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lungen aus, wie sie die Decke [* 3] der Sckiffe bieten. Die Manöver des eigenen und des feindlichen Schiffs erfordern fortdauernde Änderungen in der Lage der Kämpfenden zu einander und in den Entfernungen.
Die Ziele sind meistens von bedeutender Wider- standsfähigkeit (Panzer), weshalb große Kaliber mit schweren Geschossen von großer Durchschlagskraft nötig sind.
Die Eigentümlichkeiten der verschie- denen Gattungen der Kriegsschiffe in Bezug auf Zweck, Tragfähigkeit und Raumverhältnisse erfor- dern eine große Zahl verschiedener Geschützkalibcr und innerhalb der einzelnen Kaliber verschiedene Rohrlängen und Gewichtsklassen.
Die beschränkten Naumverhältnisse und die Bewegungen der Schisse verlangen besondere Lafettcneinrichtungen.
Ein Stellungswechsel der Geschütze [* 4] ist so gut wie ausge- schlossen.
Größere Boote sind mit leichten Kano- nen armiert, die zur Verwendung als Landungs- geschütze auch in eine Art von Fcldlafctte eingelegt werden. In neuester Zeit sind auf allen Flotten Schnellfeuerkanonen und Ncvolverkanoncn (s. Kar- tütschgcschütze), namentlich zur Abwehr von Torpedo- bootsangriffen eingeführt worden.
Zur Zeit der Se- gelschiffe kam es namentlich darauf an, fovicl wie möglich S. in der Breitseite des Schiffs unterzubrin- gen. Die Linienschiffe (s. d.) battcn die schwersten C. in der untersten Batterie, auf dem Oberdeck die leich- testen, meist nur Karronaden (s. d.).
Aus glatten, gußeisernen oder bronzenen Rohren auf Holzlafctten schoß man Vollgefchosse, Kartätschen, Ketten-, Stan- gen- und Pahkugeln, die letztern hauptsächlich um die Takelung [* 5] des Gegners zu zerstören.
Die Kaliber va- riierten zwischen 3 und 33 1(F Geschosigcwicht. Die Wirkung war dem Schiffskörper wenig gefährlich' so erhielt z. V. Nelsons Flaggschiff in der Schlacht bei Trafalgar etwa 800 Schüsse in den Rumpf, ohne zu sinken. Zuweilen wurden Schiffe [* 6] in Brand geschossen, oder in die Luft gesprengt, wenn die Pulverkammer Feiler sing. Erst die Einführung der Vombcnkanoncn ermöglichte die schnellere Zerstörung der Schiffs- körper. Während des Krimkriegcs und selbst im Dä- nischen Krieg 1864 verwendete man noch glatte Ge- schütze. Die österr. Marine führte noch in der See- schlacht bei Lissa [* 7] 1866 nur wenige gezogene 15 cm- Schisfsgeschütze modernen Systems, während die ital. Flotte schon über eine bedeutende Anzabl Armstrong- kanonen verfügte. Ende der sechziger Jahre wurden bei allen Marinen die gezogenen Hinterlader einge- führt. Der Wettkampf zwischen Gescbütz und Panzer bat ganz außerordentliche Erfolge auf dem Gebiet der Schisfsartillerie zu Tage gefördert. Während zu Nel- sons Zeit ein Linienschiff von 100 Kanonen eine Breit- seite von 600 kF und in der Schlacht bei Lissa Tegett- boffs Flaggschiff Ferdinand Max 236 kF Eifen warf, betrug das Geschoßgewicht des in den Grund ge- rannten Re d'Italia 823 K3. Das deutsche Panzer- schiff König Wilhelm vermag aus einer Breitseite mit 20 Geschützen 1390 kF, die Panzcrkorvctte Sachsen [* 8] mit 6 Geschützen 1100 IlF zu schleudern, die engl. Panzer Sultan (8 schwere, 4 leichte Geschütze) 968 liss, Alexandra (12 Geschütze) 1200 K3 und Invincible (14 Geschütze) 3084 kF'. endlich die ital. Schiffe Duilio (4 sehr schwere, 4 leichtere Geschütze) 3682^ und Italia (4 sehr schwere, 18 leichtere Gesckütze) 4072 K3. In neuester Zeit sind gewaltige Fortschritte in der Herstellung der S. gemacht worden;
man sucht jetzt die Wirkung der einzelnen Kaliber zu erhöben durch 35, 40 und 50 Kaliber lange Rohre, 4 Kaliber lange Geschosse, [* 9] sehr starke Pulverladungen von lang- sam verbrennenden, rauchschwachen Pulverarten.
Die Stahl- und Hartgußgranaten haben durch Form und Herstellungsart große Durchschlagsfähigkeit;
die Zündergranatcn haben große Hohlräume, um große Sprengladungen brisanter Stoffe aufnehmen zu kön- nen. Die Erfahrungen in der Seeschlacht an der Jalu- mündung (Herbst 1894) drängen auf Bewaffnung der Schiffe mit möglichst vielen Schnellfeuerkanonen leichten und mittlern Kalibers. Die deutsche Marine hat folgende S.: 30,5, 28, 26, 24, 21, 17, 15, 12,5, 12, 10,5, 8,7, 8 cm- Kruppfche Ring- [* 10] und Mantelringkanonen und die 8 cm-Bronzebootskanone;
darunter kommen fast alle Kaliber als lange und kurze Rohre, erstere mit 22-25, letztere mit 20 Kaliber Länge vor.
Seit 1887 ist ein neues Rohrsystem mit Längen von 30 bis 40 Kalibern, mit Geschossen von 3,5 und 4 Kaliber Länge und Ladungsquotienten bis zu einem Drittel hinzugetreten, das erhöhte Geschwin- digkeit, günstigere Gestaltung der Geschosse zur Über- windung des Luftwiderstandes, wesentlich erhöhte Geschoßwirkung und Tresffähigkeit als entscheidende Vorzüge besitzt, die allerdings mit einem erhöhten Rohrgcwicht (desselben Kalibers) erkauft werden. Hiervon existieren bis jetzt 28,24,21,15 und 10,5 cm- Schiffsgefchütze.
Das schwerste deutsche Schiffs- geschütz ist das 11,2 m (40 Kaliber) lange 30,5 cm-Ge- schütz von 54,0 t Rohrgewicht, das mit 175 K3 brau- nem prismatischem Pulver (sog. Schokoladenpulver) ein Geschoß von 455 1 feuert bei einer Anfangs- energie von 7868 Metcrtonnen und auf kurze Entfer- nung noch einen Eiscnpanzer von 85 cm durchschlägt.
Von den genannten Kalibern ist das von 30,5 cm für die Panzerkanonenboote, das von 26 cm und 24 cm. für die Panzerschiffe [* 11] bestimmt;
die ältern Panzer- schiffe führen kurze 24 cm-
und 21 cm-Schiffsges
chütze.
Auf der Kreuzerslotte werden durchgängig 15 cm- und kleinere Kaliber verwendet.
Seit 1881 ist die 3,7 cm-Revolverkanone System Hotchkiß eingeführt;
in neuester Zeit sind Krupps [* 12] Schnellfeuerkanonen (s. d.) von 5,8,8,10,5 und 15 cm sowie das Maximsche Maschinengewehr von 8 mm Kaliber eingeführt.
Der Verschluß aller deutschen S. ist der Keilverschluß, als Geschosse kommen Stahl- und Hartgußgranaten mit geringer Sprengladung gegen Panzerziele und Zün- dergranaten mit großer Sprengladung gegen unge- panzerte Ziele (auch Erdwerke) zur Verwendung sowie Sbrapnels für mittlere und schwere Kaliber. Die österreichische Marine hat 12, 15,21, 24, 26 und 30,5 cm-Kruppsche Kanonen, außerdem Bootskanonen von Hchatius-Stahlbronze.
England hatte bis vor kurzem gezogene Vorder- und Hinterlader;
von erstcrn wurden zuerst die Whitworthgeschütze, von lctztcrn die Armstrongschen eingeführt.
Namentlich die Armstrongschen bewähr- ten sich nicht, sie wurden 1865 durch Woolwich- Vordcrlader nach Fräsers System ersetzt.
Erst 1879, nach vielen Unglücksfällcn durch Zerspringen der Geschütze, führte man die bereits feit Jahrzehnten in andern Marinen bewährten Hinterlader endgültig ein.
Damit ist das verbesserte Armstrongsystem in einer großen Zahl von Kalibern durchgeführt, die nach ibrem Durchmesser in engl. Zoll oder nach ihrem Robrgewicht benannt werden.
Das schwerste Schiffsgcschütz ist die 111 t (Nohrgewicht) schwere Armstrongkanone von 41,2 cm Kaliber, 13,4 m Rohr- länge, die mit einer Pulvcrladung von 435 K3 brau- nem prismatischem Pulver ein Geschoß von 816,5 KZ feuert und mit diesem bei 636 m ¶