Ringgenberg
(Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken). 607 m. Gem. und Pfarrdorf am SW.-Ende und rechten Ufer des Brienzersees, 4 km nö. der Station Interlaken der Linie Thun-Interlaken. Dampfschiffstation. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Goldswil, Moosrain und Sage: 263 Häuser, 1320 reform. Ew.; Dorf: 138 Häuser, 670 Ew. Acker- und Wiesenbau. Fremdenindustrie (Gasthöfe und Pensionen). Holzschnitzerei, die etwa 60 Personen beschäftigt. Fabrikation von Luxusmöbeln und Intarsien.
Steinbrüche. Das Dorf bildet mit seinen gebräunten
Holzhäusern und der es beherrschenden Burgruine Ringgenberg
eine der
malerischsten Ortschaften des
Berner
Oberlandes. Mit
Interlaken und
Brienz durch die dem rechten Ufer des
Brienzersees folgende
Strasse verbunden. Stark besuchte Sommerfrische, beliebter Aufenthalt für Landschaftsmaler. Sehr mildes Klima.
An den Hängen gehen
Nussbaum, Kirschlorbeer und Feigenbaum bis ziemlich hoch hinauf, und auch die
Rebe wird noch an Spalieren
gezogen.
Die Freiherren von Ringgenber
g-Brienz werden schon 1146 genannt. Sie stammten aus Opelingen, einer nicht mehr sicher zu bestimmenden
Lokalität. Aus dieser mächtigen Familie, deren
Güter vom
Rhonethal bis zum
Bielersee und im
Reussthal
zerstreut lagen, gingen die in der
Walliser Geschichte eine so grosse
Rolle spielenden Freiherren von
Raron hervor. Der der
Gründung von Bern
vorangehende sog. Freiherrenkrieg, in dem Berchtold V. von Zähringen die Macht der
Oberländer Dynastengeschlechter
brach, veranlasste die Ringgenberg
zur Uebersiedelung ins Wallis.
Ein am
Brienzersee sitzen bleibender Zweig erhielt
die Vogtei über
Brienz, besass in
Brienz eine feste Burg, sowie Kirche und Dorf
Goldswil und Ringgenwil und erbaute an dieser
Stelle das
Schloss Ringgenberg
, das der Ortschaft dann ihren Namen gab. 1239 gehörte Ringgenberg dem Freiherrn Kuno, dessen
Nachkommen im
Lauf des 14. Jahrhunderts sich in Bern
einbürgerten.
Das Geschlecht erlosch in der männlichen Linie zu Beginn des 15. Jahrhunderts mit Petermann von Ringgenberg
, dessen zwei
Töchter die ganze
Herrschaft
Brienz-Ringgenberg 1402 und 1411 an das Kloster
Interlaken verkauften. Nach der Reformation und
der Aufhebung des
Klosters kamen seine
Güter an die Stadt
Bern. Die einst in
Goldswil stehende Pfarrkirche
wurde 1674 verlassen und bildet heute eine malerische Ruine. Die neue Kirche erbaute man 1671 mitten in der Ruinenstätte
des
Schlosses Ringgenberg;
sie enthält Holzschnitzereien und Glasgemälde aus dem 17. Jahrhundert. Eine Inschrift erinnert
daran, dass die
Orgel 1847 von
¶
mehr
Mendelssohn anlässlich seines Aufenthaltes in Interlaken und kurz vor seinem Tod gespielt worden ist. Als Minnesänger ist
Hans von Ringkenberg († 1351) bekannt. 1219: Rinckeswile; 1236: Ringkenwile; 1252: Ringkenberc. Enthält den Personennamen
Rinco. Prähistorische Begräbnisstätte. Vergl. Buri, U. Ringgenberg;
Beitrag zur Heimatkunde. Interlaken 1905.