Unterstrass
(Kt., Bez. und Gem. Zürich, Stadtkreis IV). 460 m. Quartier der Stadt Zürich und Kirchgemeinde, am N.-Ende der Stadt rechts über der Limmat und am W.-Hang der letzten N.-Ausläufer des Zürichbergs. 507 Häuser, 4873 Ew. Vergl. den Art. Stadt Zürich. Der Name der ehemaligen Gemeinde rührt von einer 1272 erwähnten Heerstrasse her, die nach Kloten führte und später den Namen «niedere» oder, «untere» Strasse erhielt, im Gegensatz zur«obern» oder Winterthurerstrasse.
Als früheste Grundeigentümer erscheinen zu Unterstrass
946 die Kirche
St. Peter in Zürich,
1142 das Kloster
Zürichberg, 1224 die
Abtei Zürich,
1231 das Kloster St. Blasien im Schwarzwald und 1240 die Propstei Zürich,
welche auch Zehntenherr war. Mutterkirche von
Unterstrass
war das Grossmünster und seit 1614 die von diesem abgetrennte Kirche zu Predigern. Erst 1883 wurde Unterstrass
zu einer selbständigen Kirchgemeinde erhoben. Die hohe Gerichtsbarkeit zu Unterstrass
scheint nach 1218 mit der städtischen
Reichsvogtei verbunden geblieben zu sein, bis sie 1363 von Kaiser Karl IV. dem Propst des Chorherrenstiftes
verliehen wurde.
Die niedere Gerichtsbarkeit war mit der hohen verbunden und teilte deren Schicksale. Das Wappen der Gemeinde enthält zwei schräg gekreuzte eiserne Karste mit rotem Stiel in goldenem Feld. Ein bemerkenswertes Gebäude ist der Landsitz Beckenhof. Nach dem alten Hof benannte sich ein ritterliches Zürcher Ratsgeschlecht, die Beggenhofen, die von 1274-1393 urkundlich vorkommen. 1383 wurde das Gut von Bürgermeister Maness seinen beiden unehelichen Söhnen übergeben.
Das schöne, neue Landhaus, von 1770-1843 der Wohnsitz des Schriftstellers
David Hess, stammt von 1740. Im Kriegsjahr 1799 erlitt
Unterstrass
manch schweres Ungemach. 1845 fand in Unterstrass die von 20000 Mann besuchte denkwürdige Volksversammlung
statt, welche sich für die Ausweisung der Jesuiten aus der
Schweiz aussprach. Im
Quartier Unterstrass
befinden sich das freie
(evangelische) Lehrerseminar und die 1893 erbaute katholische Liebfrauenkirche. Am wurde Unterstrass
gleich den
übrigen Ausgemeinden mit der Stadt
Zürich vereinigt. Vergl. Nüscheler, A. Ein historischer
Gang durch die
Nachbargemeinden der Stadt
Zürich. (In Salomon Vögelins Werk Das alte Zürich.
2. Aufl. Zürich
1890).