Spekulation
(lat.) hat in den verschiedenen philosophischen Schulen eine verschiedene Bedeutung, indem man darunter bald ein streng begriffmäßiges (wissenschaftliches) Denken und Erkennen, bald ein von vernünftigem Reflektieren absehendes visionäres Schauen versteht. In letzterer Bedeutung nahmen die S. zuerst die Neuplatoniker und neuerlich die Schulen des transcendentalen und absoluten Idealismus auf. Die Hegelsche Schule versteht unter S. dasjenige Denken, welches streng methodisch alle Gegensätze und Widersprüche in den Begriffen in höhere Einheiten aufzulösen sucht. Herbart stellt der spekulativen Philosophie die Aufgabe, die in der Erfahrung enthaltenen Widersprüche darzulegen und mittels logischer Bearbeitung der Begriffe zu beseitigen. - Im gewöhnlichen Leben, insbesondere im Handel, nennt man S. jede auf die Durchführung ¶
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solcher Unternehmungen gerichtete Erwägung, bei welchen der erwartete Gewinn durch Eintritt oder Ausbleiben von Ereignissen
bedingt ist, die von dem Willen des Unternehmers (Spekulanten) selber unabhängig sind. Eine jede Unternehmung beruht mehr
oder weniger auf spekulativer Grundlage, und die S. ist als eine Berücksichtigung zukünftiger Möglichkeiten an und für
sich eine unerläßliche Bedingung geordneter Bedarfsdeckung und eines geregelten Wirtschaftslebens. Zu
unterscheiden von der soliden S. ist das Spekulatio
nsmanöver, welches unter Benutzung monopolistischer Stellung durch Aufkauf
und »Erwürgen« (Vorschreibung harter Bedingungen für bedrängte Schuldner) oder auch durch betrügerische Anpreisung, unzulässige
Verteilung zu hoher Dividenden etc. die Preise künstlich zu verändern sucht. Spekulatio
nspapiere sind
solche Wertpapiere, welche starken Kursschwankungen unterworfen und daher zur Gewinnerzielung aus Kauf und Verkauf sehr geeignet
sind. Über Spekulatio
nskauf vgl. Börse, S. 235.