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Leroux wurde ein namhaftes Blatt, [* 3] der «61od6», für die neue Lehre [* 4] gewonnen, der zum erstenmal als «^oui-nai äe 1a äoctriiie äs 8aint-8iin0ii» erschien. Die Schule, die bereits Verzweigungen in zahlreichen Provinzialstädten be- saß, nahm nun auch eine gesellschaftliche Organi- sation an, und Enfantin trat als «I'örs», als geist- liches Oberhaupt und Papst der Saint-Simonistischen Zukunftskirche an ihre Spitze. Seine Lehre von der Weibergemeinfchaft führte zunächst zu dem Austritt Bazards und dann im Nov. 1831 zu einer allge- meinen Spaltung.
Alle ernsten Männer zogen sich zurück, und das Vertrauen des Publikums erlosch schneller, als es gewonnen war. Die Ab- nahme der freiwilligen Beitrüge, die Kosten, welche die Herausgabe des «diode» verursachte, zogen Ende 1831 ein ziemliches Deficit in der Kasse nach sich. Rodrigues mußte dem Schatze durch eine An- leihe auf Aktien aufzuhelfen suchen. Ein harter Schlag traf die Schule im Febr. 1832, als sich zum erstenmal die Polizei in das Treiben mischte. End- lich verließ auch Nodrigues die «Familie» und legte Beschlag auf das Vermögen derfelben, um die kon- trahierte Anleihe zu decken.
Enfantin indessen machte im Sommer 1832 einen letzten Versuch. Er zog sich mit 42 Getreuen auf sein Landgut in der Vorstadt Menilmontant zurück, um in klösterlicher Einsamkeit die Zukunft zu erwarten. Man ver- teilte sich zur Arbeit in Gruppen, bebaute das Gut, erfand eine sonderbare Kleidung und hielt öffent- liche Mahlzeiten. Die Regierung schritt endlich gegen die Gesellschaft ein und ließ die Häupter En- santin, Chevalier, Duveyrier, Varrault vor die As- sisen fordern.
Sämtliche Mitglieder, 38 an der Zahl, erschienen in Prozession im Iustizpalast. Trotz einer langen Verteidigung wurden die Ange- klagten verurteilt. Die Familie zer- streute sich nun vollends, und auch die Schulen in den Provinzen lösten sich auf. (S. Socialismus.) Der Titel des Hauptwerkes der Schule ist «voctrins äs 3aint-8iiQ0n. ^xpoLition» (Bd. 1, 1828 - 29'. Bd. 2, 1830; neue Ausg. 1854). Auch haben Neybaud, I^tuäeä 8ur 1L8 lelorraHteurZ (2 Bde., Par. 1841 u. ö.), Stein und Villenave, llistoire äu 8aiiit-8ini0iii8iu6 (ebd. 1847), die Lehre dar- gestellt.
Ferner vgl. Carove', Der S. und die neuere franz. Philosophie (Lpz. 1831);
Bretschneider, Der S. und das Christentum (ebd. 1832);
Anton Menger, Das Necht auf den vollen Arbeitsertrag (2. Aufl., Stuttg. 1891);
Warschauer, Eaint-Simon und der S. (Lpz. 1892);
Weisengrün, Die social- wissenschaftlichen Ideen Samt-Simons (Bas. 1895). Saint-Simon-Vallade, preuß. Diplomat, s. Brassier de Saint-Simon-Vallade. Saint [* 5] Thomas (spr. hent tommes), Stadt in der canad. Provinz Ontario, Eisenbahnknotenpunkt an der Linie Detroit-Vuffalo, unweit des Eriesees, hat (1891) 10 370 E., Industrie und Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Saint Tyomas the Apostle (spr. ßent tommes the äppossl), Stadt in der engl. Grafschaft Devon, [* 6] rechts vom Flusse Exe, an Exeter anstoßend, hat (1891) 8240 E. ^s. Sanct Truyen.
Saint Trond (spr. ßäng trong), belg. Stadt, Saint Tropez (spr. ßäng tröpäs'), Hafenstadt im Arrondissement Draguignan des franz. Depart. Var in der Provence, auf der Nordseite der Halb- insel, die den weiten Golf von S. T. bildet, durch Dampftrambahn mit La Foux an der Linie Hyeres- Freius(-Nizza) der Mittelmeerbahn verbunden, hat (1891) 3089, als Gemeinde 3533 E., eine Citadelle, Leuchtturm, Handelsgericht, Fischerei [* 7] und Schieds- gericht dafür, Küstenschiffahrt, Seebäder; Fabrika- tion von Korken, Filzhüten, Tauen, Branntweinen, Schiffbau, Fischereiausrüstung und Handel mit Ge- treide, Wein, Olivenöl, Wachs und Südfrüchten.
Saint Ubes (spr. ßent juhbs), portug. Stadt, s. Setubal. Saint Vaast-la-Hougue (spr. ßäng, uhg'), Hafenstadt im Arrondissement Valognes des franz. Depart. Manche in der Normandie, an der Ostseite der Halbinsel von Cherbourg [* 8] und an der Lokalbahn Valognes-Barfleur, hat (1891) 2477, als Gemeinde 2713 E., zwei Forts auf den Fclseninseln Talisou und La Hougue, Leuchtturm; Schiffbau, Austernzucht, Makrelenfang, Fischsalzerei und Handel, besonders Holzeinfuhr.
Dabei die besuchten Seebäder B euze- val und Houlgate. Saint Valery-en-Caux (spr. ßäng walerih ang koh), Hafenstadt im Arrondissement Dvetot des franz. Depart. Seine-Inferieure in der Normandie, am Kanal [* 9] und der Linie (Nouen-)Motteville-S. V. (32 km) der Westbahn, hat (1891) 3805, als Gemeinde 4014 E., Handelsgericht, Leuchtturm; Austernbank, Seebäder, Fischerei und Salzerei, Schiffbau und Schiffsausrüstung und Fabrikation von Soda, Seegras, Ziegeln und Segeltuch. 8 kia östlich das Seebad Veules mit 964 E. Saint Valery-sur-Somme (spr. häng walerib siür homm), Hafenstadt im Arrondissement Abbeville des franz. Depart. Eomme, an der Mündungsbai der Somme (gegenüber Le [* 10] Crotov mit Leuchtturm und 2041 E.) und dem Kanal von Abbeville, an der Linie (Abbeville-)Noyelles-S. V. (6 km, über die Bai auf Dämmen und 1367 ni langem Pfahlwerk) der Nordbahn und der Lokalbahn S. V.-Cayeur-sur- Mer (12 km), hat (1891) 3290, als Gemeindg 3541 E., Handelsgericht, Konsulate, sehr besuchte Bäder, Kasino: Schiffbau, Handel mit Getreide, [* 11] Mehl, [* 12] Wein, Branntwein, Seilerwaren, Eisen [* 13] und Holz- cinfuhr.
Die moderne Unterstadt heißt La Ferte', die Oberstadt auf einem Hügel hat die Kirche St. Martin (15. Jahrh.) und Mauern des Schlosses S. V. Saint Vallier (spr. ßäng wallleh), Stadt im Ar- rondissement Valence des franz. Depart. Dröme in der Dauphins, an der Mündung der Galaure in die Nhöne und der Linie Lyon-Valence(-Marseille) der Mittelmeerbahn sowie der die Galaure hinauf gehen- den Schmalspurbahn nach Le Grand Serre (27 km), hat (1891) 3526, als Gemeinde 3856 E., Seiden- spinnerei, Baumschulen, Fabrikation von chem. Pro- dukten, Steingut und Öl sowie Mühlen, [* 14] Bauholz und Handel mit Getreide, Eisen, Wein und Seiden- waren.
Das wiederhergestellte got. Schloß von Chabrillan gehörte einst der Diana von Portiers. Saint Vincent (spr. hent winnßent), eine der Kleinen Antillen in Westindien, [* 15] zwischen Sta. Lucia und Grenada, zum brit. Generalgouvernement Bar- bados gehörig, zählt auf 381 hkm (1892) 42600 E., darunter 32000 Schwarze. Ein durchaus vulkani- sches Gebirge durchzieht die Insel von Süden gegen Norden. [* 16] Dasselbe ist von gut bewässerten und meist sehr fruchtbaren Ebenen umgeben. Der Krater [* 17] des 1220 in hohen Vulkans Morne-Garou bildet eine berühmte Solfatara. Ein zweiter sehr großer und 150 in tiefer Krater entstand wahrscheinlich erst 1812, als eine Eruption fast die ganze Insel mit vulkani- schen Massen bedeckte. Erdbeben [* 18] sind häufig. ¶
Saint
[* 5] Vincent
(spr. ßent winnßĕnt), portug.
Cabo de São Vicente, auch Monte-Corvo genannt, die Südwestspitze Europas in Portugal
[* 19] (Algarve), unter 37°
2’ 43" nördl. Br. und 8° 59’ 16" westl. L. von Greenwich, eine zwischen 65 m hohen zerrissenen Felsenwänden
vorspringende Felsenzunge mit furchtbarer Brandung, einem zerfallenen Franziskanerkloster (14. Jahrh.) und Leuchtturm. Bei den
Alten galt S. V. für das westlichste Kap der Erde. – 4 km südöstlich, zwischen den Buchten (Ensenadas)
von Boliche und Sagres, die nur durch einen Isthmus mit dem Lande verbundene Ponta de Sagres mit der befestigten Stadt Sagres
(445 E.); hier steht seit 1839 ein Denkmal Heinrichs des Seefahrers, der hier auf seinem Landsitz Terça Nabal oder Tercena
Naval eine Sternwarte
[* 20] und nautische Schule errichtete und starb. Hier wurde die span. Flotte durch
die englische unter Rodney und vom Admiral Jervis und Kommodore Nelson besiegt; ferner schlug hier Napier die
Flotte Dom Miguels.