Titel
Roßbach
,
[* 1] 1) Dorf im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, [* 2] Kreis [* 3] Querfurt, im NW. von Weißenfels, [* 4] hat eine evang. Kirche, Braunkohlenbergbau, Teerschwelerei, (1880) 673 Einw. und ist bekannt durch den Sieg Friedrichs d. Gr. über die Franzosen und die Reichsarmee, an welchen zwei Denkmäler am nahen Janushügel erinnern. Friedrich hatte nur 22,000 Mann mit 72 Geschützen zur Verfügung, während die vereinigte Armee der Reichstruppen und der Franzosen auf den Höhen von Mücheln 43,000 Mann (33,000 Franzosen, 10,000 Mann Reichstruppen) mit 109 Geschützen zählte.
Gleichwohl brach
Friedrich II. 4. Nov. vor Tagesanbruch auf, um die
Stellung des Feindes zu rekognoszieren.
Da er aber wegen des
Terrains einen
Angriff nicht für ausführbar hielt, so bezog er ein
Lager
[* 5] zwischen Roßbach
und Bedra. Durch
dieses Zurückweichen ermutigt, beschlossen die Verbündeten eine
Schlacht, und zwar sollte das preußische
Heer in der linken
Flanke umgangen und von Reichartswerben aus angegriffen werden. Um diese
Bewegung zu verdecken, besetzte am 5. morgens der
Graf
Saint-Germain mit einer
Division die Schortauer
Höhe und beschoß das preußische
Lager.
Erst gegen Mittag setzte sich das Heer selbst auf Pettstädt in Marsch: voran die Reiterei der Reichstruppen und die französische, dann die französische Infanterie, etwas rechts und weiter zurück die Reichsinfanterie. Friedrich II. gab mittags, als er den Plan der Feinde erkannte, den Befehl, die Zelte abzubrechen, behielt das Kommando der Infanterie für sich selbst und vertraute das der Reiterei Seydlitz an. Nachmittags 2½ Uhr [* 6] bereits marschierte das Heer nach dem linken Flügel ab, voran die Reiterei, dann die Infanterie, rechts neben dieser die Geschütze; [* 7] die ganze Bewegung wurde dem Feinde durch eine Hügelreihe, deren höchster Punkt der Janushügel ist, verdeckt.
Die feindliche Reiterei, welche ihrem Fußvolk etwas vorausgeeilt war und die Armee des Königs bereits umgangen zu haben glaubte, zog, als die Spitzen der Kolonnen bei Reichartswerben angelangt waren, schnell an diesem Ort vorbei und setzte ihren Marsch links fort, um die, wie man glaubte, sich zurückziehenden Preußen [* 8] nicht entwischen zu lassen. Da, um 3½ Uhr, ließ Friedrich seine Geschütze auf dem Janushügel auffahren und eröffnete das Feuer, Seydlitz aber stürzte sich mit seiner ganzen Reiterei auf die rechte Flanke der feindlichen, die nach kurzem Widerstand hinter Reichartswerben zurück- und dann in wilde Flucht geworfen wurde.
Inzwischen hatte die französische Infanterie unter dem Feuer der preußischen Geschütze sich in Bataillonskolonnen zu formieren und die Artillerie Stellung zu nehmen und dem Feind zu antworten gesucht. Ehe aber dies gelungen war, überschritt die preußische Infanterie die Hügelkette, fiel, links schwenkend, 7 Bataillone unter Prinz Heinrich an der Spitze, den Franzosen in die rechte Flanke und trieb durch ihr rasches Gewehrfeuer, verbunden mit den Kartätschensalven der Geschütze, auch das französische Fußvolk in die Flucht.
Die Reichstruppen kamen gar nicht zum Schuß. Auf den verwirrten Knäuel, der sich rückwärts wälzte, stieß Seydlitz mit den Eskadrons, die er nach seinem Sieg sofort gesammelt hatte, und machte die Auflösung vollständig. Graf Saint-Germain war während der Schlacht mit seinem Korps müßig auf der Höhe von Schortau stehen geblieben, nach derselben zog er sowie das kleine Korps Laudons sich nach Freiburg [* 9] zurück; um 6 Uhr abends war schon die feindliche Reiterei daselbst über die Unstrut zurückgegangen, das Fußvolk aber brachte in größter Verwirrung die ganze Nacht damit zu, und die vereinigte Armee löste sich endlich, nach allen Richtungen hin fliehend, auf. Die Preußen verloren an Toten 3 Offiziere und 162 Mann nebst 376 Verwundeten; der Verlust der Verbündeten betrug 700 Tote, über 2000 Mann Verwundete und 5000 Gefangene, worunter 5 Generale und 300 Offiziere. In die Hände des Siegers fielen 67 Geschütze, 7 Fahnen und 15 Standarten.
Vgl.
Ad.
Müller, Die
Schlacht bei Roßbach
(Berl. 1857);
Wiltsch, Die Schlacht auf den Feldern von u. bei Reichardtswerben (Halle [* 10] 1858);
v. d.
Goltz, Roßbach
und
Jena
[* 11] (das. 1883). -
2) Dorf in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Asch, nahe der sächsischen Grenze, an der Eisenbahn Asch-Roßbach, mit protest. Kirche, Fabriken für Webwaren aus Wolle, Baumwolle [* 12] und Seide [* 13] und (1880) 3823 Einw.
[* 1]
^[Abb.: Kärtchen zur
Schlacht bei Roßbach
(5. Nov. 1757).]