Riddes
(Kt. Wallis, Bez. Martinach). 492 m. Gem. und Pfarrdorf, auf dem Schuttkegel der von links in die Rhone mündenden Fare und an der Strasse des Rhonethales, 14 km nö. Martigny Ville und 15 km sw. Sitten. Station der Simplonbahn. Das Dorf setzt sich aus einer Reihe von kleinen Häusergruppen zusammen, die aber alle nicht weit voneinander entfernt sind. Am rechten Ufer der Fare steht die Gruppe Courtenod, die aus Rebhäuschen (mazots) besteht, welche von den Bewohnern von Isérables während der Zeit ihrer Arbeiten in den Rebbergen bezogen werden.
Ueber der Mündungsschlucht der Fare und gegenüber dem grossen Dorf Isérables liegt das Maiensäss Les Odes mit 8 ständig bewohnten Häusern. Die Gruppe La Forchire w. vom Schuttkegel und an der alten Strasse besitzt die Pfarrkirche zu Saint Laurent und bildete früher das Gemeindezentrum. Seit etwa einem Jahrhundert, d. h. seit dem Bau der Simplonstrasse hat sich der grössere Teil der Bewohner auf dem Schuttkegel selbst angesiedelt, sodass das alte Siedelungszentrum, das durch die Nähe von grossen Sümpfen sehr ungesund war, zu einem blossen kleinen Weiler herabgesunken ist.
Die jetzige zentrale Gruppe liegt einige hundert Meter von der
Brücke entfernt, über die die von
Saint Maurice an dem linken
Rhoneufer folgende Strasse über den Fluss setzt, um sich nun bis
Siders ans rechte Ufer zu halten. Postbureau,
Telegraph, Telephon; Postwagen nach
Chamoson und
Saillon. Gemeinde: 117
Häuser, 892 kathol. Ew.; Dorf: 81
Häuser, 678 Ew. 1816 zählte
Riddes
blos 275 Ew., 1850 deren 487, 1870 deren 683 und 1888 deren 767. Die Zunahme der Bevölkerung
während der Jahre 1888-1900 verdankt Riddes
der Entstehung der landwirtschaftlichen Schule von
Écône und dem industriellen
Aufschwung von
Saxon, die eine Vermehrung der Arbeiterbevölkerung gebracht haben, sowie auch der Gründung des Mädchenpensionnates
von
Saint Joseph, das von Ordensschwestern geleitet wird und an die Stelle der um 1850 zur Verarbeitung
der im Bergwerk von Le
Vacheret (beim
Lac des Veaux) gewonnenen silberschüssigen Bleierze errichteten Fabrikgebäude und Hochöfen
getreten ist. Acker- und Weinbau.
Säge. Die
Maiensässe und Alpweiden hinter Les
Odes gehören zum grossen Teil Leuten aus
Isérables. In der
Forêt d'Établon steht der Gemeinde Riddes
das Weiderecht und der Gemeinde
Bagnes das
Holzrecht zu. Dieses Recht der Gemeinde
Bagnes, auf Gemeindeboden von Riddes
und
Saxon
Holz schlagen zu dürfen, stammt aus
der Zeit her, da der
Wald, in dem die Silbererzmine
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mehr
Peiloz lag, mit dem Bann belegt worden war. Nachdem dann das Bergwerk Peiloz eingegangen und damit der dortige Wald wieder frei
geworden war, wollte Riddes
die den Bagnards vom Fürstbischof verliehenen Rechte an der Forêt d'Établon wieder entziehen.
Daraus entstanden langwierige Streitigkeiten, die sich länger als drei Jahrhunderte hinzogen und erst 1880 endgiltig
geschlichtet worden sind (vergl. den Art. Peiloz). Riddes
hatte im Mittelalter seine eigenen Vitztume, welches Amt eine zeitlang
von den Ruffini, genannt von La Tour, verwaltet wurde.
Diese hatten ihren Sitz über dem Dorf nahe der Fare, wo man noch bis zum Beginn des vorigen Jahrhunderts die
Ueberreste des Burgturmes und eine Kapelle sehen konnte. Später ging das Amt an die Chevron-Villette und dann an die Montheolo
über. Im 15. Jahrhundert stand in Riddes
auch das Herrenhaus der Du Chatelar (aus Valdigne), Herren von Isérables. Um 100:
Ride; 1152 Ridda. Flachgräber mit interessanten Töpferwaren aus vorrömischer und römischer Zeit.
Die Rhonebrücke, die Riddes
zu einem nicht unbedeutenden strategischen Punkt machte, wird zusammen mit der von den Grafen
von Savoyen zu ihrem Schutz errichteten Burg in einer Urkunde von 1294 zum erstenmal genannt.
Die Burg ist dann unter Bischof Bonifazius von Challant 1300 zerstört worden. Nach der endgiltigen Eroberung des Unter Wallis blieb der Unterhalt der Brücke bis 1798 dem Bischof von Sitten zur Last, wofür dieser bei Saint Pierre de Clages einen Zoll erhob. Zur Zeit des Baues der Simplonstrasse unter Napoleon ersetzte man die alte Brücke durch eine nach dem Vorbild der heute noch erhaltenen Brücken zu Martinach und Visp erbaute gedeckte Holzbrücke. Als auf dieser zur Zeit des Bürgerkrieges die liberalen Freiwilligen und die Anhänger der sog. Jungen Schweiz vom 19. auf den übernachtet hatten, geriet das Stroh, das ihnen zum Lager gedient, am Morgen in Brand und konnte nicht mehr gelöscht werden, sodass die ganze Brücke abbrannte. Die hierauf erbaute gemauerte Brücke wurde dann 1903 durch eine eiserne Brücke ersetzt. 250 m weiter unten geht auch die Eisenbahn über den Fluss.