Sinōpe,
türk. Sinob, eine im Altertum sehr bedeutende griech. Seestadt an der Nordküste der kleinasiat. Landschaft Paphlagonien, jetzt Hauptstadt eines Sandschaks im Wilajet Kastamuni, liegt auf dem nur 370 m breiten, niedrigen Isthmus eines ungefähr 7 km langen Küstenvorsprungs, der sich in östl. Richtung allmählich zu einem 2 km breiten, 200 m hohen abgestumpften Kegelberge verbreitert. Der Hafen bildet eine der Dampfschifffahrtsstationen zwischen Konstantinopel [* 3] und Trapezunt. S. besteht aus der eigentlichen türk. Stadt im Westen und dem griech. Quartier im Osten, hat zwei Bazare und eine große Moschee. Das einzige noch in einiger Vollständigkeit erhaltene Gebäude aus dem Altertum, von den Griechen «Schloß des Mithridates» genannt, besteht aus vier Sälen mit gewölbter Decke. [* 4] Die Bevölkerung beträgt jetzt nur gegen 8000 Seelen. Der Handel beschränkt sich auf Ausfuhr von Holz, [* 5] Wachs, Obst, Seide [* 6] und Fellen.
Das griechische S. war eine Kolonie der Milesier, von diesen angeblich schon Anfang des 8. Jahrh. v. Chr. auf der Stelle einer ältern assyr. Ansiedelung gegründet, dann (nach einer Verheerung durch Kimmerier) 630 v. Chr. erneuert; wahrscheinlich ist es im 7. Jahrh. überhaupt erst entstanden. Im Besitz zweier Häfen, wurde die Stadt durch Handelsverkehr (hier mündete die Handelsstraße von Kappadocien und vom Euphrat) und einträglichen Thunfischfang reich und mächtig; ihr Gebiet reichte südwärts bis zum Flusse Halys (jetzt Kisil-Irmak), und von S. aus wurden wieder mehrere Kolonien, wie Kotyora, Trapezus und Kerasus angelegt.
Die Stadt war der Geburtsort des Cynikers Diogenes. In pers. Zeit bewahrte S. lange eine selbständige Stellung. 368 v. Chr. wurde es von dem Satrapen Datames, 183 v. Chr. von Pharnaces Ⅰ., dem Könige von Pontus, erobert, der die Stadt zur Haupt- und Residenzstadt seines Reichs machte und durch Prachtbauten verschönerte. In den Mithridatischen Kriegen hatte S. wiederholt zu leiden, 72 eroberte es Lucullus, verlieh ihm aber die Autonomie; 45 v. Chr. wurde es röm. Kolonie.
Nachdem im 4. Jahrh. n. Chr. Amasia die Hauptstadt von Pontus geworden, begann S. zu sinken. Seit 1204 gehörte es zum Kaisertum Trapezunt, wurde aber schon 1214 von dem Seldschuken-Sultan von Iconium erobert. Seit dem 14. Jahrh. bildete es die Hauptfestung des Isfendiar von Kastamuni. 1461 eroberte Mohammed Ⅱ. die Stadt. Denkwürdig wurde S. durch die Vernichtung einer türk. Flottenabteilung, welche im Hafen vor Anker [* 7] lag, durch den russ. Viceadmiral Nachimow