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Seiger, im Bergbau, [* 3] s. Saiger. Seignettesalz (spr. ßänM-), s. Weinsäure. Seigneur (frz., spr. ßänjöhr; vom lat. senior, d.i. der Altere, und zwar von der Form des Accusativs 86ni0r6in), auch gekürzt in Sieur, hieß ehedem in Frankreich derjenige, der als Lehn oder freies Allod ein erbliches Territorium oder wenigstens darüber die hohe oder niedere Gerichtsbarkeit (3.^i5tici6r) besaß. Ein solches Territorium nannte man Seigneurie, den Inbegriff der Rechte aber, die daran hafteten, Seigncuriage.
Später jedoch wurde unter Seigneuriage besonders das königl. Münzrecht verstanden. Gegenwärtig bedient man sich des Titels S. nur gegen souveräne Fürsten; Prinzen, herzöge, Erzbischöfe werden mit Mon- seigneur tituliert. Auch «Herr Gott» wird im franz. Kirchenstil mit S. ausgedrückt. Grand- scigneur heißt im gesellschaftlichen Leben der- jenige, dessen Sitten und Lebensart den Mann von vornehmer Abkunft und großem Vermögen verraten. Eine andere, vom Nominativ Leinöl abgeleitete Vil- dung ist Sire, soviel als gnädiger Herr, welches Wort bei Anreden an Monarchen gebraucht wird.
Seihbottiche, s. Filtrieren. [* 4] Seikhs, falscke Schreibung für Sikhs (s. d.). Seil, durch Spinnen [* 5] und Zwirnen hergestelltes Fasergebilde von ungefähr kreisförmigem Quer- schnitt, das stärker als eine Schnur, aber schwächer als ein Tau ist. Unter Seilerwaren versteht man alle durch die Methoden der Seilerei (s. d.) her- gestellten Fasergebilde vom schwächsten Bindfaden bis zum stärksten Tau. Das zu Seilerwaren am meisten verwendete Material ist Hanf, der sich durch die groi;e Länge und Festigkeit [* 6] seiner Fasern vor- züglich für diesen Zweck eignet (s. Hanfseil); Hanf- werg wird zu geringern Schnüren und zu Sackband verarbeitet.
Für ganz feine Bindfäden und zum Weben [* 7] von Gurten (s. d.) kommt Flachs zur Ver- wendung; Flachswerg benutzt man zu Stricken oder zu groben Gurten. Baumwollene S. finden in neuerer Zeit als Transmissionsseile eine ausge- dehnte Verwendung. Die dem Hanf oder Flachs ähnlichen Pflanzenfasern kommen, in derselben Weise wie diese vorbereitet, in die Werkstätte desSeilers. Aus Lindenbast, Kokosnußbast, Pferde- und Kuh- haaren, selbst aus Stroh, hobclspänen und Holz- wolle werden Vindcstricke, Vrunnenscile und Trocken- schnüre für Papierfabriken verfertigt.
Unmittelbar aus Fäden zusammengesetzt werden die meist aus zwei rechts gedrehten Hanffäden nach links zusammengedrehten (zweischäftigen) Bind- fäden; Sackband mit stärkerm Draht [* 8] als Bind- faden; Stricke aus drei bis vier sehr groben Fäden bestehend, welche mit rechter Drehung sehr drall gesponnen, dann durch linke, gleichfalls starke Drehung vereinigt sind, und einzelne Sorten hän- fener Schnüre, die aus drei links gesponnenen, durch Nechtsdrchen vereinigten Fäden bestehen. Zu den aus Litzen (schwach gedrehten Schnüren) zu- sammengesetzten Waren gehören die hänfenen Stränge (Zugstränge), welche gleich den stricken von einem Ende zum andern dünner zulaufend her- gestellt und am dicken Ende mit einer Schlinge ver- sehen werden; dieselben sind aus vier Litzen, deren jede drei bis vier Fäden enthält, zusammengedreht.
Die Drehung ist beim Spinnen rechts, beim Ab- schnüren (Vereinigung der Fäden zu Litzen) links, beim Seilen (Bildung des Strangs aus den Litzen) wiederum rechts. Die aus Litzen zusammengesetzten Schnüre haben ein feineres und schöneres Aussehen als die direkt aus Fäden zusammengedrehten. Man bildet die Schnur regelmäßig aus drei Litzen, giebt jeder Litze entweder wenige grobe, auf dem Seiler- rade (s. Seilerei) gefponnene Fäden oder mehr der- selben und feinere, die wie gewöhnliches Garn auf dem Trittrade gesponnen sind.
Dickere Sorten von Schnüren nennt man Lei- nen; von diesen sind die dicksten die Fangleinen zum Gebrauch auf Schiffen. Die stärksten Gattun- gen aller Seilerwaren bilden die S. und Taue, deren Stärke [* 9] man durch Messen ihres Umfangs anzugeben pflegt. Die zum allgemeinen Gebrauch bestimmten S. sind gewöhnlich vierschäftig, d. h. sie bestedcn aus vier Litzen, mit einem geraden dünnen E. (Seele) in der Mitte. Die Fäden sind links ge- fponnen, die Litzen rechts gedreht und die Drehung im S. ist wiederum links.
Die Sckisf staue sind aus groben Fäden mit rechter Drehung gesponnen. Ein Tau besteht meist aus drei oder vier Litzen und hat im letztern Falle eine Seele, um den Zwischen- raum in der Mitte auszufüllen. Die allerstärkstcn Taue bildet man aus Litzen mit geringerer Faden- zahl, deren je drei zu einem S. zusammengedreht sind, indem man es aus drei bis vier solchen (^. und einer Seele herstellt. Die Schiffstaue sind mit we- nigen Ausnahmen geteert, und zwar wird entweder das Teeren mit der fertigen Ware vorgenommen oder schon geteertes Garn verarbeitet. Das wider- standsfähigste S. ist das Drahtseil [* 10] (s. d.). über die Verwendung des S. als Transmisswnsorgan s. Seil- trieb; über die Seilfabrikation s. Seilerei..
Seiland, norweg. Infel im
SW. von Hammer- fest (s. d.), in
Finmarken, 593 q1im groß, bis 1075 in hoch und stark vergletschert,
mit etwa 300 E. Seilbahnen
,
[* 11] im weitern
Sinne alle
Bahnen, bei denen zur
Beförderung der Fahrzeuge das Seil
in Anwendung kommt, so die Seilebenen (s. d.), ge- wisse
Bergbahnen (s. d.) und die Kabelbahnen (s.
Straßenbahnen). Unter
S. im engern
Sinne, auch Drahtluftbahnen, Luftseilbahnen
, Hängebahnen genannt, versteht man ein für
Berg- werks- und andere
gewerbliche Zwecke Anwendung findendes Transportfystem, bei welchem die Lauf- bahn für die Nader der Förderwagen mittels
eines über eine Anzahl Unterstützungen frei durch die Luft gespannten
Drahtes oder Drahtseils gebildet ist.
Man wendet dieselben besonders vorteilhaft üdnall da an, wo es sich darum handelt, große Terrain- schwierigkciten zu überwinden, und die zu fördernde Last in einzelnen Partien von 150 bis 500 kg Ge- wicht befördert werden kann. Bei den Chinesen und Indianern finden sich S. zur Beförderung von Lasten und Menschen über Flüsse [* 12] und tiefe Schluchten schon seit Jahrtausen- den. Die erste technisch brauchbare Seilbahn wird in einem von Nziha aufgefundenen Codex aus dem I. 1411 erwähnt und abgebildet.
Ferner existieren
Berichte über eine 1644 in
Danzig
[* 13] zum Erdtrans- port benutzte Seilbabn.
Größern Anforderungen
tonnten jedoch diese S. nicht genügen, da die ver- wendeten Hanfseile nicht hinreichende Festigkeit und Dauerhaftigkeit
besaßen. Erst mit der Erfindung des Drahtseils (1827) war für die weitere
Entwick- lung der S. der
Boden geebnet. Es entstanden
zu- nächst in den fünfziger Iabren in Kärnten,
Tirol
[* 14] und Savoyen die unter dem
Namen
Berg- oder Seilriesen
bekannten Drahtseilbahnen
, die zum Holztransport dienten (s.
Riesen). 1861 trat
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Quellen, Literatur
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
---|---|---|---|---|
14.834 | Seilbahnen | "Handbuch für spezielle Eisenbahntechnik" | Bd. 5, S. 544 (Leipz. 1878) | |
14.834 | Seilbahnen | "Österreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen" 1884, Nr. 50; "Zeitschrift des Architekten- und Ingenieurvereins zu Hannover" 1885, Sp. 537; "Stahl u. Eisen" | 1887, S. 551. Neuerdings sind auch S. mit elektrischem Betrieb (Telpheragesystem, Telpherbahnen) vorgeschlagen und gebaut worden (Thongrubenbahn bei Glynde in Sussex), bei welchen das Tragseil einen elektrischen Strom auf einen hängenden, mit den Wagen verkuppelten elektrischen Motor überträgt |
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