Titel
Sontag
,
1) Henriette, Gräfin Rossi, Opernsängerin, geb. zu Koblenz, [* 2] wo ihre Eltern als Schauspieler wirkten, erhielt ihre musikalische Ausbildung im Konservatorium zu Prag, [* 3] debütierte daselbst in ihrem 15. Jahr als Prinzessin in »Johann von Paris« [* 4] mit großem Erfolg, ging darauf mit ihrer Mutter nach Wien, [* 5] wo sie an der Deutschen und Italienischen Oper mitwirkte, ward 1824 am neuen Königstädter Theater in [* 6] Berlin [* 7] engagiert und bald darauf zur Hof- und Kammersängerin ernannt.
Zwei Jahre später trat sie ihre erste Reise nach Paris an, wo sie einen unbeschreiblichen Enthusiasmus erregte und 1827 für zwei Jahre Engagement annahm. Nachdem sie sich 1828 insgeheim mit dem Grafen Carlo Rossi, damals Geschäftsträger des sardinischen Hofs im Haag, [* 8] verheiratet hatte, trat sie nur noch als Konzertsängerin auf, besuchte als solche Petersburg [* 9] und Moskau [* 10] und kehrte dann über Hamburg [* 11] nach den Niederlanden zurück, wo bald darauf die öffentliche Bekanntmachung ihrer Heirat erfolgte.
Bedeutende Vermögensverluste veranlaßten sie, 1849 zur Bühne zurückzukehren, und der Zauber ihrer Persönlichkeit, die ungeschmälerte Frische und Lieblichkeit ihrer Stimme verschafften ihr überall den frühern Beifall. 1853 unternahm sie eine Kunstreise nach Amerika [* 12] und feierte auch hier die glänzendsten Triumphe, starb aber in Mexiko [* 13] an der Cholera. Ihr Leichnam ward im Kloster Marienthal bei Ostritz in der sächsischen Lausitz beigesetzt. In ihrer Blütezeit besaß Frau S. neben der äußersten Reinheit, Klarheit und Biegsamkeit der Stimme eine unübertreffliche Leichtigkeit, Sauberkeit und Anmut des Vortrags.
Sie erschütterte nicht durch imponierende Stimmfülle, bezauberte aber durch die Grazie ihres Gesanges, besonders in Koloraturen, welche sie größtenteils mit halber Stimme, aber mit der vollkommensten Deutlichkeit vortrug. Namentlich im Sentimentalen und Scherzhaften war sie unvergleichlich. Gundling hat ihr Jugendleben zu dem Kunstroman »Henriette S.« (Leipz. 1861, 2 Bde.) benutzt. In der Selbstbiographie ihres Bruders sind zahlreiche sie betreffende biographische Einzelheiten enthalten.
2) Karl, Schauspieler, Bruder der vorigen, geb. zu Dresden, [* 14] begann seine Bühnenlaufbahn 1848 am dortigen Hoftheater, war 1851-52 am Hofburgtheater in Wien thätig und folgte dann einem Ruf nach Schwerin, [* 15] wo er sieben Jahre lang die ersten Helden- und Bonvivantrollen spielte. Im J. 1859 wurde er in Dresden, 1862 in Hannover [* 16] angestellt, wo er sich ausschließlich dem Lustspiel widmete; seit 1877 gibt er nur Gastrollen, die ihn wiederholt auch nach Nordamerika [* 17] führten. 1885 siedelte er nach Dresden über. S. versteht seinen Lebemännern und sogen. Chargen so drollige Züge zu verleihen, daß sie eine unwiderstehliche Wirkung ausüben. Zu seinen bedeutendsten Rollen [* 18] gehören Doktor Wespe, Orgon (»Tartüffe«),
Petrucchio, Bolingbroke, Königsleutnant, auch Nathan, Karlos u. a. S. hat sich auch als Schriftsteller versucht; er veröffentlichte das Theaterstück »Frauenemanzipation« (Hannov. 1875),
das die Runde über alle Bühnen machte, und ein sehr rückhaltlos urteilendes autobiographisches Werk unter dem Titel: »Vom Nachtwächter zum türkischen Kaiser« (3. Aufl., Hannov. 1876), das Veranlassung zu seiner Entlassung aus dem Verband [* 19] des hannöverschen Hoftheaters (1877) wurde. ¶
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von"Sontag"
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Theater: Schauspieler und Sänger
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Quellen, Literatur
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
---|---|---|---|---|
6.188 | Festungshaft | Sontag | Die F. | (Leipz. 1872) |
15.39 | Sontag | "Henriette S." | (Leipz. 1861, 2 Bde.) | |
17.412 | Gundling | "Henriette Sontag" | (das. 1859) | |
65.63 | Sontag | "Schimpfereien" | (Berl. 1894) | |
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