Titel
Schenk
(Schenck), Johann, Komponist, geb. zu Wiener-Neustadt, wurde als Chorknabe im Gesang ausgebildet und später in Wien [* 2] von Wagenseil in der Komposition unterrichtet. 1796 wurde er an der fürstlich Auerspergschen Kapelle als Musikdirektor angestellt, und um dieselbe Zeit begann er eine erfolgreiche Thätigkeit als Komponist von Singspielen und volkstümlichen Opern. Von seinen zahlreichen, durch sprudelnden Humor und Melodienfluß ausgezeichneten Arbeiten dieser Gattung verdienen die Opern: »Der Dorfbarbier«, »Der Bettelstudent«, »Der Faßbinder« hervorgehoben zu werden. S. starb in Wien, ungeachtet seiner Thätigkeit und seiner Erfolge in dürftigen Umständen. Für die Gediegenheit seiner musikalischen Bildung spricht der Umstand, daß Beethoven als Jüngling seinen Kompositionsunterricht dem Haydns vorzog.
2) Eduard von, bayr. Staatsmann und Dichter, geb. zu Düsseldorf, [* 3] studierte in Landshut [* 4] und ward, nachdem er 1817 von der protestantischen zur katholischen Kirche übergetreten, 1823 Generalsekretär im Staatsministerium, 1825 Ministerialrat, Vorstand der Schul- und Kirchensektion und 1828, unter Erhebung in den Adelstand, Staatsrat und Minister des Innern, verursachte aber durch mehrere Verordnungen, z. B. über die gemischten Ehen, so viele Mißhelligkeiten zwischen Ständen und Regierung, daß ihn der König 1832 als Präsident der Provinzialregierung nach Regensburg [* 5] versetzte. 1838 wieder in den ordentlichen Dienst des Staatsrats nach München [* 6] berufen, starb er hier Seinen dichterischen Ruf begründete er vorzüglich durch das Trauerspiel »Belisar«, das sich einige Zeit auf der Bühne erhielt. Seine »Schauspiele« erschienen gesammelt in 3 Bänden (Stuttg. 1829-35). Außer mehreren Kantaten und Festspielen gab er auch 1834-38 das Taschenbuch »Charitas« sowie M. Beers »Sämtliche Schriften« (Leipz. 1835, mit der Biographie des Dichters) und dessen Briefwechsel (das. 1837) heraus.
3) August, Botaniker, geb. zu Hallein, studierte in München, Erlangen, [* 7] Wien und Berlin [* 8] Naturwissenschaft und Medizin, habilitierte sich 1841 als Privatdozent für Botanik zuerst in München, dann in Würzburg, [* 9] wurde hier 1845 Professor der Botanik und folgte 1868 einem Ruf an die Universität Leipzig. [* 10] 1887 trat er in den Ruhestand. Er schrieb: »Über das Vorkommen kontraktiler Zellen im Pflanzenreich« (Würzb. 1858);
»Algologische Mitteilungen« (in den »Verhandlungen der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft zu Würzburg«, Bd. 8 und 9);
»Beiträge zur Flora der Vorwelt« (Kassel [* 11] 1863);
»Beiträge zur Flora des Keupers und der rätischen Formation« (Bamb. 1864, mit 8 Tafeln);
»Die fossile Flora der Grenzschichten des Keupers und Lias Frankens« (Wiesb. 1865-67, mit 45 Tafeln);
»Die fossile Flora der nordwestdeutschen Wealdenformation« (Kassel 1871, mit 22 Tafeln);
»Pflanzen aus der Steinkohlenformation und jurassische Pflanzen aus China« [* 12] (in Richthofens »China«, Bd. 4, 1882).
Für Martius' »Flora brasiliensis« bearbeitete er die Alströmeriaceen, für den Grafen Széchényi die auf seiner Reise gesammelten fossilen Pflanzen (1883); mit andern gab er das »Handbuch der Botanik« (Bresl. 1879-86, 3 Bde.; daraus besonders abgedruckt: »Die fossilen Pflanzenreste«, 1888) und mit Luerssen die »Mitteilungen aus dem Gesamtgebiet der Botanik« (Leipz., 1871-75) heraus. Auch an der Herausgabe von Zittels »Handbuch der Paläontologie« ist er seit Schimpers Tod beteiligt.
4) Karl, schweizer. Staatsmann, geb. 1823 zu Bern, [* 13] studierte Theologie daselbst, machte den Sonderbundsfeldzug als Feldprediger mit und bekleidete von 1845 bis 1855 verschiedene Pfarrstellen im Kanton. [* 14] 1855 wurde er vom bernischen Großen Rat an Stelle des in den Bundesrat berufenen Stämpfli in den Regierungsrat gewählt, dessen Präsident er dreimal war. Von 1857 an Abgeordneter Berns im schweizerischen Ständerat, dem er 1863 präsidierte, wurde er im Dezember d. J. nach Stämpflis Austritt in den Bundesrat gewählt und bekleidete 1865, 1871, 1874, 1878 und 1884 die Würde eines Bundespräsidenten. Als Mitglied des Bundesrats verwaltete er das Innere.