Samarkand
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Hauptstadt des Gouvernements Serafschan im russ. Generalgouvernement Turkistan (Zentralasien), [* 2] 6 km südlich vom Flusse Serafschan, 730 m ü. M. gelegen in einer durch zahlreiche Kanäle aus dem Serafschan wohlbewässerten, fruchtbaren Ebene, wird von einer 15 km langen Mauer umgeben, durch welche acht Thore führen, besteht aus der alten asiatischen und der russischen Stadt und zählt 36,000 Einw., darunter gegen 6000 Mann Militär. Die Citadelle, eine der schönsten Zentralasiens, umfaßt ein Areal von 37 Hektar und ist von einer 12 m hohen Mauer umgeben. In derselben wohnt die russische Bevölkerung, [* 3] hier befindet sich auch deren Kirche.
Der vornehmste Platz ist der Rigistun ^[richtig: Rigistan], welcher auf drei Seiten von großen Medressen eingefaßt wird. Die Stadt enthält noch 21 andre, meist verlassene Schulen, manche von ungeheurem Umfang, 165 Moscheen, worunter einige aus der Zeit Timurs stammende, mit größter Pracht ausgestattete, ferner 33 Karawanseraien, 24 Friedhöfe (auf einem derselben machen die Russen archäologisch höchst wichtige Ausgrabungen), 3000 Läden, 1000 Werkstätten.
Der Talar-i-Timur, die Empfangshalle des Timur, mit dem berühmten Kök-tasch, einem kolossalen blaugrünen Stein, auf welchen der Thron [* 4] Timurs und bis in die neueste Zeit der des Emirs von Bochara gestellt ward, ist jetzt in ein Hospital verwandelt worden. S. ist ein wichtiger Handelsplatz; europäische Waren aller Art werden in großer Menge eingeführt, dagegen Baumwolle, [* 5] Seide, [* 6] Weizen, Reis, Häute, Früchte, Pferde [* 7] ausgeführt. Weizen, Seide und Reis gehen hauptsächlich nach Bochara, Baumwolle über Taschkent nach Rußland. Aus den südlichen Teilen des Gouvernements bringt man ausgezeichnete Früchte hierher sowie auch Weizen und Seidengewebe, aus Hissar Salz. [* 8] - S. soll im 5. Jahrh. von einem arabischen Scheich, welchen seine Kriegszüge in das reiche Thal [* 9] des Flusses Sogda (Serafschan) führten, gegründet sein.
Damals hieß die Stadt Marakanda; Alexander d. Gr. soll sie auf seinem Kriegszug vollständig zerstört haben. Aufgebaut und befestigt wurde sie wieder durch einen Sklaven Alexanders, Samar, dessen Name ihr nun beigelegt wurde; S. ward die Hauptstadt von Sogdien. Die Eroberung des Landes durch die Griechen machte es möglich, daß griechische Zivilisation weit nach Mittelasien vordrang. Die Araber führten eine neue Religion und Bildung ein. Dschengis-Chan eroberte S. im Anfang des 13. Jahrh., und Tamerlan machte es zur Hauptstadt seines neuen Reichs. S. war der Mittelpunkt der Gelehrsamkeit, der Verwaltung und des Handels, und noch heute geben die Überreste der alten Gebäude Zeugnis von der ehemaligen Größe dieser Stadt, so die Moschee Timurs, das Grabmal Timurs, die Ruinen des Sommerschlosses Timurs u. a.