Soda
,
kohlensaures Natrium (s. Natriumcarbonate), wurde ursprünglich aus den in Ägypten, [* 2] Centralamerika, in der Araxesebene und in Ungarn [* 3] gelegenen Sodaseen sowie aus der Asche von Strandpflanzen hauptsächlich in Alexandria (Rochetta), Spanien [* 4] (Barilla oder Alicante), Frankreich (Salicor und Blanquette) gewonnen. Der große Bedarf an S. erforderte schon zu Ende des vorigen Jahrhunderts neue Wege zu ihrer Gewinnung. Das seit 1782 bekannte Leblancsche Verfahren wurde 1812 von Losh in England, 1840 von Hermann in Deutschland [* 5] (Schönebeck) eingeführt. Es beruht darauf, daß Kochsalz durch Schwefelsäure [* 6] unter Gewinnung der wertvollen Salzsäure als Nebenprodukt in Sulfat umgewandelt und dieses mit Kalkstein und Kohle verschmolzen wird.
Die erhaltene Rohsoda
wird in Shankschen
Apparaten ausgelaugt und die Lauge auf
Krystallsoda oder calcinierte S. verarbeitet.
Der
Ammoniaksodaprozeß, der das Leblancsche
Verfahren an vielen Orten bereits verdrängt hat, ist von E. Solvay in
Brüssel
[* 7] ausgebildet worden und heißt auch der
Solvayprozeß. Er gründet sich auf die Zersetzbarkeit einer konzentrierten
Kochsalzlösung durch zweifach-kohlensaures
Ammoniak, wobei zweifach-kohlensaures Natrium niederfällt, das man durch
Glühen
in S.
(Ammoniaksoda) überführt, während Salmiak in Lösung bleibt, aus welchem man durch Erhitzen mit Kalk das
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Ammoniak wiedergewinnt. Die elektrolytische Darstellung beruht auf der Zersetzung von Kochsalzlösung durch den elektrischen
Strom und Umwandlung des dabei gebildeten Ätznatrons in S. durch Einleiten von Kohlensäure. Hauptproduktionsländer für S.
sind England, Deutschland (Ludwigshafen,
[* 9] Staßfurt),
[* 10] Belgien,
[* 11] Frankreich und Österreich
[* 12] (Aussig). In Deutschland betrug 1878 die
Soda
produktion 42500 t. Nach Erhöhung des Zolls und der Ausdehnung
[* 13] des Ammoniakprozesses stieg sie 1883 auf 115000
t und 1896 auf etwa 250000 t; hiervon beträgt der Anteil der Ammoniaksoda 80 Proz. Die Ausfuhr Deutschlands
[* 14] an calcinierter
S. betrug 1896: 41106 t im Werte von 4111000 M. Statt der S. findet in neuerer Zeit zu Zwecken der Seifenbereitung
häufig Ätznatron (s. d.) oder kaustische S. Anwendung.
Letztere wird aus den letzten, keine krystallisierbaren Salze mehr gebenden Mutterlaugen der Soda
fabrikation, welche neben
Natronhydrat Schwefelnatrium, Cyan-, Rhodan-, Ferrocyannatrium enthalten, dargestellt, indem diese Laugen eingekocht und schließlich
bei schwacher Rotglut mit Salpeter versetzt werden, bis die Gesamtmenge des Schwefels u. s. w.
oxydiert ist. In der glühend geschmolzenen Masse setzt sich Eisenoxyd zu Boden, die geschmolzene kaustische S. wird abgeschöpft
und in aus Eisenblech gefertigte Fässer gegossen, in denen sie nach dem Erstarren zum Versand kommt. (S. auch Sodarückstände.)
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Vgl. J. R. von Wagner, Regesten der Soda
fabrikation (Lpz. 1866);
Lunge,
[* 15] Handbuch der Soda
industrie
(2 Bde., Braunschw. 1880; 2. Aufl., 3 Bde.,
ebd. 1893‒96): ders., Taschenbuch für die Soda-
, Pottasche- und Ammoniakfabrikation (2. Aufl., Berl. 1892);
Goldstein, Deutschlands
Soda
industrie in Vergangenheit und Gegenwart (Stuttg. 1896).