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Schnelligkeit einer Bewegung, soviel wie Ge- schwindigkeit is. d.). Schnellkäfer, Schmiede (Ni^tei-iäas), eine sehr zahlreiche (in mehr als 3000 Arten) über die ganze Erde verbreitete Familie von Käfern, die eine schlanke, gestreckte Gestalt, etwas niedergedrückte Flügeldecken, ein gewölbtes großes Brustschild, ziemlich lange gesägte, bei den Männchen nicht selten gekämmte Fühler und kurze Beine besitzen. Ihren deutschen und wissenschaftlichen Namen Matsi-, der sich Aufschwingende) haben die S. von der Fähig- keit, sich, wenn sie auf den Rücken zu liegen gekom- men sind, kräftig in die Höhe zu schnellen und dann wieder auf die Beine niederzufallen.
Der vordere freiere Brustabschnitt ist mit der dahinter befindlichen Mittelbrust sehr gelenkig verbunden und läuft auf der Unterseite in einen Stachel aus, der in einer Grube der Mittelbrust liegt. Wird ein solcher Käfer [* 3] aus den Rücken gelegt, so stemmt er den hintern Teü seines Hinterleibes und den vordern seines Brustschildes derart gegen die Unterlage, daß er wie geknickt erscheint und den Boden nur an zwei Punkten berührt; dabei ist der Bruststachel aus sei- ner Grube heraus an den Rand der Mittelbrust getreten.
Nun drückt der Käfer mit großer Muskel- kraft denselben plötzlich wieder in die Grube zurück, dadurch erhält der Körper einen Stoß, Hinterleibs- spitze und Brustschildvorderteil heben sich plötzlich von der Unterlage, die jetzt von dem Vorderrand der Flügeldecken und dem Hinterrand des Brust- schildes mit so bedeutender Gewalt berührt wird, daß der Käfer durch den Rückstoß in die Höhe ge- worfen wird. Amputiert man den Bruststachel, so hört die Schnellfähigkeit auf. Zu den S. gehören ^1g.u3 1aot6!i8 Z^FcH. (f. Tafel: KäferI, [* 1] Fig. 10) aus Indien und (^nieera. Q0di1i8 ^at/-. [* 1] (Fig. 11) von Madagaskar. [* 4]
Schnellkraft, soviel wie Elasticität (s. d.. Schnelllot, s. Löten. Schnellphotographie,
s.
Ferrotypie. Schnellpökeln, s. Fleischkonservierung. Schnellpresse
,
[* 5] eine durch mechan.
Betriebskraft in
Bewegung gefetzte Druckmaschine, welche die Form selbstthätig färbt und den eingelegten
Bogen
[* 6] be- druckt und auslegt.
Schon 1790 nahm der Engländer Will. Nicholson das
Patent auf eine S. Die Aus- führung gelang
aber erst dem deutschen
Buchdrucker
Friedrich König (s. d.), der im
Verein mit
Andr. Friedr.
Bauer in
London
[* 7] das erste
Patent für eine Flachdruckpresse (mit Tiegeldruck) nahm, dann
die erste einfache Cylinderdruckmaschine
(patentiert erfand, der bald darauf die doppelte Cylindermaschine (1814) sowie die Ein- richtung zum Druck auf
beiden Seiten folgte.
Als weitere Verbesserungen gingen hieraus die Schön- und Widerdruckmaschine, die verbesserte einfache Druckmaschine und die Doppelmaschine hervor. Die Fabrik von König & Bauer wurde 1817 nach Oberzell oei Würzburg [* 8] verlegt; andere Fabriken in Deutsch- land errichteten Helbig macher in Hamburg, [* 9] Sigl in Berlin, [* 10] Reichenbach [* 11] in Augsburg [* 12] (jetzt Maschinenfabrik Augsburg), Klein, Forst [* 13] H Bohn Nachfolger in Johannisberg am Rhein u. a. Die einfache S. führt unter Bedienung eines Burschen oder Mädchens die Arbeiten von zwei Druckern mit mehr als fünffacher Schnelligkeit aus.
Sie scheidet sich in drei Hauptteile: das Fundament, den Druckcylinder und das Farbewerk. Auf dem Fundament, einer eisernen Platte, die durch den Me- chanismus der Maschine [* 14] eine regelmäßig wagerecht bin und her gehende Bewegung erhält, liegt die Schriftform; über dieser, auf der Mitte ihres Weges, befindet sich der Druckcylinder, eine eiserne, mit Pa- pier und Stoff überzogene Walze, welche durch Ein- greifen in eine am Fundament befestigte Zahnstange eine mit der Vewegungsgeschwindigkeit der Form ge- nau Schritt haltende drehende Bewegung erhält, so lange, als die Form sich in hingehender Bewegung unter dem Druckcylinder befindet, während letzterer für den Rückgang festgestellt wird. über diesen Cy- linder und einige hölzerne Nebenwalzen gehen Leit- bänder, um den Bogen auf den Cylinder und nach erfolgtem Druck wieder abzuführen.
Vor dem Cy- linder liegt der Schwärzapparat, eine eiserne Farbe- walze, die von einem Farbebehälter bei jedem Spiel der Maschine die Farbe an mehrere Verteilungs- walzen abgiebt. Durch die umdrehende Bewegung der sämtlichen sich berührenden Walzen, die bei einigen mit einer seitlich hin und her gehenden Be- wegung verbunden ist, verteilt sich die Farbe, bis sie als eine gleichmäßige Schicht auf 2-4 mit ela- stischer Komposition überzogene Holzwalzen und von da auf die Letternform übertragen wird.
Vor dem Druck steht die Form am Anfange ihrer Bahn. Während des Ganges der Maschine legt ein Bursche oder ein Mädchen an bestimmte Marken auf den Druckcylinder einen Bogen Papier an, der durch die Greifer des Druckcylinders erfaßt und von diesem der Form zugeführt wird. Unterdes ist die Form unter dem Schwärzapparat durchgegangen, hat dort von den Schwürzwalzen die Farbe empfangen und langt unter dem Druckcylinder gleichzeitig mit dem zu druckenden Bogen an. Letzterer empfängt wäh- rend des Durchgangs zwischen Cylinder und Form den Abdruck und wird nach vollendetem Druck und während die Form noch weiter über den Druckcylinder hinausgeht durch Leitbänder zu einer Tafel am Ende der Maschine geführt, wo ihn eine zweite Person ab- nimmt.
Das
Ablegen der bedruckten
Bogen kann durch einen mechan. Auslegeapparat auch von der S. selbstthätig bewirkt werden.
Die Form beginnt hier- auf ihren Mückgang. Der Druckcylinder läßt sie ver- möge einer
Abplattung während
seines Stillstandes unter sich durchgehen, und sie gelangt so wieder an den Ausgangspunkt, um dieselbe Manipulation zu wiederholen.
Eine solche einfach wirkende S. liefert 1000-1400
Abdrücke in der
Stunde und bedruckt den
Bogen nur auf einer Seite.
Bald baute
man aber Toppelschnellpre
ssen. Die jetzt gebräuchlichsten be- drucken mit zwei Druckcylindern von einer
Form stündlich etwa 2400
Bogen; dabei sind außer dem
Maschinenmeister nur zwei Anleger erforderlich. Die Doppelmaschine für
Illustrationsdruck mit schwin- gendem Druckcvlinder von
Klein, Forst &
Bohn Nachfolger in Johannisberg (s.
Tafel: Schnell-
pressen I,
[* 1]
Fig. 3) ist sehr kräftig und exakt gebaut; dieselbe hat nur einen
Druckcylinder, dieser ist bei dem Hin- und Nückgange des Fundaments in
Bewegung ^ und liefert bei jeder Schwingung
[* 15] einen
Abdruck.
Fer- ' ner brachte man es auch dahin, sog. vollständige oder ! Komplettmaschinen herzustellen, die den Bogen umscklagen, auf beiden Seiten bedrucken und fo 900 -1000 Bogen in der Stunde auf beiden Seiten be- ^ druckt liefern. Hierbei findet indes ein Abschwärzen ! des Widerdrucks statt. Deshalb wird gleichzeitig mit ^ jedem weihen Bogen ein Makulaturbogen durch die Maschine geleitet, der sich beim Widerdruck auf den Druckcylinder unter den ersten Abdruck legt und so 36* ¶
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das Abschwärzen für den folgenden Bogen verhütet. Eine andere Einrichtung besteht darin, daß ein sog. Wischapparat aus imprägnierten Walzen den Cylin- der rein wischt, ehe ein neuer Bogen aufgelegt und gedruckt wird. Der Mechanismus und Betrieb der S. wird jedoch hierdurch zusammengesetzt und kost- spielig, weshalb die Komplettmaschinen wenig in Gebrauch gekommen sind. Außer der beschriebenen sog. Cylinderfärbung be- nutzt man auch die Tischfärbung. Bei dieser be- sonders in Frankreich, England und Amerika [* 17] be- liebten Verreibungsweise entnimmt eine Kompo- sitionswalze die Farbe vom Farbekasten und dest'en Metallcylinder, überträgt sie auf eine am Funda- ment angebrachte eiferne Tischplatte und verreibt sie vermittelst einer Anzahl Reibwalzen.
Der mit dem Fundament hin und her bewegte Tisch überträgt dann die bestens verriebene Farbe auf die Auftrag- walzen und diese bringen sie auf die Druckform. Die Verreibung und Auftragung der Farbe ist jetzt wesentlich vervollkommnet, um auf den Maschinen auch Illustrationen in Holzschnitt, Kupfer [* 18] oder Zink- ätzung wie auch Buntdruck ohne Schwierigkeit aus- zuführen. Hierzu dienen die sog. übersetzten, neuer- dings sogar mit einer Doppelsärbung versehenen Maschinen, die ein vorzügliches Drucken von Illu- strationen und buntfarbigen Formen ermöglichen.
[* 16]
Fig. 1 der Tafel: Schnellpressen
I zeigt eine ein- facheS.mit Kreisbewegung und Doppelfärbung, die oft auch
noch durch zwei weitere Auftragwalzen (also insgesamt vier) vervollständigt und so zu höch- ster Leistungsfähigkeit gebracht
wird. In gleicher Weise mußte den Anforderungen an schnelle, einfache und billige Herstellung der sog. Accidenzen
oder Ac- cidenzien (s. d.) Rechnung getragen werden. Dies führte zunächst zur Einführung der sehr leistungs- fähigen amerikanischen
Tiegeldruckschnell- presse.
Sie druckt, durch Treten von einem Knaben oder einem Mädchen bewegt und bedient, je nach ihrer Größe und nach der Übung des Anlegers 800 bis zu 1200 Exemplare und ist ebenso gut für ein- fachen Schwarzdruck wie für Farbendruck geeignet. Ein vorzügliches System einer Tiegeldruck- presse haben Albert & Co. in Frankenthal [* 19] kon- struiert; dieselbe hat einen kräftigen Bau, ein senk- recht stehendes Fundament und dadurch eine lange Tiegelruhe, was das Anlegendes Bogens erleichtert.
Das Fundament kann mit einem Griff in eine wage- rechte Stellung gebracht werden zum Zweck beque- men Korrigierens. Das eigenartige Farbewerk ge- stattet eine ausgezeichnete Deckung. Während die Weilersche Maschine eine sog. Tisch- färbungsmaschine ist, wurden neuerdings auch Tie- gelpressen aus Amerika eingeführt und nachgebaut, welche eine ähnliche Cylinderverreibung haben, wie die vorstehend beschriebenen großen S. Diese Kon- struttion erfordert jedoch die Bettung der Druckform in fenkrechter Lage.
Auch große, jedoch komplizierte und
weniger leistungsfähige Tiegeldruckschnellpressen
sind vereinzelt
in Gebrauch gekommen und zwar be- sonders sür Banknotendruck. Die Tiegeldruckpresse von I. G. Schelter & Giesecke, auch
für Dampfbetrieb eingerichtet (s. nachstehende Abbildung), zeichnet sich durch exakten Druck, durch
selbstthätige geregelte Far- benzuführung und gleichmäßigen, geräuschlosen Gang
[* 20] aus. Eine vorzügliche Accidenzmaschine
für den Druck größerer Accidenzen ist auch die Cy- lindertretschnellpresse
, in Form der großen S.
Der Bogeneinleger steht zur Seite der Maschine und bewegt sie gleichzeitig durch den dort angebrach- ten Tritthebel.
Bei der Cylindertretschnellpresse
nach engl. System wird der Bogen von hinten gegen den Cylinder gelegt, die Maschine auch durch
einen hin- ten angebrachten Tritthebel bewegt. Eine Eylinder- tretschnellpresse
«I'ro ^atria.» nach deutschem
System wird von A. Hamm
[* 21] in Frankenthal gebaut. Diese kleine S. ist quantitativ und qualitativ höchst lei- stungsfähig, einfach
gebaut und besitzt ein vorzüg- liches Farbewerk. Die Tiegeldruckpresse Victoria
[* 22] von Rockstroh & Schneider Nachfolger
in Dresden- Löbtau, für Dampf- und Fußbetrieb eingerichtet, zeichnet sich dadurch aus, daß die Färbung
vermöge ihres Doppelfarbewerkes die Vorzüge derjenigen der Cylinderschnellpressen
hat, indem die Auftragwalzen sowohl oberhalb
als unterhalb der Form eingefärbt werden.
Eine große Förderung und Erleichterung fand der Farbendruck durch die Konstruktion der sog. Zwei- farbendruckfchnellpresse
(s. Tafel: Schnell- pressen l,
[* 16]
Fig. 2); diese druckt von zwei ineinander passenden,
auf zwei Fundamenten gebetteten For- men, die durch zwei Farbcwerke gefpeist werden, einen Bogen in zwei verschiedenen Farben
gleich- zeitig. Der Bogen wird auf einem Druckcylinder angelegt, auf diesem über beide Formen geführt und bringt so den Druck
beider Farben in exaktester Weise ineinander, event, auch aufeinander. Da bei der gewöhnlichen S. jeder
Bogen einzeln angelegt werden muh, so kam man, nachdem man vier- und achtfache, höchst komplizierte und viele Ar- beitskräfte
erfordernde S. gebaut und lange Zeit be- nutzt hatte, auf den Gedanken, die Maschine selbst- thätig durch Zuführung von endlosem
Papier zu speisen, wobei dann jeder Bogen in der Maschine selbst nach erfolgtem Bedrucken durch cylindrisch
gekrümmte Druckformen (Stereotypplatten) auf bei- den Seiten durch einen Schneideapparat in das be- stimmte Format zerschnitten,
gefalzt oder ungefalzt ausgelegt, und so eine außerordentlich große Leistungsfähigkeit (bis zu 20000 Exemplaren in einer
Stunde) erreicht wird. Auf mehrern Ma- schinen dieser Art (Rotationsschnellpressen
, deren erste brauchbare
Konstruktion die Vullock- maschine, nach dem Erfinder, dem Amerikaner William Bullock, genannt war) wurde zuerst 1865 die
«1im68» in London gedruckt: seit 1873 auch die
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Zum Duden
Nr. | Ergebnis | Schnellpresse |
---|---|---|
1 | ****** | Schnell|pres|se, die (Druckw.): Druckmaschine, bei der ein Zylinder den Papierbogen gegen die Druckform presst. |
Quellen, Literatur
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
---|---|---|---|---|
14.586 | Schnellpresse | Wittig | Die S. | (3. Aufl., Leipz. 1878) |
14.586 | Schnellpresse | Waldow | Hilfsbuch für Maschinenmeister | (Leipz. 1886) |
9.1015 | König | Goebel | Fr. K. und die Erfindung der Schnellpresse | (Stuttg. 1883) |
14.586 | Schnellpresse | Bachmann | Leitfaden für Maschinenmeister an Schnellpressen | (2. Aufl., Braunschweig 1873) |
14.586 | Schnellpresse | Goebel | Friedrich König und die Erfindung der S. | (Stuttg. 1883) |
3.560 | Buchdruckerkunst | Th. Goebel | Friedrich König und die Erfindung der Schnellpresse | (Stuttg. 1883) |
51.93 | Accidenzien | Einfassungen, Linien, Unterdruckplatten | Vignetten u. dgl., auch mit besondern Maschinen für diesen Zweck | (Accidenzmaschinen, s. Schnellpresse) |
1.699 | Applegathsche Maschinen | "Times" | in London gebaut, sind aber seitdem durch andre Konstruktionen überflügelt. S. Schnellpresse. |
8 Quellen wurden gefunden. Anzahl Quellen auf 30 begrenzen.