Stubenfliege
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s. Fliegen, ^[= # die Ortsbewegung von Tieren in der Luft. Das F. ist an eine besondere Organisation des Tierkörpers ...] [* 3] S. 373.
Stubenfliege
125 Wörter, 928 Zeichen
Stubenfliege,
s. Fliegen, ^[= # die Ortsbewegung von Tieren in der Luft. Das F. ist an eine besondere Organisation des Tierkörpers ...] [* 3] S. 373.
[* 3] die Ortsbewegung [* 5] von Tieren in der Luft. Das Fliegen ist an eine besondere Organisation des Tierkörpers geknüpft und kommt hauptsächlich den Insekten [* 6] und Vögeln zu; doch auch einige Säugetiere sowie der fliegende Fisch vermögen sich in der Luft zu bewegen, und der Mensch hat sich unzählige Male mit der Aufgabe beschäftigt, mittels künstlicher Flügel die Luft zu durchschiffen. Die eben erwähnte besondere Organisation des Tierkörpers ist ganz allgemein so beschaffen, daß ausgedehnte Oberflächen in Gestalt von Flügeln die durch geringe Dichtigkeit, große Beweglichkeit und verhältnismäßig geringe Schwere ausgezeichnete atmosphärische Luft mit Schnelligkeit und Kraft [* 7] zusammendrücken, und daß der Widerstand, der sich bei dieser Arbeit den Flügeln entgegenstellt, als Stützpunkt für die Bewegung dient.
Hierbei wirken diese Oberflächen ganz allgemein als einarmige Hebel, [* 8] und dieser Umstand ist deshalb von hervorragender Bedeutung, weil schon eine geringe Bewegung an dem am Tierkörper befestigten einen Ende des Hebels (Grund des Flügels) einen sehr bedeutenden Ausschlag des andern Endes (Flügelspitze) bewirkt. Bei den Insekten ist das Flugvermögen am großartigsten entwickelt. Die Muskeln [* 9] dieser Tiere besitzen eine Leistungsfähigkeit, welche in der ganzen Tierwelt unerreichbar dasteht; in einer einzigen Sekunde vermögen sie sich viele hundert Male zu kontrahieren.
Durch diese außerordentliche Muskelthätigkeit wird es bewirkt, daß der im übrigen mit einer bedeutenden spezifischen Schwere begabte Insektenkörper mit unglaublicher Geschwindigkeit dahinschießen kann. Jeder Reiter weiß, daß Fliegen das schnellfüßigste Pferd [* 10] überholen; während der Eisenbahnfahrt kann man beobachten, wie Insekten den in vollster Bewegung befindlichen Zug verfolgen und in die Eisenbahnwagen fliegen. Durch die schnelle Flügelbewegung der Insekten wird vielfach ein deutlich wahrnehmbarer Ton erzeugt, der um so höher liegt, je größer die Zahl der Flügelschläge ist.
Aus der Höhe des Tons läßt sich daher die Zahl der Flügelschwingungen berechnen, und man hat auf diesem Weg ermittelt, daß die Brummfliege 350, die Biene [* 11] aber 440 Flügelschläge in einer einzigen Sekunde auszuführen vermag. Nach Marey vermag man auch auf graphischem Weg die Zahl der Flügelschläge direkt zu bestimmen. Eine mit einem berußten Papiermantel versehene kleine Metalltrommel dreht sich mit gleichmäßiger und genau bekannter Geschwindigkeit um ihre Achse.
Das Insekt, welches auf die Zahl seiner Flügelschläge untersucht werden soll, wird derartig gehalten, daß die Flügelspitzen bei ihrer Bewegung das berußte Papier ganz leicht streifen. Jeder Flügelschlag erzeugt so einen hellen Punkt auf dunklem Grund, und aus der Zahl dieser Punkte läßt sich dann sehr leicht die Zahl der Flügelschläge bestimmen. Marey fand auf diesem Weg, daß die Fliege 240-321 Flügelschläge in der Sekunde ausführt, je nachdem die Flügelspitze das Papier stärker oder schwächer berührt und er glaubt, daß die letztgenannte Zahl annähernd der in der Freiheit ausgeführten Bewegung entspricht. Für andre Insekten wurden folgende Werte ermittelt: Hummel 240, Biene 190, Wespe 110, Libelle 28, Kohlweißling 9 Flügelschläge in der Sekunde.
Bei den Vögeln wird das Fliegen durch den Bau des Knochengerüstes und die außerordentliche Entwickelung der Brustmuskeln ungemein begünstigt. Hinsichtlich des erstern Punktes sei darauf hingewiesen, daß die Schulter nicht allein durch die sehr stark entwickelten Schlüsselbeine, sondern auch durch die Gabelbeine eine feste Verbindung mit dem Rumpf erhält. Früher hat man auch den Lufträumen in den Knochen [* 12] der Vögel [* 13] einen bedeutenden Einfluß auf das Fliegen zugeschrieben, und man hat sich gedacht, die mit den Lungen in Verbindung stehende wärmere Luft dieser Räume wirke nach Art der Montgolfieren.
Thatsächlich ist indessen der Inhalt der Lufträume so gering und der durch die Erwärmung der Luft bedingte Gewichtsunterschied so winzig, daß von einer derartigen Einwirkung gar nicht ernstlich geredet werden kann. Marey ist es gelungen, mit Hilfe eines photographischen Revolverapparats ähnlich demjenigen, welchen Muybridge zum Studium der Gangarten des Pferdes benutzte, fliegende Vögel zu photographieren. Exakte Aufnahmen dieser Art werden eine Analyse der Flugbewegungen ermöglichen, wie sie bisher mit Hilfe von andern Methoden nicht zu erzielen war.
Unter den Säugetieren besitzen die Fledermäuse eine ziemlich vollkommene Einrichtung zum Flug. Andre Tiere, z. B. das fliegende Eichhörnchen, sind zwar mit Flughäuten ausgestattet, vermögen diese aber nur nach Art eines Fallschirms zu benutzen. Der fliegende Fisch (s. d.) ist befähigt, sich mit Hilfe seiner stark entwickelten Brustflossen, welche hierbei schräg zum Horizont [* 14] gestellte Ebenen, die nach Art des Papierdrachen wirken, darstellen, einige Zeit über dem Wasser zu halten, nachdem der Körper zunächst mit großer Kraft aus dem Wasser emporgeschnellt worden ist.
Vgl. Borelli, De motu animalium (Rom [* 15] 1680);
Pettigrew, Die Ortsbewegung der Tiere (deutsch, Leipz. 1875);
Marey, La machine animale (Par. 1878);
Straßer, Über den Flug der Vögel (Jena [* 16] 1885);
Müllenhoff, Ortsbewegungen der Tiere (Berl. 1885);
Derselbe, Die Größe der Flugflächen und die Größe der Flugarbeit (»Zeitschrift des Deutschen Vereins für Luftschiffahrt« [* 17] 1885).
[* 3] Insektenordnung, s. v. w. Zweiflügler, [* 18] dann die arten- und formreichste Familie dieser Ordnung Muscariae), überwiegend nützliche Tiere mit dreigliederigen Fühlern, deren Endglied meist zusammengedrückt ist, meist mit fleischigen Endlippen versehenem Rüssel, verkümmertem Unterkiefer, in der Regel hervortretenden eingliederigen Tastern und häufig stark entwickelten, die Schwinger überdachenden Flügelschuppen. Die Larven, welche teils parasitisch im Körper andrer Insekten, besonders der Schmetterlingsraupen, teils in faulenden tierischen und pflanzlichen Stoffen leben und diese schnell beseitigen, sind walzig, die Puppen tonnen- oder eiförmig. Die Larven mancher Gruppe entwickeln sich äußerst schnell und werden zum Teil schon als solche geboren. Daher sind viele Arten in sehr großer Individuenzahl und vom ersten Frühjahr bis spät in den Herbst anzutreffen. Man teilt die Familie in acht Gruppen: Bies- oder Dasselfliegen, Bremen [* 19] (Oestridae);
Dickkopffliegen (Conopidae);
Mordfliegen (Tachinariae);
echte Fliegen (Muscariae genuinae);
Acalypterae, zu denen die ¶
Blumenfliegen gehören, und Trineurae mit der Gattung Buckelfliege. Zu den echten Fliegen gehören die Gattungen Schmeißfliege (Sarcophaga. Meig.), Stechfliege (Stomoxys Meig.), Fliege (Musca L.) u. a. Bei der Gattung Musca ist der Kopf kurz und breit, das Gesicht [* 21] nicht hervortretend, das Endglied der Fühler langgestreckt, der Hinterleib kurz-eiförmig; die Augen stoßen beim Männchen zusammen. Die Gattung ist durch zahlreiche Arten in allen Erdteilen vertreten. Am bekanntesten sind: die Stubenfliege (M. domestica L.), mit aschgrauem, schwarz gestreiftem Rückenschild und schwarz gewürfeltem, an der Unterseite braungelbem Hinterleib;
die blaue Schmeißfliege (Brechfliege, Brummer, Aas-, Fleischfliege, M. vomitoria L., s. Tafel »Zweiflügler«),
bis 13 mm lang, mit graustriemigem Rückenschild, schwarzen, rothaarigen Backen und lebhaft stahlblauem Hinterleib;
die Goldfliege (M. Caesar L.), glänzend smaragdgrün, mit schwarzen Beinen und silberweißem Gesicht.
Besonders die beiden ersten Arten sind ungemein fruchtbar. Die Stubenfliege legt die fast walzenförmigen Eier [* 22] in Klümpchen von 60-70 Stück an Mist, verdorbenes Brot, [* 23] auch an Fleisch, tote Tiere etc. Die Schmeißfliege legt ihre etwas gebogenen Eier, gleichfalls in Häufchen von 20-100 Stück, besonders an Fleisch, auch an alten Käse und Aas. Nach 24 Stunden kriechen die weißen, kegelförmigen, hinten gestutzten, augenlosen Larven aus, arbeiten sich schnell in die von ihnen bewohnten Gegenstände hinein und durchwühlen dieselben, wobei der von ihnen ausgesonderte flüssige Unrat die Fäulnis zu befördern scheint.
Die Larven (Maden) gelangen bisweilen mit Fleisch lebend in den Magen [* 24] des Menschen und werden dann durch Erbrechen entleert, auch sind sie mehrfach in Geschwüren und eiternden Wunden beobachtet worden. An Leichen, die in Gewölben stehen, erscheinen sie als »Leichenwürmer«. Nach 8-14 Tagen verpuppen sie sich, am liebsten in der Erde, und nach weitern 14 Tagen schlüpft die Fliege aus. Die letzte Generation im Jahr überwintert im Puppenzustand. Im Herbst gehen zahlreiche Fliegen durch einen Pilz [* 25] (Empusa, s. d.) zu Grunde.
Vögel und Spinnen [* 26] sind ihre Hauptfeinde. In den Zimmern schützt man sich gegen Fliegen durch Vorsetzfenster von Gaze, mit klebrigen Stoffen überzogene Stöcke, Abkochung von Quassienholz (Fliegenholz), welche, mit etwas Zucker [* 27] vermischt, die in Menge herbeilockt, aber nur betäubt, und durch Fliegenpapier (s. d.). Die Fliegen verlassen Räume, welche mit Lorbeeröl gestrichen sind, oder in denen trockne Kürbisblätter auf glühende Kohlen geworfen wurden. Man hängt auch einen Büschel von Beifußstengeln an der Zimmerdecke auf und zieht abends, wenn die Fliegen sich darin gesammelt haben, einen Sack von unten über den Büschel.
Nr. | Ergebnis | Fliegen |
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1 | ****** | flie|gen <st. V.> [mhd. vliegen, ahd. fliogan, urspr. wohl = sich (schnell) bewegen]: 1. sich ... |
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Zum Artikel 'Fliegen' auf Seite 6.372 wurden 167 verwandte Einträge gefunden in total 7 Kontexten:
Aasfliege, s. Fliegen
Fleischfliege, s. Fliegen
Fliegen(+1)
Sarcophaga, s. Fliegen
Schmeißfliege, s. Fliegen
Stechfliege, s. Fliegen
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Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
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6.372 | Fliegen | Borelli | De motu animalium | (Rom 1680) |
6.372 | Fliegen | Marey | La machine animale | (Par. 1878) |
6.372 | Fliegen | Bies- oder Dasselfliegen | Bremen | (Oestridae) |
6.372 | Fliegen | Müllenhoff | Ortsbewegungen der Tiere | (Berl. 1885) |
6.372 | Fliegen | Pettigrew | Die Ortsbewegung der Tiere | (deutsch, Leipz. 1875) |
6.372 | Fliegen | Straßer | Über den Flug der Vögel | (Jena 1885) |
32.148 | Beißen | Durch Heuschrecken und Fliegen zu Tode gebissen | Weish. 16, 9. | (2 Mos. 8, 24. c. 10, 4.) |
65.173 | Spiritismus | "Leistungen" | der Geister ist zu erwähnen das Spielen musikalischer Instrumente (die dabei gelegentlich sich im Zimmer herumbewegen, "fliegen", z. B. Harmonikas) | |
6.372 | Fliegen | Müllenhoff ^[Derselbe] | Die Größe der Flugflächen und die Größe der Flugarbeit | ("Zeitschrift des Deutschen Vereins für Luftschiffahrt" 1885) |
51.14 | Aastiere | Tiere | Stoffen ernähren und so durch Beseitigung des lästigen und schädlichen Aases als natürliche Abdecker dienen. Zu den A. im weitesten Sinne gehören die Infusorien, ferner kleinere und größere Würmer, Fliegen | (Aasfliegen, deren Larven sich von faulenden Stoffen nähren), Aaskäfer (s. d.), alle Krustentiere, wie Krebse, Krabben, Flohkrebse; |
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