Sudermann
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Hermann, Dichter und Schriftsteller, geb. zu Matzicken in Ostpreußen, [* 2] stammt aus einer alten Mennonitenfamilie, gehörte aber durch seine Mutter der evangelischen Landeskirche an. Nach dem Besuch des Elbinger Realgymnasiums nötigten den Vierzehnjährigen Familienverhältnisse, einen bürgerlichen Beruf zu ergreifen; er wollte Apotheker werden, fand aber in diesem Beruf keine Befriedigung, kehrte schon nach einem Jahre zu den Studien zurück, absolvierte das Gymnasium in ¶
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Tilsit [* 4] und studierte 1875-79 an den Universitäten Königsberg [* 5] und Berlin [* 6] Geschichte, Litteratur und moderne Philologie. Er entschloß sich, unter manchen innern Kämpfen und äußern Bedrängnissen, sich der Litteratur zu widmen, war eine Zeitlang in der Redaktion eines kleinen Volksblattes beschäftigt, zu anderer Zeit Hauslehrer im Hause des Dichters Hans Hopfen. [* 7] Er schrieb in dem ersten Jahrzehnt seiner litterarischen Laufbahn eine große Zahl von Novellen, die in Zeitschriften erschienen, ohne besonders beachtet zu werden, und von Dramen, die nicht aufgeführt wurden.
Erst mit dem außerordentlichen Erfolg des bürgerlichen Schauspiels »Ehre« (1888), das auf der Mehrzahl der deutschen Bühnen aufgeführt ward, und mit dem sich S. der naturalistischen Richtung anschloß, ohne die äußersten Konsequenzen derselben zu ziehen, änderte sich die litterarische Stellung des Schriftstellers, insofern auch seine neuern novellistischen Arbeiten, wie: »Der Katzensteg« (Berl. 1889),
»Frau Sorge« (das. 1888),
»Im Zwielicht«, zwanglose Geschichten (das. 1890,5. Aufl.),
nunmehr Würdigung und weite Verbreitung fanden. Sein neuestes Schauspiel ist »Sodoms Ende« (1890), dem durch ein unmittelbar vor der Aufführung erfolgtes Verbot der Berliner [* 8] Theaterzensur, das übrigens bald wieder zurückgenommen ward, eine Reklame bereitet wurde, die über den Wert des übrigens talentreichen Dramas hinauszugehen scheint.