Robben
[* 3]
(Flossensäugetiere,
Pinnipedia, hierzu Tafel »Robben«
),
Ordnung der Säugetiere, im Wasser lebende, behaarte Tiere, welche nach Gebiß u. Lebensweise den Raubtieren am nächsten stehen und auch wohl als Wasserraubtiere direkt zu ihnen gerechnet werden, obwohl ihre äußere Gestalt und gesamte Körperform an die Wale [* 4] erinnert. Der mit kurzem, dicht anliegendem, glattem Haar [* 5] bedeckte Körper ist lang gestreckt, spindelförmig, der Kopf auffallend klein, kugelig, mit stumpfer Schnauze und aufgewulsteten Lippen, meist ohne äußere Ohrmuschel.
Der Rumpf endet mit einem kurzen, flachen, konischen Schwanz ohne Flosse; die vier kurzen Extremitäten, von denen die hintern nach rückwärts stehen, sind Schwimmfüße, indem die fünf bekrallten Zehen durch eine derbe Haut [* 6] zu einer breiten Ruderflosse verbunden sind. Das Gebiß mit seiner meist vollständigen Bezahnung weist auf eine räuberische Lebensweise hin; die Schneidezähne sind meist klein, die obern zahlreicher als die untern die äußern obern mitunter verlängert.
Die Eckzähne selbst ragen verhältnismäßig weniger als bei den Raubtieren hervor, nur beim Walroß sind sie außerordentlich lang (Stoßzähne). Der Zahnwechsel findet bei manchen Arten schon vor der Geburt statt. Das Gehirn [* 7] ist ziemlich hoch entwickelt. Das Auge [* 8] besitzt ein drittes Lid (Nickhaut); Ohr [* 9] und Nase [* 10] sind gegen das Eindringen von Wasser verschließbar. Der Magen [* 11] ist sehr einfach, kaum weiter als der Darm. [* 12] An der untern Hohlvene ist, wie bei den Walen, eine Erweiterung angebracht. Es sind zwei oder vier am Bauche gelegene Zitzen vorhanden.
Die Robben
finden sich in allen
Meeren, besonders in den gemäßigten und
Polarzonen, einzelne auch am Kaspi- und
Baikalsee, und
manche
Arten steigen weit in die
Flüsse
[* 13] hinauf. Sie leben gesellig, oft scharenweise vereinigt, schwimmen
gut, sind aber auf dem Land unbehilflich und schleppen sich auf
Klippen
[* 14] etc. nur, um zu schlafen oder ihren
Körper zu sonnen,
sowie behufs der
Fortpflanzung. Das Weibchen wirft ein, selten zwei
Junge. Die ältesten fossilen Reste gehören dem
Miocän
an und sind in den
Vereinigten Staaten
[* 15] sowie in
Frankreich gefunden worden.
Man teilt die in drei
Familien: 1.
Familie: Ohrrobben
(Otariidae), mit Ohrmuschel, weit hervorragenden
Beinen und nackter
Sohle,
in den gemäßigten und kalten Teilen des
Großen
Ozeans. Hierher
Otaria,
Seebär, u.
Seelöwe. 2.
Familie:
Seehunde (Phocidae),
ohne Ohrmuschel, mit schwachen
Beinen und behaarter
Sohle, in allen gemäßigten und kalten
Meeren sowie
in den genannten Landseen. Hierher unter andern:
Cystophora
(Blasenrobbe,
Rüsselrobbe), und
Phoca
(Seehund). 3.
Familie:
Walrosse
(Trichechidae) mit weit hervorragenden
Beinen, ohne Ohrmuschel, mit außerordentlich großen obern Eckzähnen.
Nur die Art
Trichechus rosmarus
(Walroß) in den nördlichen
Polarmeeren. Die Robben
bilden ihres
Thrans und
der
Haut halber einen Gegenstand eifriger Nachstellung
(Robbenschlag), und von wenigstens 20
Arten kommen
Felle auf den
Markt.
Die meisten Robben
werden im hohen
Norden
[* 16] gefunden, nur einige
Arten in der
Südsee.
Dort ist oder war viel
Robbenschlag bei den
Falklandinseln,
Neuseeland,
Südaustralien, den
Sandwichinseln etc.; manche ehemals reiche
Plätze sind aber jetzt durch
Ausrottung oder Verscheuchung verödet.
Die größten und nachhaltigsten
Ernten macht man auf
Neufundland,
Neuschottland und
Labrador, wohin viele Robben
auf schwimmenden
Eisfeldern getrieben werden. Die
Jagd besteht wesentlich in einer Überraschung der sich sonnenden
Tiere, die bei ihrer Unbehilflichkeit
auf dem Land leicht zu bewältigen sind und durch einen
Schlag auf die
Nase getötet werden. Die vorsichtigern
alten
Tiere erlegt man mit Schießgewehren. Durch internationale
Verträge ist für die Robben
zwischen 67 und 75° nördl.
Br.
und zwischen 5° östl. und 17° westl. L. v. Gr.
eine
Schonzeit vereinbart worden (die kaiserlich deutsche
Verordnung verbietet den
Robbenschlag vor dem 3. April jedes
Jahrs).
Die Robben
felle sind 1-3 m lang und 0,6-1,9 m breit, sie werden an der
Luft getrocknet oder häufiger eingesalzen. Viele verarbeitet man auf
Leder, andre werden mit dem
Haar gegerbt und zu Überzügen
von
Koffern,
Tornistern etc. benutzt, und einige müssen zu den
Pelzwaren gezählt werden. Man unterscheidet
Haarseehunde (Hair Seals), mit straff anliegendem kürzern Oberhaar, und
Pelz- oder
Biberseehunde
(Fur Seals) von
Kamtschatka,
Nordamerika,
[* 17] besonders aus der
Südsee, die besten von
Australien,
[* 18] den
Lobos- und
¶
Rüsselrobbe (Cystophora proboscidea). 1/40. (Art. Blasenrobbe.)
Seebär (Otaria ursina). 1/20. (Art. Seebär.)
Walroß (Trichechus rosmarus): 1/40. (Art. Walroß.)
Gemeiner Seehund (Phoca vitulina). 1/15. (Art. Seehund.)
mehr
Falklandinseln. Diese besitzen eine seidenartig feine, gelbliche Grundwolle und straffes, hartes, graues Oberhaar, welch letzteres durch Behandlung der Unterseite mit Kalk gelockert und entfernt wird, worauf man das Unterhaar gewöhnlich dunkelbraun färbt. Derartige Felle gleichen dem schönsten Samt. Die Alaskakompanie liefert jährlich 150,000 Stück im Wert von 9 Mill. Mk. nach London. [* 21]