Transkaukasien
,
s. Kaukasien.
Transkaukasien
10 Wörter, 105 Zeichen
Transkaukasien,
s. Kaukasien.
russ. Statthalterschaft im westlichen Asien [* 3] (von einigen auch zu Europa [* 4] gerechnet),
der Isthmus zwischen dem Asowschen und Schwarzen Meer im W., dem Kaspischen Meer im O. und zu beiden Seiten des Kaukasus (s. Karte »Rußland«). [* 5] Die politische Grenze wird im N. von den Flüssen Jeja, Jegorlyk, dem westlichen und östlichen Manytsch und der Kuma gebildet; im S. läuft sie von Astara am Kaspischen Meer in nordwestlicher Hauptrichtung bis Karaduly am Aras, folgt dann diesem Fluß bis in die Nähe des Großen Ararat, den sie, südwestlich gewendet, noch einschließt, und zieht wieder in nordwestlicher Hauptrichtung weiter, bis sie südwestlich von der Mündung des Tscharoch bei Kap Kopmusch das Schwarze Meer erreicht. Der Flächeninhalt dieses Gebiets beträgt 472,666 qkm (8584 QM.) und verteilt sich auf die einzelnen Gouvernements und Bezirke wie folgt:
Gouvernements und Bezirke | QKilom. | QMeilen | Bevölkerung 1882 |
---|---|---|---|
1) Ciskaukasien | 224221 | 4072 | 2361475 |
Stawropol | 68710 | 1248 | 637893 |
Terekgebiet | 60988 | 1107 | 615660 |
Kubangebiet | 94523 | 1717 | 1107922 |
2) Transkaukasien | 248445 | 4512 | 4173378 |
Gebiet Daghestan | 29705 | 539 | 529271 |
Bezirk Sakataly | 4168 | 76 | 75000 |
Tiflis | 40345 | 733 | 726685 |
Kutals | 20661 | 375 | 703551 |
Suchum | 8369 | 152 | 64189 |
Batum | 7233 | 131 | 95455 |
Bezirk des Schwarzen Meers | 7313 | 133 | 25983 |
Jelissawetpol | 44153 | 802 | 636316 |
Baku | 40187 | 730 | 569992 |
Eriwan | 27725 | 503 | 583957 |
Gebiet von Kars | 18586 | 338 | 162979 |
Kaukasien: | 472666 | 8584 | 6534853 |
Administrativ gehört zur Statthalterschaft ferner noch das Transkaspische Gebiet (s. d.), das nach den jüngsten Erwerbungen einen Umfang von 522,500 qkm (9489 QM.) mit 710,000 Einw. besitzt, so daß das gesamte dem Statthalter von Kaukasien untergeordnete Gebiet einen Umfang von 995,266 qkm (18,073 QM.) mit 7,244,853 Einw. erreicht.
Das Land hat seinen Namen vom Kaukasus, einem Gebirgssystem, das, den
größten Teil des zwischen dem Schwarzen und Kaspischen Meer liegenden Gebiets einnehmend, von Anapa am Schwarzen nach Baku am
Kaspischen Meer in der Richtung von WNW. nach OSO. sich erstreckt. Es besteht aus dem Großen Kaukasus und dem Transkauka
sischen
Hochland oder Kleinen Kaukasus; beide stehen im Meridian von 43° 50' westl. L. v. Gr.
durch den Gebirgsstock des Meskischen Gebirges in Verbindung.
Der Große Kaukasus, ein steil aufgebautes Kamm- und Kettengebirge, sendet nach N. seine Vorberge bis zum Oberlauf des Kuban und Terek und fällt nach S. zur Kuraebene steiler ab. Zu seiner mächtigsten Entwickelung gelangt derselbe zwischen seinen höchsten Punkten, dem 5652 m hohen Elbrus (sein Fuß steht in 2488 m Höhe) und dem 21,3 m weiter östlich gelegenen und aus einer Höhe von 1772 m aufsteigenden, 5043 m hohen Kasbek. An der Stelle der höchsten Erhebung bietet der Große Kaukasus die geringste Breite [* 6] und die größte Zugänglichkeit und Wegbarkeit.
Die mittlere, 3000-5150 m hohe Hauptkette (der Elbrus liegt nördlich davon) besteht vorzugsweise aus kristallisierten Schieferarten, gehoben von hervorbrechenden Trachytkegeln, denen Lavaströme von größerer oder geringerer Mächtigkeit entflossen. Granitbildungen waren der Hebung [* 7] der Hauptkette vorhergegangen. Durch spätere, weniger kräftige Hebungen bildete sich eine Reihe sich abstufender, der Hauptkette paralleler, immer niedriger werdender (1400, 1200 m hoher) Nebenthäler; durch Hebungen in der Richtung der Längenkreise entstanden Gebirgskessel, Sammelbecken von Wasseradern, denen auf der Nordseite der Terek, Kuban etc. entströmen.
Zum schmalen Hauptkamm führen steile Querthäler hinan. Der Charakter dieses Stufenlandes findet sich nur gegen N. im Gebirgsgau der Kabarda und in Daghestan. Hier sind sedimentäre Schichten in nordwestlicher und südwestlicher Richtung unter scharf sich schneidenden Winkeln gehoben worden, so daß sich hier ein vielgliederiges Gebirgssystem mit Thälern von vorherrschend ostwestlicher Richtung gebildet hat. Neben dem Elbrus und Kasbek sind unter andern hervorzuheben: der 4633 m hohe Gipfel Betigy, neben welchem westlich des 4877 m hohen Baltakaja der Kuban entspringt;
im SO. des Elbrus liegen der 5225 m hohe Koschtan-Tau und der 5160 m hohe Dykh-Tau;
bei den Quellen des Rion erhebt sich der 4572 m hohe Gumaran-Khokh und der 4646 m hohe Adai-Khokh.
Von den das Gebirge überschreitenden Pässen werden angeführt: der Pschechpaß, 1660 m hoch, im westlichen Kaukasus, der 3505 m hohe Marukhpaß bei der Bsybquelle;
der 2962 m hohe Nacharpaß bei den Kubanquellen;
die den Kaukasus überschreitende Eisenbahn erreicht den Höhepunkt von 975 m;
der Kasbek- oder Darielpaß, durch welchen die grusinische Heerstraße führt, ist 2422 m hoch.
Das Meskische Gebirge scheidet das Bassin des Rion von dem der Kura und verläuft in meridionaler Richtung. Der Kleine Kaukasus bildet Parallelketten; zahlreiche Senkungen gestatten den Wassern das Abfließen nach allen Richtungen und dem Verkehr durch tiefe Einschnitte vielseitige Beweglichkeit. Die Bergflächen sind mit einer Lavadecke überzogen, welche, dem Gebirge weichere Formen verleihend, durch ihre fortschreitende Verwitterung einen sehr üppigen Graswuchs bedingt. Das Hochland bietet weite Weidetriften, die Thäler sind sehr fruchtbar. Der Große Ararat ist 5156 m und der neben ihm im SO. gelegene Kleine Ararat 4180 m hoch. Der 4364 m hohe Alaghös erhebt sich nördlich davon; der Kapudschich (4275 m), der Kasangöldach (3855 m) liegen im Kreis [* 8] Nachitschewan. - Man schätzt die Gesamtfläche der Gletscher auf 1760 qkm, auf dem Nordabhang reichen sie bis 1740 m, auf dem Südabhang bis 2130 m Höhe herab. Die Schneegrenze des Großen Kaukasus liegt auf dem Südabhang im W. 2925 m, im mittlern Teil 3230 m, im O. 3670 m hoch; am Nordabhang liegt sie um 300-450 m höher. Für den Kleinen Kaukasus wird sie zu 3717 m geschätzt. Thätige Vulkane [* 9] fehlen, doch bedrohen Erdbeben [* 10] gewisse Gebiete. - Die gleichmäßige Ebene der pontisch-kaspischen Niederung füllt den größten Teil des Gouvernements Stawropol und des Kubangebiets aus; sie ist längs des Mittellaufs des Kuban und Terek schwarzerdig und infolgedessen jetzt mit von einer gewerbthätigen u. arbeitsamen Bevölkerung [* 11] bewohnten Dörfern und Städten bebaut. Einförmig und armselig dagegen sind die sich anschließenden Salzsteppen des Stawropoler Gouvernements. Noch dürftiger sind die Sand- und Steinsteppen, ¶
welche in beschränkter Ausdehnung [* 13] in der untern Thalstufe des Aras und Kur sowie am Ufer des Kaspischen Meers in den Umgebungen von Baku vorkommen. Auf den armenischen Hochsteppen wachsen viele Pflanzenarten der kaspisch-pontischen schwarzerdigen Steppe; infolge niedriger Dorngewächse, holziger Astragalusarten erhalten sie aber den Charakter der Öden.
Das Wassersystem hat im Großen und Kleinen Kaukasus einen verschiedenen Charakter. Größere Süßwasserflächen fehlen ersterm; Alpenseen findet man erst südlich von Tiflis im armenischen Hochland. Der größte ist der in 1931 m Höhe gelegene Göktscha- oder Sewangasee mit einem Areal von 1393 qkm oder 25,3 QM. Westlich vom Ararat liegt in 2237 m Höhe der Balyksee. Im Großen Kaukasus stürzen die Bäche tosend die steilen Thäler hinab, Gerölle im Übermaß mit sich führend und sich tief in den Schluchten einwaschend; erst am Fuß der Gebirge nehmen sie einen langsamern Lauf an. Im armenischen Hochland dagegen bewegt sich das Quellwasser der mächtigsten Flüsse [* 14] anfangs in mäßig gesenkten Mulden, verteilt sich in zahllose, sich gelegentlich wieder vereinigende Arme und schleicht mehr oder weniger träge bis an das Randgebirge, durchreißt dieses mit großer Kraft [* 15] und tritt dann mit geregeltem Lauf in die mittlere Thalstufe seiner Bahn.
Die Zahl der Flüsse ist bedeutend: gegen N. der Kuban, längs des Nordabhanges des Gebirges zum Schwarzen, der Terek zum Kaspischen Meer fließend;
beide zwischen dem Elbrus und Kasbek entspringend;
in das Kaspische Meer ergießen sich ferner die die Salzseen Stawropols durchfließende Kuma, der aus mehreren Quellflüssen sich vereinigende Koisu oder Sulak, der reißende Samur, während dem Schwarzen Meer weiterhin der Ingur und der Rion (vom Großen Kaukasus), der Tschoruch (aus Armenien kommend) zueilen.
In dem östlichen Teil entspringende Flüsse (Masan, Maschigan etc.) fließen in den vom armenischen Hochland kommenden und sich in das Kaspische Meer ergießenden Kur, welcher in seinem Unterlauf den Grenzfluß Aras aufnimmt.
Zwischen 44 und 46° nördl. Br. beträgt für den zentralen Teil des Landes die mittlere Jahrestemperatur 8,8-10° C., die durchschnittliche Regenmenge im Jahr 127 mm. Mosdok bei 184 m Höhe hat 9°, Wladikawkas (715 m) 8,4° und 584 mm Regenniederschläge, die Poststation Gudaur am Südabhang des Gebirges (2392 m) 4,0° und 131-174 mm Regenniederschläge, Tiflis (460 m) 12,8° und 453 mm Regenniederschläge. Im Gebiet des Kleinen Kaukasus sind ermittelt für Schuscha (1122 m) 9,0,° Alexandropol (1549 m) 5,8° mittlere Jahrestemperatur und 424 mm Regen.
Der Osten und Westen weicht von diesen Mitteln hauptsächlich hinsichtlich der Regenmenge ah. Im Gebiet der unorganischen Welt sind die Heilquellen berühmt, deren Zahl sich auf mehr als 100 beläuft, so die warmen Schwefel- und Eisenquellen mit Temperaturen von 12,5-43° C. in der Umgegend von Pjätigorsk, die heißen Quellen von Abastuman bei Achalzych und die heißen Thermen am mittlern Terek, westlich von Grosnaja, mit Temperaturen von 32,5-69° C. Räumlich überaus groß (fast 34,000 qkm) sind die Striche, denen brennende Gase [* 16] und Naphtha entquellen; sie liegen im W. auf der Halbinsel Taman, im NO. südlich des mittlern Terek, im O. am Kaspischen Meer um Baku. 1870 belief sich die Produktion auf 1,704,555 Pud schwarze und 2000 Pud weiße Naphtha.
Als Hauptlager von Steinkohlen sind folgende bekannt: Takuribul unweit Kutaïs, Humarud am Kuban, bei Grosnaja am Terek, im Engpaß Kana-Syrya oberhalb Derbent, bei Achalzych etc. Die Gesamtausbeute betrug 1872 nur 4,5 Mill. Ztr. Steinkohlen und 0,8 Mill. Ztr. Lignit. Steinsalz wird gewonnen zu Kulpi im W. von Eriwan 1,136,000 Pud und bei Nachitschewan 270,000 Pud jährlich. Salzseen werden ausgebeutet in den Gouvernements Stawropol, Baku und im Kubangebiet. Produktion von Schwefel findet zur Zeit in noch nicht statt, wird aber später wichtig werden; insbesondere führen Daghestan und Eriwan Gesteine [* 17] mit ergiebigen Schwefelgängen. An Kupfer [* 18] lieferten sämtliche Hütten [* 19] (1870: 10) 1,25 Mill. Ztr. Die Produktion von Eisen [* 20] ist noch sehr gering; die größten Lager [* 21] sind im SW. von Tiflis-Alagir in Ossetien, westlich von Wladikawkas. Am Nordabhang des Großen Kaukasus ist ein Silberbergwerk, das wegen seiner gleichzeitigen Bleiausbeute immer mehr an Bedeutung gewinnt, wenn auch sein Silberertrag 1871 nur 6,2 Ztr. betrug. Gold [* 22] wird aus Goldwäschen gewonnen; der Ertrag ist nicht bedeutend.
In Bezug auf die Vegetation kann man folgende Zonen unterscheiden:
1) eine subtropische, von der Meeresoberfläche bis zur gewöhnlichen Grenze des Weinstocks, 1000 m. Sie charakterisiert sich durch sehr üppiges Wachstum und eine große Mannigfaltigkeit der Gewächse; die wichtigsten sind: Baumwolle, [* 23] Reis, Weinstock, Krapp, Indigo. [* 24]
2) Die Gartenzone, von 1000-1500 m, charakterisiert durch ein noch gemäßigtes Klima [* 25] und zum Gartenbau geeignet; es werden Hirse, [* 26] Weizen und Öl gebende Pflanzen gebaut.
3) Die Getreide- und Waldzone, von 1500-2100 m bis zur Grenze des Getreidebaues, oder bis 2200 m, der Waldgrenze, charakterisiert durch ein kühles Klima und durch den Bau von Gerste, [* 27] Hafer, [* 28] Roggen und Sommerweizen sowie durch den Reichtum an Wald am Südabhang des Gebirges. Der Nordabhang ist kahl; im pontischen Gebiet sind Laubwaldungen vorherrschend, ebenso am Nordabhang des Kleinen Kaukasus, während am Südabhang der Wald fehlt. Zusammenhängende Wälder gehen über diese Zone nicht hinaus, wenn auch einzelne Bäume, wie die Kiefer (Pinus silvestris) und Birke, an einzelnen Stellen noch in einer Höhe von 2600, ja 2700 m vorkommen. Dasselbe gilt von der Getreidekultur und von den Wohnstätten der Menschen. In Daghestan liegen an zehn Dörfer über dieser Zone, und zwei davon, Kurusch und ein Ausbau von dem Dorf Chinalug, liegen in einer Höhe von 2546 m, während in einem ossetischen Dorf Kabota noch Gerste in einer Höhe von 2470 m gebaut wird.
4) Die Zone der Alpenwiesen, von 2200 m bis zur Grenze des ewigen Schnees, 3230 m; bei 2590 m Höhe hören gewöhnlich die letzten Spuren von Krüppelholz auf, bei 2740 m finden auch die Alpensträucher, wie z. B. Rhododendron caucasicum, ihre Grenze. Mit der Schneelinie fällt die Grenze der Alpengräser zusammen, obwohl auch solche noch jenseit derselben vorkommen, wo der Schnee [* 29] nicht hält und die Sonne [* 30] wärmt.
Die Tierwelt ist überaus reich an Arten. Der Wildstand zeigt noch geringe Abnahme. Im Hochgebirge hausen Steinböcke, Gemsen, Bären, Füchse, Adler, [* 31] Riesen- und Alpenhühner;
in den Steppen Wölfe und kleines Wild, worunter der Springhase am bemerkenswertesten;
im S. Panther, Tiger, große Hirsche [* 32] und Füchse von verschiedener Farbe, Schweine, [* 33] Pelikane, Tauchenten u. a.;
in den Wäldern Bären, Marder [* 34] und im Quellland des Kuban ¶
noch Auerochsen. An Schlangen [* 36] ist Kaukasien sehr reich. Heuschreckenschwärme und Stechfliegen sind eine Landplage. Das Kaspische wie das Schwarze Meer sind außerordentlich reich an Fischen. Die Pferdezucht [* 37] ist nur von örtlicher Bedeutung. Dagegen ist die Rindviehzucht ansehnlich u. gewinnt immer größere Ausdehnung, ebenso die Schafzucht. Die Seidenraupenzucht ist überaus wichtig; Kaukasien zählt zu den hervorragendsten Seidenproduktionsländern der Erde; Transkaukasien exportiert jährlich mindestens 400,000 kg Rohseide, soll aber in einzelnen Jahren bis 800,000 kg ausgeführt haben.
Die Bevölkerung Kaukasiens ist eine außerordentlich gemischte, und obschon Pallas, Güldenstedt, Klaproth, in neuester Zeit Radde sich eingehend mit dem Studium und der Ordnung des hier vorhandenen Chaos von Völker- und Sprachstämmen beschäftigt haben, so bleibt noch viel zu thun, um die verwickelten Verhältnisse vollkommen klarzulegen. Nach dem Chef des kaukasischen Statistischen Büreaus, v. Seydlitz, kamen von der 1873 von ihm auf 5,591,844 Seelen berechneten Bevölkerung 4,330,206 auf die mittelländische Rasse, 1,261,638 auf die mongolische. Die mittelländische Rasse zerfällt wieder in die beiden großen Hauptgruppen der Indoeuropäer und der Kaukasier, wozu sich dann einige Semiten gesellen. Numerisch verteilt sich diese Bevölkerung auf die einzelnen Stämme wie folgt:
I. Mittelländische Rasse: | 4330206 |
1) Indo-Europäer | 2444467 |
Slawen (Russen, Polen, Tschechen) | 1360071 |
Armenier | 740689 |
Iranier | 305939 |
Griechen | 20831 |
Deutsche | 15357 |
Romanen | 1046 |
Zigeuner | 534 |
2) Kaukasier | 1855564 |
Kartwelier | 869751 |
Lesghier | 681905 |
Tschetschenzen | 165466 |
Kabardiner u. a. | 138442 |
3) Semiten | 30175 |
II. Mongolische Rasse: | 1261638 |
Türken u. Tataren | 1249900 |
Kalmücken | 10707 |
Esthen | 1031 |
Von den Slawen sind weitaus die Mehrzahl (1,353,449) Russen, welche wiederum hauptsächlich in Ciskaukasien wohnen. Die Deutschen, von denen 1883 in Ciskaukasien 15,765, in Transkaukasien 6222 ermittelt wurden, also zusammen 21,987 Seelen, haben zwei Kolonien mit 10,142 Bewohnern im kubanschen, 5 Kolonien mit 4625 Bewohnern im terschen Landstrich und 2 Kolonien mit 1358 Bewohnern im Gouvernement Stawropol; in Transkaukasien besitzen sie bei Elisabethpol 2 Kolonien (Annen- und Helenenfeld) mit 1326 Einw. und im Gouvernement Tiflis 4 Kolonien (Katharinenfeld, Marienfeld, Elisabeththal, Alexandershilf) mit 4896 Einw., alle in sehr blühendem Zustand. Von den Griechen wohnen weitaus die meisten in Transkaukasien, nur 1540 in Ciskaukasien. Die Iranier bestehen aus Osseten und den nur in Transkaukasien wohnhaften Taten, Talyschinern, Kurden und Persern. Die Armenier finden sich ganz vorwiegend in Transkaukasien; die Zigeuner sind auf beide Landeshälften verteilt.
Die Kaukasier lassen sich in drei Gruppen ordnen: den kartwelischen Stamm, die westkaukasischen und die ostkaukasischen Bergvölker. Der kartwelische Stamm (869,751) ist ausschließlich in Transkaukasien zu Hause und wird vertreten durch die Grusiner im engern Sinn (311,263), die Imerethiner und Gurier (379,112), Mingrelier (197,228), durch Thuschiner, Pschawen, Chewssuren und Swaneten. Die Kartwelier sind stark mit Bergbewohnern vermischt und, in einer abgeschlossenen Gebirgswelt lebend, so verwildert, daß sie den Gebrauch der Schrift verloren haben.
Äußerlich Christen, hängen sie doch noch heidnischen Gebräuchen an; in ihren Wäldern findet man noch Opferstätten, wo die eingebornen Priester die sonst von ihnen verborgnen Opfergaben von Silbergeschirr zu gewissen Zeiten von dem Volk verehren lassen. Die westkaukasischen Bergvölker (138,442), von den Türken Tscherkessen (s. d.) genannt, leben zum allergrößten Teil (123,967) in Ciskaukasien; sie teilen sich in zwei große Stämme, die Adighe, zu welchen der große Stamm der Kabardiner zu rechnen ist, und die Asega oder Abchasen.
Die ostkaukasischen Bergvölker (847,451) zerfallen in zwei Hauptabteilungen, die Tschetschenen und die lesghischen Völker. Von den 165,466 Köpfe starken Tschetschenen oder Tschetschenzen wohnt weitaus der größte Teil in Ciskaukasien im Terekgebiet; von den lesghischen Völkern (681,985), deren Hauptrepräsentanten die Awaren (155,418), Küriner (131,609), Darginer (88,045), Andier (35,511) und Laken oder Kasikumuch (35,139) sind, worauf die Tabassarener, Rutuler, Udinen, Didoer, Artschiner, Agulen, Zachuren, Dscheken (Haputliner), Chinaluger und Kryser folgen, wohnen mit Ausnahme von 16,480 Awaren sämtlich in Transkaukasien.
Der mongolische Stamm wohnt zum allergrößten Teil in Transkaukasien; in Ciskaukasien wohnen nur die Kalmücken und Esthen und von den 212,388 Köpfe starken nördlichen Tataren 153,297, während die aserbeidschanschen Tataren (981,962) sowie die Türken (55,550) ausschließlich in Transkaukasien und zwar die letztern fast ausschließlich im Gebiet von Kars sich vorfinden.
Vgl. Rittich, Ethnographie [* 38] Rußlands (Ergänzungsheft 54 zu »Petermanns Mitteilungen« 1878),
und besonders v. Seydlitz, Ethnographie des Kaukasus (in »Petermanns Mitteilungen« 1880).
Die Landwirtschaft ist in Kaukasien erschwert, da nur im Küstengebiet die Feuchtigkeit der Atmosphäre die Gewächse genügend tränkt; überall sonst muß künstliche Bewässerung stattfinden, die hier bei der großen Sommerhitze und der hierdurch bewirkten starken Verdunstung sehr viel Wasser beansprucht. Im Innern des wilden Berggebiets fehlt es ganz an Kulturboden. Die landwirtschaftlichen Geräte sind noch von der einfachsten Beschaffenheit und demnach sehr geringer Leistungsfähigkeit.
Die Industrie trägt durchweg orientalischen Charakter. Mit Ausnahme der Metallindustrie, der Waffen- und Goldschmiedekunst [* 39] und Teppichwirkerei besteht kein Industriezweig von nennenswerter Ausdehnung; der Rückgang der Kleingewerbe ist unvermeidlich, sobald durch Maschinenkonkurrenz billigere Ware geliefert wird. Die Kleinindustrie hat sich noch am meisten in Achalzych erhalten; die altberühmten Waffenschmiedearbeiten sind im Rückgang, seitdem Ruhe und Sicherheit in die Thäler Daghestans eingezogen sind.
Europäische Fabriken für Seilerwaren, Eisenwaren, Stearin, Baumwollweberei und Lederbereitung sind an mehreren Orten entstanden; die Textilindustrie ist Hauptgegenstand der Thätigkeit der Frauen, die hierin, wie überall im Orient, Gutes leisten. Der Handel, welcher sich hauptsächlich in Baku, Tiflis, Poti und Batum [* 40] konzentriert, hat in neuester Zeit einen großen Aufschwung genommen. Ausgeführt werden namentlich Petroleum, Seide, [* 41] Wolle, Getreide [* 42] und Baumwolle, wogegen Baumwollfabrikate, Früchte und Gemüse, Metallwaren, Wollenstoffe und Seidenzeuge eingeführt werden. Für den ansehnlichen Transithandel nach und aus Persien [* 43] besteht zu Nachitschewan am Aras ein Hauptzollamt. Aus Persien kommen Seide und Kokons; dahin gehen Zucker, [* 44] Thee, Manufakturwaren. ¶
Nr. | Ergebnis | Kaukasien |
---|---|---|
1 | ****** | Kau|ka|si|en; -s: Gebiet zwischen Schwarzem Meer u. Kaspischem Meer. |
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(Kaukasien)
Kaukasien(+1)
Kaukasus, s. Kaukasien
Kisten, s. Kaukasien
Transkaukasien, s. Kaukasien
Transkaukasien, s. Kaukasien.
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Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
---|---|---|---|---|
9.631 | Kaukasien | 9,0° | Alexandropol | (1549 m) |
9.635 | Kaukasien | Grove | Frosty Caucasus | (Lond. 1875) |
9.635 | Kaukasien | Haxthausen | Transkaukasia | (Leipz. 1856, 2 Bde.) |
9.635 | Kaukasien | G. Radde ^[Derselbe] | Ornis caucasica | (Kassel 1884 ff.) |
9.793 | Kislowodsk | Statthalterschaft Kaukasien | Kreis Pätigorsk, mit | (1879) |
9.635 | Kaukasien | Petzoldt | Der Kaukasus | (das. 1866-67, 2 Bde.) |
9.635 | Kaukasien | v. Thielemann | Streifzüge durch den Kaukasus | (Leipz. 1874) |
9.635 | Kaukasien | G. Radde | Vier Vorträge über den Kaukasus | (Gotha 1874) |
9.635 | Kaukasien | Baumgarten | Sechzig Jahre des kaukasischen Kriegs | (das. 1861) |
9.635 | Kaukasien | Bodenstedt | Die Völker des Kaukasus | (2. Aufl., Berl. 1855) |
9.635 | Kaukasien | Erckert | Der Kaukasus und seine Völker | (Leipz. 1887) |
9.635 | Kaukasien | K. Koch | Der Kaukasus, Landschafts- und Lebensbilder | (Berl. 1882) |
3.468 | Brosset | Über eine Reise nach Kaukasien | Georgien und Armenien | (1847-48) |
9.635 | Kaukasien | Dorneth | Aus dem Kaukasus und der Krim | (das. 1881) |
9.635 | Kaukasien | O. Schneider | Naturwissenschaftliche Beiträge zur Kenntnis der Kaukasusländer | (Dresd. 1879) |
9.635 | Kaukasien | Favre | Recherches géologiques dans la partie centrale de la chaîne du Caucase | (Genf 1875) |
15.580 | Temir-Chan Schura | Statthalterschaft Kaukasien | 466 m ü. M., in ungesunder Gegend, stark befestigt, mit | (1879) |
9.635 | Kaukasien | Abich | Geologische Forschungen in den kaukasischen Ländern | (Wien 1878 bis 1882, 2 Bde.) |
57.831 | Georgijewsk | Generalgouvernement Kaukasien | 37 km nordöstlich von Pjatigorsk, in 314 m Höhe, links am Podkumok, hat | (1887) |
9.635 | Kaukasien | Reisewerken von Koch | Dubois du Montpéreux, Voyage autour du Caucase | (Par. 1838-43, 6 Bde.) |
14.665 | Schuscha | Gouvernement Jelissawetpol in Kaukasien | 1179 m ü. M., am Kagar-Tschai, mit einer Festung auf hohem Felsen und | (1881) |
18.657 | Neumann | "Strabons Landeskunde von Kaukasien" | (das. 1883) | |
9.632 | Kaukasien | Seydlitz | Ethnographie des Kaukasus | (in "Petermanns Mitteilungen" 1880) |
9.632 | Kaukasien | Rittich | Ethnographie Rußlands | (Ergänzungsheft 54 zu "Petermanns Mitteilungen" 1878) |
3.173 | Bolschoi Liman | Liman | Steppensee im europ. Rußland, auf der Grenze zwischen Kaukasien und dem Lande der Donischen Kosaken, wird vom Fluß Manytsch | (s. d.) durchströmt. |
51.867 | Argunscher Bezirk | Bezirk | Bezirk im Süden des Terekgebietes im russ. Kaukasien, benannt nach dem Flusse Argun | (s. d. unter 2), hat 2816,5 qkm mit 36 288 E., meist Tschetschenzen, Acker- und Weinbau. |
53.583 | Broseet | Über eine Reise nach Kaukasien, Georgien und Armenien, die er 1847-48 auf Kosten der Regierung unternahm, berichtete er in | "Rapports sur un voyage archéologique dans le Géorgie et l'Arménie" | (Petersb. 1849-51, mit Atlas) |
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