Thallium
Tl,
Metall, findet sich mit
Kupfer,
[* 2]
Silber und
Selen im
Crookesit (16-18,5 Proz.) und Berzelianit,
in geringer
Menge in manchen
Schwefel- und
Kupferkiesen,
Zinkblende, im
Lepidolith und im
Glimmer von Zinnwald, im Badesalz von
Nauheim,
Orb,
Dürrenberg, im
Braunstein etc. Es geht beim
Rösten der
Kiese in den
Flugstaub und in den Bleikammerschlamm (welcher
z. B. bei Verarbeitung von Meggener
Kiesen 3,5 Proz. Thallium
enthält), auch in die
Schwefelsäure
[* 3] und aus dieser bei der
Darstellung
von
Salzsäure in letztere über; ebenso findet es sich im
Schwefel aus Meggener und spanischen
Kiesen, im
Schwefel von Lipari,
im käuflichen
Wismut etc. Aus
Rammelsberger
Kiesen gewonnene
Lauge, welche auf der Juliushütte bei
Goslar
[* 4] versiedet wird, ist reich an Thallium.
Zur Gewinnung von Thallium kocht man Bleikammerschlamm wiederholt unter
Zusatz von etwas
Schwefelsäure mit
Dampf
[* 5] aus, koliert, setzt
Salzsäure zu, wäscht das abgeschiedene Thallium
chlorür aus,
verdampft es mit konzentrierter
Schwefelsäure zur
Trockne, löst das schwefelsaure Thallium
oxydul in
Wasser und
fällt abermals Thallium
chlorür, verwandelt dies wieder in
Sulfat, behandelt die
Lösung desselben mit
Schwefelwasserstoff,
um
Arsen zu fällen, digeriert sie dann mit
Zink, wäscht das ausgeschiedene Thallium
mit
Wasser, preßt und schmelzt es in einem
Tiegel, in welchen
Leuchtgas
[* 6] geleitet wird. Thallium
ist kristallinisch, fast zinnweiß, stark glänzend, viel weicher
und weniger fest als
Blei,
[* 7] gibt auf
Papier einen bläulichen
Strich, der durch
Oxydation bald verschwindet, ist dehnbar, spez. Gew.
11,8,
Atomgewicht 203,6, schmilzt bei 290°, destilliert im Wasserstoffstrom, oxydiert sich schnell
an der
Luft, wird daher am besten in aufgekochter Zinkvitriollösung aufbewahrt, und entwickelt beim Erhitzen violetten
Dampf
und eigentümlichen
Geruch.
Das verrostete
Metall wird im
Wasser durch
Lösung des Oxyds wieder blank, und fein verteiltes Thallium
löst sich allmählich in
Wasser beim Zutritt der
Luft. Thallium
löst sich leicht in verdünnter
Schwefelsäure und
Salpetersäure,
schwer in
Salzsäure, verbindet
sich direkt mit
Chlor,
Brom,
Jod und
Schwefel, fällt viele
Metalle aus ihren
Lösungen und färbt die
Flamme
[* 8] schön grün. In vieler Hinsicht gleicht es dem
Kalium, in andrer dem
Blei; seine
Verbindungen sind giftig.
Mit
Sauerstoff bildet es schwarzbraunes Thallium
oxydul Tl2O , welches sich in
Wasser zu Thallium
hydroxydul TlOH
löst. Dies bildet gelbe
Kristalle,
[* 9] ist leicht löslich in
Wasser und
Alkohol; die farblose
Lösung reagiert
alkalisch, schmeckt laugenartig, wirkt ätzend, absorbiert begierig
Kohlensäure. Es bildet mit
Säuren meist lösliche
Salze,
aus denen
Salzsäure sehr schwer lösliches weißes Thallium
chlorür TlCl fällt, welches am
Licht
[* 10] violett wird, leicht schmilzt
und zu einer hornartigen
Masse erstarrt.
Mit kohlensaurem Thallium
oxydul bereitetes
Glas
[* 11] ist härter und schwerer als Kaliflintglas und bricht
das
Licht stärker als alle andern Glassorten. Thalliumoxyd
Tl2O3 ist braun, unlöslich in
Wasser und
Alkalien, gibt leicht
Sauerstoff ab. Das Thallium
hydroxyd TlO2H entsteht bei Einwirkung von
Ozon auf Thallium
hydroxydul,
ist braun, unlöslich in
Wasser, gibt mit
Säuren die wenig beständigen, meist kristallisierbaren farblosen
Oxydsalze. Man benutzt Thallium
zur
Darstellung optischer
Gläser und mit Thallium
hydroxydul imprägniertes
Papier (Thalliumpapier)
als
Reagens auf
Ozon. Thallium wurde 1861 von
Crookes entdeckt.