die Venoge
entströmt. Sie wendet sich von
L'Isle bis
Ferreyres nach NO., von da bis unterhalb
Eclépens auf eine Strecke von etwa 4,5
km nach OSO. und dann bis zu ihrer Mündung nach S. Auf diese Weise beschreibt sie im Oberlauf einen
nach N. konvexen grossen
Bogen. Die Mündung erfolgt 2,5 km w.
Saint Sulpice. Bis zur
Tine de Conflens ist das Flussbett ziemlich
tief eingeschnitten, worauf sich das Thal allmählich weitet und gegen die Mündung hin zu einer breiten
Ebene wird. Laufstrecke
L'Isle-Tine de Contiens (505 m) 600 m ö.
Ferreyres: 9 km lang und 0,16% Gefälle;
Tine de
Conflens-Brücke
unter
Cossonay (430 m): 9 km lang und 0,08% Gefälle; bis zur Mündung (375 m): 13 km lang und 0,04% Gefälle.
Gesamtlänge des Flusslaufes 31 km. Die
Tine de Conflens bildet eine kreisbogenförmige Felsschlucht,
in der sich die Venoge
mit dem
Veyron, ihrem bedeutendsten Nebenarm, vereinigt. Beide Flüsschen bilden an dieser Stelle einen
Wasserfall, von denen aber derjenige der Venoge
infolge eines ihr
Wasser ableitenden Fabrikkanales zeitweise verschwindet.
Trotzdem der
Veyron bis zu seiner Mündung in die bis dahin bloss 9 km Länge messende Venoge
20 km lang
ist, behält doch diese letztere sowohl ihrer stärkern Wassermenge als auch der Richtung des vereinigten Flusslaufes wegen
Namen und Charakter als Hauptfluss bei. Die Lauflänge von der Quelle des
Veyron bis zur Mündung der Venoge
würde 42 km
betragen.
Das Einzugsgebiet der Venoge
misst rund 250 km2. Im N. umfasst es ⅔ der nur 1,5 km breiten Zone des
Mormont zwischen
Venoge
und
Nozon und im O. von
Oulens an die untern W.-Gehänge des
Jorat bis zu dessen SW.-Ende; im S. und in der Mitte erstreckt
es sich auf einen grossen Abschnitt des subjurassischen
Mittellandes zwischen
Morges und
La Sarraz, im W.
endlich auf die vom
Veyron durchflossene
Ebene und die SO.-Flanke des Jurakammes
Mont de
Bière-Mont
Tendre-Molendruz.
Der Niveauunterschied, vom Gipfel des
Mont Tendre (1683 m) bis zur Mündung der Venoge
(375 m), ist somit ein sehr bedeutender.
Der obere Abschnitt des Einzugsgebietes trägt Sennberge und besonders
Wald, der Abschnitt im Waadtländer
Mittelland
Wald,
Felder, etwas
Reben und Sumpfland (im W.). Unterhalb
Cossonay vorgenommene Wassermessungen haben ergeben, dass die Venoge
bei
Niedrigwasser 0,6 m3 per Sekunde liefert. Die zur Zeit der Schneeschmelze beobachtete maximale Wasserführung beträgt 45 m3
per Sekunde.
Zuflüsse: links die Chargeaulaz, Morvaz und Valevaz vom Jura her, der vom Nozon abgeleitete Kanal in La Sarraz, ein Teil des alten Kanales von Entreroches unterhalb Lussery, die Molombaz, sowie der Rosey und der Vaubaz vom Jorat her;
rechts: der
Veyron
aus dem W.-Abschnitt des Einzugsgebietes mit der Flanke des
Mont Tendre, der Ruisseau de Vallangon mit
dem Ruisseau de Vérenaz und der Ouffemaz aus der Umgebung von
Cossonay, die
Senoge und die
Arenaz vom
Plateau über
Morges her.
Im Oberlauf durchfliesst die Venoge
die beiden
Dörfer
L'Isle und
Cuarnens.
Links vom Flüsschen liegen die Ortschaften
Moiry,
Ferreyres,
La Sarraz und
Eclépens,
Penthalaz,
Penthaz,
Vufflens la Ville,
Bussigny,
Écublens und
Saint Sulpice;
rechts der Venoge
finden sich
Chevilly,
Villars,
Lussery, das den Flusslauf und das Thal beherrschende Städtchen
Cossonay,
Gollion,
Aclens,
Romanel,
Échandens und
Denges. Da die Laufstrecke der Venoge
zwischen
La Sarraz und
Cossonay zu Ueberschwemmungen neigt,
hat man hier im Zeitraum 1885-1896 eine Reihe von Schutzbauten ausgeführt, deren Kosten auf 150000 Fr. zu stehen kamen.
Eine neue Serie solcher Verbauungen
¶
mehr
auf der nämlichen Strecke (von der Fabrik unterhalb La Sarraz auf eine Länge von 7,2 km bis zur Illette unter Cossonay) begann 1900 und
ist bis heute (1908) noch nicht vollendet. Deren Kostenvoranschlag beträgt Fr. 400000. Andere Arbeiten werden z. Z. noch
in L'Isle ausgeführt. An dem zu Rutschungen geneigten westl. Thalgehänge im Abschnitt unterhalb Cossonay
mussten anlässlich der Strassenkorrektion und der Erstellung der Drahtseilbahn zwischen Station und Stadt Cossonay Schutzbauten
ausgeführt werden. Die Venoge
wird von zahlreichen Strassen- und 5 Eisenbahnbrücken, sowie von einigen Fussgängerstegen
überschritten. Ziemlich alt sind die Strassenbrücken unter La Sarraz (1759 erbaut) und nahe der Mündung,
während die hohe Eisenbrücke von Cossonay 1884 erstellt wurde.
Die Venoge
versieht eine Reihe von industriellen Anlagen mit Triebkraft: eine Gerberei in L'Isle, ein Elektrizitätswerk (die
Société de la Venoge
, die kürzlich mit der Elektrizitätsgesellschaft der Eaux de Joux fusioniert hat) unter Ferreyes, eine
Deckenfabrik unter La Sarraz, eine Spinnerei und Tuchfabrik in Eclépens, eine Fabrik elektrischer Kabel
in der Illette unter Cossonay, grosse Mühlen in Cossonay, eine Spinnerei unter Vufflens la Ville und eine Schokoladenfabrik zwischen
Bussigny und Échandens.
Daneben treibt die Venoge
noch 9 Kundenmühlen (in L'Isle, Cuarnens, Eclépens, Gollion und Vufflens la Ville) und mehrere Sägen.
Im 17. Jahrhundert stand die Venoge
vermittelst des Kanales von Entreroches mit der Orbe in Verbindung und diente so dem Warentransport
auf dem Wasserweg zwischen dem Genfer- und Neuenburgersee. Dieser Kanal, von dem einige Stücke noch erhalten sind, begann
unterhalb Lussery und zog nordwärts durch eine kleine Schlucht im Mormont gegen das Gebiet der Orbesümpfe
hin. Urkundliche Namensformen: 937 Venubia, im 12. Jahrhundert Vinogia, 1316 Venogy (mit stummem y). Der Name ist wahrscheinlich
keltischen Ursprungs.