Tischendorf
,
Lobegott Friedrich Konstantin von, bekannt durch seine Arbeiten für Kritik des Bibeltextes, geb. zu Lengenfeld im Vogtland, studierte zu Leipzig [* 2] Theologie und Philologie und habilitierte sich 1839 daselbst, bereiste, um Materialien zu einer Textreform des Neuen Testaments zu sammeln, einen großen Teil Europas und den Orient. Nach seiner Rückkehr erhielt er 1845 eine außerordentliche, 1859 eine ordentliche Professur der Theologie zu Leipzig. 1853 und 1859 unternahm er zwei neue Reisen nach dem Orient, besonders nach Ägypten [* 3] und dem Sinai, von welcher er viele wertvolle Handschriften, insonderheit eine griechische Bibel [* 4] aus dem 4. Jahrh., mit zurückbrachte (vgl. seine beiden Reisewerke: »Reise in den Orient«, Leipz. 1845-1846, 2 Bde., und »Aus dem Heiligen Lande«, das. 1862). Er starb Seine Arbeiten betreffen hauptsächlich die neutestamentliche Textreform, so: die Ausgabe des »Codex Ephraëmi Syri« (Leipz. 1843 u. 1845) und des »Codex Friderico-Augustanus« (das. 1846);
die »Monumenta sacra inedita« (das. 1846; nova collectio 1855-71, 6 Bde.);
»Evangelium Palatinum ineditum« (das. 1847);
»Codex Amiatinus« (das. 1850 u. 1854);
»Codex Claromontanus« (das. 1852);
»Fragmenta sacra palimpsesta« (das. 1854);
»Codex Sinaïticus« (Petersb. 1862, 4 Bde.; Handausgabe, Leipz. 1863, faksimiliert);
das »Novum Testamentum Vaticanum« (das. 1867).
Nach seinem
Tod setzten O. v.
Gebhardt
und R.
Gregory seine neutestamentlichen
Arbeiten fort. Auch lieferte Tischendorf
mit der Zeit 20
Ausgaben des neutestamentlichen
Textes (8. größere Ausg., Leipz. 1869-1872, 2 Bde.;
hiernach eine kleinere 1873), eine kritische
Ausgabe der
Septuaginta (7. Aufl., das. 1887, 2 Bde.)
sowie
Ausgaben der
»Acta apostolorum apocrypha« (das. 1851),
der »Evangelia apocrypha« (das. 1853, 2. Aufl. 1877) und der »Apocalypses apocryphae« (das. 1866). Seine Lösung der Frage: »Wann wurden unsre Evangelien verfaßt?« (Leipz. 1865, 4. Aufl. 1866) wurde von der Kritik fast einstimmig für einen verunglückten Versuch erklärt.
Vgl. Volbeding,
Konstantin Tischendorf
(Leipz.
1862).