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Kaleidoskop
[* 3] (s. d.), zum Leiten des Lichts um
Ecken, zur Erhellung dunkler
Lokale mittels des reflektierten Lichts u. s. w.
Große, durchsichtige, schief gestellte, unbelegte
Spiegelgläser erzeugen vermöge ihrer glänzenden Oberfläche Spiegel
bilder,
die man nach dem Spiegel
gesetze hinter dem
Glase neben Gegenständen wahrnimmt, die man durch das unbelegte
Glas
[* 4] direkt sieht.
Dies führt zu optischen Täuschungen, worauf die Bühnenspiegel
der Neuzeit (Pepper 1860) für theatralische
Gespenstererscheinungen beruhen. Zu den S. mit gekrümmter Oberfläche gehören die Cylinder-,
Kegel-, Paraboloid-, Ellipsoid-
und sphärischen oder Kugelspiegel
, welche letztere wieder Konvexspiegel oder
Konkavspiegel (Hohlspiegel
)
[* 5] sein können. Von
ihnen finden aber nur die Hohlspiegel
(s. d.) Anwendung.
Glastafeln aus
Spiegelglas (s. d.) können zur Herstellung von S. auf drei Wegen mit reflektierenden
Metallschichten versehen werden: durch
Belegen mit Zinnamalgam, durch
Belegen mit
Silber nach dem Liebigschen
Verfahren und durch
Einbrennen einer dünnen Platinschicht (s.
Glanzgold). Es scheint, daß das alte
Verfahren
(Belegen mit Zinnamalgam) allmählich
durch das neuere
Verfahren ganz verdrängt werden soll; die Gesellschaft St. Gobain in
Frankreich, die
auf dem Gebiet der Spiegel
fabrikation eine hervorragende
Stellung einnimmt, erzeugt gegenwärtig nur noch Silberspiegel.
Diese werfen nämlich weißes Licht [* 6] mit rötlichen Strahlen zurück, während im Quecksilberspiegel weißes Licht einen grünlichen Schein erhält, weshalb eine Person, im Silberspiegel betrachtet, eine frischere, dagegen im Quecksilberspiegel betrachtet, eine bleichere Gesichtsfarbe zeigt als in Wirklichkeit. Daher ist der schmeichelnde Silberspiegel nach und nach beliebter geworden. Auch ist die Herstellung der Quecksilberspiegel wegen der Giftigkeit der Quecksilberdämpfe der Gesundheit der Arbeiter im höchsten Grade schädlich, die Herstellung der Silberspiegel dagegen nicht. Platinspiegel haben nur untergeordnete Bedeutung.
Zur Herstellung der mit Zinnamalgam belegten S. breitet man auf einer vollkommen ebenen, horizontal liegenden Steinplatte Zinnfolie (Stanniol) glatt aus, übergießt sie wiederholt mit Quecksilber, das man jedesmal mittels eines Filzbausches verreibt, bis dasselbe eine 2-3 mm hohe Schicht bildet, und schiebt hierauf die geschliffene, gut gereinigte Glasplatte derart über das Quecksilber, daß der Rand der erstern stets in das letztere eintaucht. Alsdann beschwert man die Tafel mit Gewichten, um das überschüssige Quecksilber auszupressen, giebt der Steinplatte eine mehr und mehr geneigte Lage, hebt nach etwa 24 Stunden den S. ab und stellt ihn auf die Kante, damit das überschüssige Quecksilber abfließt. Nach 8-20 Tagen ist der S. fertig.
Zur Herstellung der Silberspiegel übergießt man das sorgfältig gereinigte Glas mit einer alkalische Reduktionsmittel enthaltenden Silbernitratlösung; nach kurzem Stehen in der Kälte scheidet sich erst ein rötlicher oder schwarzer Niederschlag, dann ein glänzender Spiegel [* 7] von metallischem Silber festhaftend am Glase ab. Als Reduktionsmittel dienen Traubenzucker und Natronlauge oder Weinsäure und Ammoniak.
Über Celluloidspiegel s. Celluloid, Bd. 17.
Die Planspiegel zu astron. und physik. Zwecken sind entweder Metallspiegel aus Spiegelmetall (s. d.) oder Glasspiegel, aber mit geschwärzter Rückseite oder versilberter Vorderseite.
Man gebrauchte im Altertum neben Metallspiegeln auch S. aus einem schwarzen obsidianähnlichen Gestein. Wenn man nach Plinius in Sidon ersonnen hatte, S. aus Glas zu machen, so waren diese höchst wahrscheinlich nur Nachahmungen jener Obsidianspiegel. Glasspiegel werden in keiner Schrift des Altertums erwähnt, auch nirgends vorgefunden. Erst seit dem 16. Jahrh. werden die alten Nürnberger Glasspiegel erwähnt. In dem nämlichen Jahrhundert ist aber auch schon die Anfertigung von mit Zinnamalgam belegten Glastafeln in Venedig [* 8] im Gange. Von Venedig ging die Kunst zunächst nach Böhmen [* 9] und Bayern [* 10] (Nürnberg) [* 11] und später (1665) unter Colbert nach Frankreich über. Damals wurden die S. ausschließlich aus geblasenem Glas hergestellt. Erst 1688 gelang es Louis Lucas de Néhou in Paris, [* 12] gegossene Glastafeln herzustellen.
Für die Herstellung und Ausfuhr von S. sind Belgien, [* 13] Frankreich, Großbritannien [* 14] und Deutschland [* 15] (Rheinprovinz) [* 16] am bedeutendsten. Die Ausfuhr Frankreichs, das wohl am meisten S. produziert, aber auch den größten Bedarf hat, ist geringer als die Deutschlands [* 17] (1896: 2,3 Mill. M.).
In der Baukunst [* 18] ist S. eine glatte umrahmte Fläche, z. B. an einem Quader, Gewölbe, [* 19] daher auch Spiegelgewölbe (s. Gewölbe).
In übertragener Bedeutung jede glänzende oder auch nur glatte Fläche ohne den Begriff des Zurückwerfens der Lichtstrahlen, z. B. Wasserspiegel, der S. des Meers, an Gesteinen (s. Harnisch);
ferner die glänzenden Flecken an Pfauenfedern, Schmetterlingen und andern Tieren, der weiße Fleck am After des Rehs;
ferner der Mittelpunkt einer Scheibe (s. d.);
die Treibscheibe der Spiegelgranaten (s. d.);
die Hinterfläche eines Schiffs über Wasser (s. Heck).
Endlich ist S. auch noch der Titel verschiedener Werke, besonders pädagogischen und moralischen Inhalts, in denen Beispiele aus dem Leben als Muster oder zur Warnung aufgestellt sind, z. B. Tugendspiegel, Jugendspiegel, Glaubensspiegel, Fürstenspiegel u. s. w.; auch für Sammlungen von Rechtsgewohnheiten und Gesetzen, z. B. Sachsenspiegel (s. d.), Schwabenspiegel (s. d.).