im allgemeinen jedes zu Pulver zerriebene farbige
Glas,
[* 2] das bei der
Glas- und Emailmalerei zur Anwendung kommt,
insbesondere jedoch ein Kobaltglas, d. h. ein durch Kobaltoxyd blau gefärbtes
Glas, erzeugt durch Zusammenschmelzen von Quarzsand,
Pottasche und gerösteten Kobalterzen (s. Kobaltoxyd). Dieses
Glas, mit dessen Herstellung sich die
Blaufarbenwerke beschäftigen
und das je nach dem beim Schmelzen gegebenen Kobaltzusatz mehr oder weniger blau gefärbt ausfällt, wird gepocht, gemahlen,
sodann auf Herden und in Bottichen gewaschen und nach den verschiedenen Korngrößen voneinander geschieden.
Das gröbste Pulver heißt
Streublau, das feinste
Eschel und
Sumpfeschel. Die kobaltreichste und dunkelste beste Sorte nennt
man Königsblau, Royalblau oder
Azurblau. Bei gleichem Kobaltgehalt des
Glases erscheint ein feineres
Korn stets weniger farbkräftig
als ein gröberes. Sehr reine S. wird aus Kobaltsilikat (s. d.)
hergestellt. Verwendet wird S. als Malerfarbe sowie zum
Bläuen und
Bleichen von Papier und weißen Zeugen. Seit der Entdeckung
des
Ultramarin hat die
S. an Bedeutung verloren. -
Über die Verwendung des Kobaltglases zur Imitation des
Saphirs s.
Edelsteinimitationen
(Bd. 5, S.707 b).
Die gerösteten Erze schmelzt man mit Pottasche und Quarzpulver in Tiegeln oder in einem Flammofen mit geneigter
Sohle, wobei jene Schwefelverbindungen sich als Speise abscheiden und ein Glas entsteht, welches in kaltes Wasser abgeschöpft
wird. Das abgeschreckte Glas wird auf Walz- oder Stampfwerken zerkleinert, dann gemahlen und geschlämmt, wobei man mehrere
Sorten von verschiedener Feinheit herstellt. Streublau (Streusand, Blau, B) ist gröberes, eckiges, Kouleur
(C) mittelfeines und Eschel (E) das feinste Pulver.
Die Zeichen H (hoch) und B (böhmisch) bezeichnen bei Streublau und Kouleur feineres Korn. Die Intensität der Farbe wächst mit
dem Kobaltgehalt, und von der Reinheit der Erze hängt die Reinheit der Nüance ab. F, M, O (fein, mittel,
ordinär) bezeichnen den relativen Kobaltgehalt. Die kobaltreichste S. heißt Königsblau (Kaiserblau), die dunkelste Azurblau.
Die S. bildet ein mehr oder weniger rein himmelblaues Pulver, ist sehr beständig, widersteht der Kalilauge, wird aber durch
Säuren zersetzt und gibt beim Schlämmen kohlensaures und kieselsaures (auch arsensaures) Kali an das Wasser
ab. Sie ist infolge des Gehalts an diesen Salzen etwas hygroskopisch und
ballt sich; auch erhält sie dadurch eine sattere
Farbe und die Fähigkeit, länger in Wasser suspendiert zu bleiben.
Die S. eignet sich besonders zur Wassermalerei auf Mauerwerk; sie wird auch in der Porzellanmanufaktur
und in der Töpferei benutzt, ist dagegen als Farbstoff für Papier und Wäsche durch das Ultramarin fast vollständig verdrängt
worden. Durch Kobaltblau gefärbte Gläser wurden schon von den alten Ägyptern dargestellt. Eine bewußte Verwendung der Kobalterze
zum Blaufärben von Glas datiert indes wohl erst aus dem 16. Jahrh. und soll von Schürer zuerst ausgeführt
worden sein. 1571 gründete Preußler das erste Blaufarbenwerk zwischen Platten und Eibenstock,
[* 6] auf welchem Kobaltglas zu S.
vermahlen wurde. Seitdem erhielt sich die S. im allgemeinen Gebrauch, bis um die Mitte dieses Jahrhunderts das Ultramarin mehr
und mehr Eingang fand. Auch s. v. w. Schmelz und Email (s. d.).