mehr
während
Europa,
[* 3]
Afrika
[* 4] und
Amerika
[* 5] je nur eine einzige Art beherbergen. Sämtliche
Schafe
[* 6] sind echte Höhentiere; sie gehen
bis über die
Schneegrenze zu
Höhen von 6000 m empor, von denen sie nur herabsteigen, wenn der
Schnee
[* 7] die
Nahrung bedeckt. Dauernd
in der
Ebene leben nur zahme
Schafe.
Fast alle wilden
Schafe lassen sich unschwer zähmen und pflanzen sich
ohne Umstände in der Gefangenschaft
fort. Die zahmen
Schafe sind das gerade Gegenteil von ihren frei lebenden Gattungsverwandten:
die Gewandtheit, der
Mut der wilden haben einer völligen Unselbständigkeit und
Feigheit Platz gemacht.
Alle Schafe sind lecker, wenn sie reiche Auswahl von Nahrung haben, aber auch genügsam, wenn sich nur weniges ihnen bietet. Ihre Vermehrung ist eine ziemlich bedeutende. Der asiatische Argali (O. Argali Pall.) ist 1,8 m lang, 1,1 m hoch, mit 11 cm langem Schwanz, sehr kräftig gebaut, mit mächtigen, dreiseitigen, breiten, wulstigen Hörnern, welche von der Seite gesehen fast einen vollen Kreis [* 8] beschreiben, kleinen Ohren, hohen, schlanken Beinen, schmalen, kurzen Hufen und sehr gleichmäßigem, fahlgrauem Haarkleid, welches im Gesicht, [* 9] auf den Schenkeln, an den Rändern des Spiegels und am Hinterbauch dunkler, auf dem Spiegel [* 10] und an der untern Hälfte der Beine grauweiß ist.
Der
Argali bewohnt die Gebirgszüge zwischen
Altai und Allatau, dem
Bezirk von
Akmollinsk und dem Südostrand
der mongolischen
Hochebene, und lebt einzeln oder in kleinen Trupps. Das Weibchen wirft sieben
Monate nach der Paarung ein
oder zwei
Lämmer. Der
Argali läuft, klettert und springt vortrefflich, schließt sich, wo er nicht verfolgt wird, oft den
weidenden
Herden an, ist aber an andern
Orten auch sehr vorsichtig, nur wie andre Wildschafe
ungemein neugierig.
Sein
Fleisch ist schmackhaft.
Der amerikanische
Argali (amerikanisches Bergschaf
,
Bighorn, O. montana
Cuv.) ist 1,8 m lang, 1 m hoch, mit 12
cm langem
Schwanz,
gewaltigem
Gehörn beim Männchen und viel schwächerm, ziegenähnlichem beim Weibchen, ist gedrungen,
muskelkräftig, in der Kopfbildung dem
Steinbock ähnlich, schmutzig graubraun, am
Bauch,
[* 11] an den
Beinen, am
Spiegel und am
Kinn
weiß, am
Kopf hell aschgrau, bewohnt das
Felsengebirge und die westlich gelegenen
Länder zwischen 40 und 68° nördl.
Br.,
lebt in
Herden in den unzugänglichsten Gegenden und ist, wo er noch nicht verfolgt wurde, wenig scheu.
Das Fleisch ist nicht sehr schmackhaft, das Fell benutzen die Indianer zu ihren Lederhemden. Vielleicht stammt dies Tier von dem asiatischen Argali ab, der über die Eisfelder der Beringsstraße eingewandert ist. Der europäische Mufflon (O. Musimon Schreb.), 1,15 m lang, 70 cm hoch, mit 10 cm langem Schwanz, glatt anliegendem Haar, [* 12] kurzer Mähne an der Brust, starken, langen, an der Wurzel [* 13] sehr dicken und fast zusammenstoßenden, auf dem Querschnitt dreieckigen, etwa 65 cm langen, querwulstigen Hörnern, welche dem Weibchen in der Regel fehlen.
Das Haar ist fuchsigrot, am Kopf mehr grau, auf der Unterseite weißlich. Er lebt auf den hohen Bergketten Sardiniens und Corsicas in Rudeln von 50-100 Stück, ist sehr lebhaft und gewandt und klettert vortrefflich. Das Weibchen wirft 21 Wochen nach der Begattung 1-2 Junge, welche im dritten Jahr völlig ausgewachsen sind. Das Tier wird sehr fett, das Fleisch ist schmackhaft, auch Fell und Gehörn werden verwertet, und hoch geschätzt sind die im Magen [* 14] vorkommenden Bezoare.
Jung gefangene
Mufflons werden sehr zahm, alte
Böcke aber sind stets bösartig. Der
Mufflon erzeugt mit
Hausschafen
Blendlinge,
welche unter sich und mit andren Hausschafen
fruchtbar sind. Diese
Blendlinge,
Umber, waren schon den Alten bekannt. Im
kaiserlichen
Tiergarten bei
Wien
[* 15] leben halbwilde
Mufflons. Der asiatische
Mufflon (O. Vignei
Blyth.) lebt hauptsächlich in Kleintibet
und in
Persien.
[* 16]
Sein Körperbau ist schlanker und leichter, rehartig. Der
Kopf ist gelblichbraun, mit
Weiß meliert; die Augengegend,
Schnauzenspitze,
Kinn,
Ohren und ein
Fleck am Vorderhals sind bräunlichweiß, die
Schultern dagegen,
Schenkel,
Beine und Hinterrücken gelblichbraun mit
Schwarz,
Brust, Vorder- und Unterbauch, Innenseite der
Schenkel und
Füße weiß mit
brauner Beimischung, die
Hörner sind scharf dreikantig zusammengedrückt und stark zurückgebogen.
Das Mähnenschaf
(O. Tragelaphus
Desm.), 1,65 m lang, 95
cm bis 1 m hoch, mit 25
cm langem
Schwanz, ist sehr gedrungen
gebaut, mit nach hinten und außen, mit den
Spitzen etwas nach unten und innen gebogenen, wulstigen, auf dem
Querschnitt dreieckigen
Hörnern, im
Nacken und auf dem
Widerrist stehendem, aufrechtem, mähnigem Haarkamm und einer an der
Kehle beginnenden, auf die
Vorderläufe sich fortsetzenden und bis fast auf den
Boden reichenden
Mähne. Der
Pelz ist fahl rotbraun,
ein Teil der Kehlmähne braunschwarz, der Mittelbauch dunkelbraun,
Maul, Hinterschenkel und Hinterläufe isabellgelb, das
Mähnenhaar hell fahlbraun. Das Mähnenschaf
lebt einzeln auf den höchsten Felsengraten der nordafrikanischen
Gebirge.
Sein
Fleisch ist wohlschmeckend, aus den
Fellen machen die Araber Fußdecken, auch wird die
Haut
[* 17] gegerbt. In der
Gefangenschaft
zeigt es sich sehr beweglich, aber dumm, halsstarrig und jähzornig. 160
Tage nach der Paarung wirft das
S.
ein oder zwei
Lämmer.
Das Hausschaf.
Das zahme S. (Hausschaf
, O.
Aries
[* 18]
L.) ist seit undenklichen
Zeiten als
Haustier gezüchtet. Nach
Rütimeyer finden sich in den
Küchenabfällen der
Schweizer
Pfahlbauten
[* 19] Überreste von
Schafen; unzweifelhafte Skelettteile derselben
treten erst in den jüngsten Gebilden, in den
Knochenbreccien und einigen Geröllablagerungen auf. Soweit die Geschichte zurückreicht,
ist das
S. in der
Alten Welt
Haustier gewesen; während aber die Pfahlbauschafe
von den heutigen wesentlich abweichen, stimmen
die Abbildungen auf ägyptischen
Denkmälern mit unsern
Rassen überein.
Auf den ältesten ägyptischen Denkmälern freilich fehlt das S., und man darf hieraus schließen, daß es später als andre Wiederkäuer [* 20] in den Hausstand des Menschen übergegangen sei. Nach Amerika und Australien [* 21] ist es erst nach der Entdeckung durch Europäer eingeführt worden. Heute ist es über die ganze Erde verbreitet, vom Äquator bis in die Schnee- und Eisregionen des hohen Nordens. Nach Geschlecht, Alter und Nutzung hat man ihm verschiedene Bezeichnungen beigelegt.
Das männliche
Tier heißt
Bock
[* 22]
(Widder,
Stähr) und, wenn es verschnitten worden,
Hammel
(Schöps,
Kappe), das weibliche Mutterschaf
(Zuchtschaf). Das junge
Tier im ersten Lebensjahr heißt
Lamm (Bocklamm und Zibbenlamm). Im zweiten Lebensjahr
werden sie Jährlinge, im dritten Jahr bis zur Zuchtverwendung Zeitböcke oder Zeitschafe genannt; die kastrierten männlichen
Tiere gehen von der genannten Zeit ab unter dem
Namen Zeithammel. Die abzuschaffenden alten
Schafe heißen
Merz- oder Brackschafe.
Ausbruch und
Wechsel der
Zähne
[* 23] geben die Anhaltspunkte zur Erkennung des
Alters. Nachfolgende
Tabelle zeigt
den Zustand des
Gebisses in den verschiedenen Altersperioden.
¶
mehr
In derselben bedeuten die kleinern Ziffern die Milchzähne, die größern Ziffern die Ersatz- und die von vornherein als bleibend auftretenden Zähne. Gute Ernährung läßt den Wechsel etwas früher, schlechte dagegen später eintreten. Die Entwickelung der Schafe geht sehr schnell vor sich, oft genug sind sie vor dem Ablauf [* 25] des ersten Jahrs geschlechtsreif; ausgewachsen sind Tiere der frühreifen Rassen mit 2-2½, andre mit 3½ Jahren. Die Dauer der Trächtigkeit beträgt 145-158, im Mittel 147 Tage oder 21 Wochen. Bei guter Haltung bleiben die Schafe bis zum zehnten Jahr fruchtbar. Merinos und englische Schafe bringen in der Regel nur ein Junges, die gewöhnlichen Landschafe mancher Gegenden meist Zwillinge, selbst Fünflinge. Die Lebensdauer kann 10-15 Jahre betragen. Böcke sind im allgemeinen 1/3-½mal, Hämmel 1/5-¼mal schwerer als Mutterschafe. Letztere erreichen je nach der Rasse ein Gewicht von 14-100 kg.
Man hat die Rassen des Hausschafes in solche, welche kein Wollhaar, sondern nur das kurze, straffe Stichelhaar tragen, und in solche, deren Kleid ein wolliges ist (Grannenhaar tragende, Flaumhaar tragende, mischwollige), dann in gehörnte und ungehörnte, in kurz- und in langschwänzige oder in schmal- und in breitschwänzige, in Marsch-, Höhen-, Berg- und Heideschafe, endlich nach den geographischen Heimatsbezirken eingeteilt. Fitzinger unterscheidet von dem zahmen S. 6 außereuropäische und 4 europäische Rassen; bei der nachfolgenden Darstellung ist dessen Einteilung zu Grunde gelegt.
I. Außereuropäische Schafe:
1) Das Fettsteißschaf (O. steatopyga) hat eine oft 15-20 kg schwere Fettablagerung um den sehr kurzen, aus 3-4 Wirbeln bestehenden Schwanz. Die Wolle ist grob und filzig, die Farbe in der Regel weiß, aber auch schwarz und braun. Das S. wirft regelmäßig 2-5 Junge. Das Fell der Lämmer wird zu wertvollem Pelzwerk [* 26] verarbeitet. Es findet sich in ganz Mittelasien bis China, [* 27] eine Varietät ist das ungehörnte chinesische oder Ongtischaf.
2) Das Stummelschwanzschaf (O. brachycerca) ist ebenfalls mit großer Fettmasse um den behaarten Schwanz versehen. Der Körper trägt markhaltige Haare, [* 28] nicht eigentliche Wollhaare. Die Farbe ist weiß, nur der Kopf und der angrenzende Teil des Halses sind schwarz. Das südliche Asien [* 29] und Nordafrika sind seine Heimat; man hält es zur Gewinnung von Milch, Fleisch und Fett.
3) Das breitschwänzige oder Fettschwanzschaf (Dumba, O. platyura) hat einen reichlich mittellangen Schwanz, der mit Wolle bewachsen u. entweder ganz oder größtenteils, mit Ausnahme der Spitze, eine Ablagerung bedeutender Fettmassen zeigt. Die Wolle ist ziemlich grob u. lang und besitzt ein kürzeres Unterhaar (Flaumhaar). Diese Schafe sind verbreitet über Kleinasien, Persien, Nordafrika, das Kap der Guten Hoffnung, Südfrankreich, Makedonien, Südrußland und Süditalien. [* 30] Die Nutzung besteht in Fleisch, Fett, Milch, Wolle und Pelzen (Lämmerfelle, Baranken, Astrachan, Krimmer).
4) Das langschwänzige S. (O. dolichura) hat gleichfalls auf dem Schwanz eine enorme Fettablagerung. Kopf, Ohren und Beine sind mit kurzen, glatten, straff anliegenden Haaren besetzt; die Wolle auf dem Rumpf und Schwanz ist mittellang und ziemlich dicht, die Farbe des Vlieses schmutzigweiß. Seine Heimat ist Syrien (um Aleppo und Damaskus), doch wird es auch in Oberägypten und Abessinien angetroffen.
5) Das hochbeinige S. (Guineaschaf oder Morvan, O. longipes), von ziegenähnlichem Aussehen, mit kurzen, steifen, markhaltigen Haaren, kommt in verschiedenen Teilen Afrikas vor.
6) Das Dinka- oder Mähnenschaf (O. africana) lebt in dem südlichsten Teil von Nubien, hat plumpen Körper und kurze Beine, dürren Schwanz u. mähnenartigen Besatz der Schultern, Brust u. Halsgegend bei sonst kurzhaarigem Körper.
II. Europäische Schafe:
1) Das kurzschwänzige S. (O. brachyura) kommt in kleinen gehörnten
[* 24] ^[Abb.: Zustand des Gebisses in verschiedenen Altersperioden]
[* 24] ^[Abb.: Skelettteile des Schafes] ¶
mehr
und großen ungehörnten Rassen vor. Zu den erstern gehören die in Island, [* 32] Skandinavien, auf den Färöern vorkommenden nordischen Schafe, vor allen aber die in der Lüneburger [* 33] und Bremer Heide sowie im Süden Oldenburgs und Ostfrieslands heimischen Heidschnucken (s. Tafel), die genügsamsten, aber kleinsten aller Schafrassen. Ihre Höhe beträgt etwa 0,55 m. Kopf, Beine und der größte Teil des Schwanzes haben kurzes, straffes Haar, der übrige Körper einen langen, zottigen Pelz.
Die Farbe ist schwarz, braun oder grau. Trotz des geringen Wertes der Wolle sind die harten, ausdauernden Tiere für die Bewohner jener Moor- und Sandflächen von großem Nutzen. Zu den ungehörnten kurzschwänzigen Schafen gehören das Vagasschaf der Elbinger Niederung, das holländische Marschschaf (Texel- und flandrisches S.), das friesische, Eiderstedter und Dithmarscher S. Diese Schafe tragen eine schlichte, sanfte Wolle von etwa 20-22 cm Länge bei einmaliger Schur und liefern ein Schurgewicht von 2½-3 kg;
sie sind nicht frühreif, erreichen aber eine Größe von über 75 cm, sind sehr mastfähig und werden zum Teil auch gemolken.
2) Das Zackelschaf (O. strepsiceros) hat einen bewollten, dürren, bis über das Sprunggelenk reichenden Schwanz; das Vlies besteht überwiegend aus recht grobem Grannenhaar, das mit einem nicht viel feinern Wollhaar durchsetzt ist; ersteres erreicht eine Länge von 0,24 m, letzteres von 0,12 m. Beide Geschlechter sind gehörnt, die Hörner drehen sich in schraubenartigen Windungen um ihre eigne Längsachse. Die männlichen Tiere überragen die weiblichen bedeutend an Größe. Außer der Wolle (1,8-3 kg pro Jahr und Stück) liefern sie Milch und Fleisch. Sie sind über Ungarn, [* 34] Siebenbürgen, Moldau und Südrußland verbreitet.
3) Das Hängeohrschaf (O. catotis), in Oberitalien, [* 35] Steiermark [* 36] und Kärnten, hat lange, herabhängende Ohren. Der Hauptrepräsentant ist das Bergamasker S. in Bergamo, Como und der Lombardei, ein ramsköpfiges, langhalsiges, 0,80 m hohes, 60-70 kg schweres Tier. Gesicht, Ohren und Beine bis über Knie und Ferse tragen glatt anliegende, straffe, kurze Haare, der übrige Körper Mischwolle aus grobem, bis 22 cm langem Grannenhaar und etwas feinerm, bis 12 cm langem Wollhaar. Die Farbe ist weiß gelblich, das Schurgewicht beträgt 3-4 kg. Die Fruchtbarkeit ist groß, die Milch wird zu Käse verarbeitet. Die andern Hängeohrschafe (das Paduaner, steirische und Seeländer) sind kleiner und stammen vielleicht von dem Bergamasker ab.
4) Das Landschaf (O. Aries), im mittlern und westlichen Europa, scheidet sich nach dem Charakter des Vlieses in zwei Gruppen: a) in Landschafe mit Mischwolle aus markhaltigen Grannenhaaren und markfreien, eigentlichen Wollhaaren; b) in Landschafe mit markfreien, in der Haut büschelförmig verteilten Wollhaaren. - Die Landschafe mit Mischwolle unterscheidet man in langwollige (Wolllänge 16-32 cm) und kurzwollige (8-16 cm). Zu den erstern gehören das Tzurkânschaf und das Tzigaiaschaf, beide in Siebenbürgen, das italienische oder sardinische S., das französische Bergschaf, in den Pyrenäen, Cevennen und Ardennen, und das Schweizer Bergschaf mit den Schlägen Wallisschaf, Frutigenschaf und schwarzes Schweizer S. Alle diese Tiere sind genügsam, nutzen die schwer zugänglichen Bergabhänge aus und besitzen einen kräftigen, muskulösen Körperbau mit wenig Anlage zur Fettbildung.
Außerdem sind hierher einige englische Schafe zu rechnen, die aber weiterhin im Zusammenhang geschildert werden sollen. Zu den kurzwolligen Landschafen der Ebene gehören das bayrische Zaupelschaf, das pommersche oder polnische, das hannöversche und das französische Landschaf. Die Schafe sind aber durch Einführung von Merinos wie auch englischen Fleischschafen und durch Kreuzung mit diesen immer mehr verdrängt und finden sich nur noch in sehr vereinzelten Landstrichen rein.
Die zweite, zu O. Aries gehörige Gruppe bilden die Landschafe mit eigentlicher Wolle. Von diesen unterscheidet man Schafe mit schlichtem oder höchstens etwas gewelltem und solche mit gekräuseltem Wollhaar. Repräsentant der erstern ist (abgesehen von englischen) das deutsche schlichtwollige S., welches als Rhönschaf, rheinisches, hessisches oder lippesches S. in der Gegend nördlich vom Hauptkamm des deutschen Mittelgebirges verbreitet ist. Die niemals gekräuselte Wolle ist bündelweise, mehr oder weniger dicht in der Haut angeordnet, erreicht im Jahreswuchs eine Länge von 16 cm und eignet sich zur Fabrikation walkbarer Stoffe, namentlich aber zur Herstellung glatter, nicht feiner Zeuge. Schurgewicht bei guter Wäsche 1-2,50 kg. Stirn, Gesicht, Ohren und Unterbeine tragen kurzes, glatt anliegendes Haar. Die Farbe ist weiß, nur Kopf und Ohren sind meist schwarz. Beide Geschlechter sind ungehörnt; der Schwanz ist lang, der Körper kräftig, 65-70 cm hoch; das Gewicht ausgewachsener Tiere beträgt 45 bis 50 kg.
Das Prototyp des Schafes mit gekräuselter Wolle ist das edle, kurzwollige spanische Landschaf, das Merino (Ovejas merinos oder transhumantes, wandernde Schafe, s. Tafel), ein Tier von gedrungenem Körperbau und Mittelgröße; die Böcke tragen meist große, dem Kopf anliegende, spiralig gewundene Hörner, die Muttertiere sind gehörnt oder ungehörnt. Die Überführung des Merino nach den verschiedensten Ländern und Weltteilen ist ein Akt von kulturhistorischer Bedeutung geworden.
Nach Neitzschütz sind die ersten Merinos schon 1723, nach Lasteyrie 1743 nach Schweden [* 37] eingeführt worden; nach Sachsen [* 38] kam der erste Transport Schafe aus Spanien [* 39] 1765, nach Österreich [* 40] 1775, nach Frankreich (abgesehen von frühern, bedeutungslosen Importen) 1776. Von hier aus verbreiteten sie sich über andre Länder, die weiterhin auch direkt Originaltiere bezogen haben. Die eingeführten Tiere sind entweder rein in sich fortgezüchtet oder mit einheimischen Landschafen gekreuzt worden. Zucht-, klimatische und Ernährungsverhältnisse haben verschiedene Zuchtrichtungen geschaffen. Man kann nach dem Charakter der Wolle drei Schläge der Merinos unterscheiden:
1) Das Elektoral- (früher Escorial-) S. (s. Tafel) mit sehr feiner Wolle, nicht sehr reichlichem, leichtflüssigem Fettschweiß, leichtem, dünnknochigem Körper, langem Hals und flacher Brust;
Schurgewicht 0,7-1,2 kg, Körpergewicht der Mutterschafe etwa 25-30 kg.
2) Das Negretti- (früher Infantado-) S. mit weniger feiner Wolle (s. Tafel), reichlichem, mitunter schwerflüssigem Fettschweiß, kurzem, breitem Kopf, gedrungenem Hals und im ganzen kräftigerm Körper; Hals und Hinterteil zeigen zahlreiche Hautfalten; Kopf und Beine sind gut bewachsen, die Hörner der Böcke stark. Schurgewicht bei den Mutterschafen 1-2,5 kg, Körpergewicht derselben 30-40 kg.
3) Das Kammwollschaf und zwar a) das französische oder Rambouilletschaf mit noch weniger feiner, aber ziemlich (über 6 cm) langer Wolle und von bedeutender Körpergröße; Kopf und Beine sind ebenfalls gut bewachsen. Schurgewicht der Mutterschafe über 2 kg, Körpergewicht derselben 40-56 kg. ¶
Zum Duden
Nr. | Ergebnis | Schaf |
---|---|---|
1 | ****** | Schaf, das; -[e]s, -e [mhd. schāf, ahd. scāf, H. u.]: 1. mittelgroßes Säugetier mit ... |
Quellen, Literatur
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
---|---|---|---|---|
14.384 | Schaf | May | Das S. | (Bresl. 1868, 2 Bde.) |
14.384 | Schaf | Körte | Das Fleischschaf | (Bresl. 1885) |
14.384 | Schaf | Nathusius | Vorträge über Schafzucht | (das. 1880) |
14.384 | Schaf | Bohm | Die Schafzucht | (2. Aufl., Berl. 1883) |
14.384 | Schaf | Witt | Die englischen Fleischschafrassen | (Leipz. 1885) |
14.384 | Schaf | Körte | Das deutsche Merinoschaf | (Bresl. 1862) |
14.384 | Schaf | Körte ^[Derselbe] | Wörterbuch der Schafzucht | (das. 1863) |
14.384 | Schaf | v. Mitschke-Collande | Der praktische Merinozüchter | (das. 1883) |
18.835 | Schaf | Krafft | Lehrbuch der Landwirtschaft, Bd. 3 | (5. Aufl., Berl. 1890) |
14.384 | Schaf | v. Schmidt | Schafzucht und Wollkunde | (3. Aufl., Stuttg. 1869) |
14.384 | Schaf | Mentzel | Handbuch der rationellen Schafzucht | (2. Aufl., Berl. 1861) |
14.384 | Schaf | v. Neitzschütz | Studien zur Entwickelungsgeschichte des Schafs | (Danz. 1869-1875, 3 Tle.) |
14.384 | Schaf | Fitzinger | Über die Rassen des zahmen Schafs | (Wien 1859-60, 4 Tle.) |
18.835 | Schaf | New-Leicester und Dishley, Cotswolds, Lincoln, Border-Leicester, Romney-Marsh | Teeswater etc.; b) | |
16.738 | Wolle | Art. | "Schaf" | angeführten Litteratur noch Jeppe, Terminologie der Schafzucht und Wollkunde (Rost. 1847) |
21.18 | Angorafelle | "Angoradecken" | die meistens zu letzterem Zweck benutzt werden, stammen indes von dem englischen langhaarigen (Southdown) Schaf. | |
12.859 | Perpignan | Obst- und Gemüsebau | Schaf- und Seidenzucht, Fabrikation von Tuch, Korkpfropfen, Branntweinbrennerei, namentlich aber Handel mit Wein | (Rivesaltes u. a.) |
7.23 | Geiler von Kaisersberg | "Das irrig Schaf" | (das. 1510) | |
5.8 | Dittersdorf | , Holzhandel, Schaf- und Rindviehzucht und Deinem Sauerbrunnen, der früher als | "Borszéker" weithin versendet wurde. "Esther" | (1785) |
19 Quellen wurden gefunden. Anzahl Quellen auf 30 begrenzen.