Die gegenwärtig kaiserliche Herrschaft Reichstadt kam 1818, durch die toscanischen Besitzungen in
Böhmen
[* 3] vergrößert und zum
Herzogtum erhoben, vorübergehend an
Napoleons I. Sohn. In neuerer Zeit bildete Reichstadt die Sommerresidenz des ehemaligen
KaisersFerdinand I. Im J. 1876 fand hier eine Zusammenkunft der
Kaiser von
Österreich
[* 4] und Rußland statt.
Die Thaten und das
Schicksal seines
Vaters waren ihm wohlbekannt, und er widmete demselben die leidenschaftlichste Verehrung.
Mit
Eifer gab er sich dem
Studium der
Kriegswissenschaft hin und verzehrte sich in unbefriedigtem
Ehrgeiz nach großen Thaten.
SeinenWünschen und
Plänen, den französischen
Thron
[* 10] einzunehmen, setzte sich
Metternich entgegen. Allzu rasch emporgewachsen,
litt
er anBlutmangel. Im April 1832 zeigten sich bei ihm die ersten
Spuren der
Lungenschwindsucht, die so reißende Fortschritte
machte, daß er schon zu
Schönbrunn in den
Armen seiner
Mutter starb. Er ward in der kaiserlichen
Gruft zu
Wien beigesetzt. Auf seinen
Tod dichteten
Barthélemy und
Méry das berühmte »Le
[* 11] fils de l'homme«.
czech. Zákupy, Stadt im Gerichtsbezirk Niemes der österr. Bezirkshauptmannschaft Böhmisch-Leipa in Böhmen,
am Zwittebach, der durch die Polzen zur Elbe fließt, und an der Linie Böhmisch-Leipa-Niemes der Österr.
Staatsbahnen,
[* 12] hat (1890) 1136, als Gemeinde 1769 deutsche E. und eine Zuckerfabrik im VorortNeu-Reichstadt (139 E.). Die alte
Dekanalkirche ist 1500 umgebaut und 1860 renoviert. Das Schloß ist nach dem Brande von 1573 hergestellt, 1683 durch den Herzog
Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg erweitert. Es hat 200 Gemächer, darunter einen Thronsaal, eine Schloßkapelle
und einen großenPark. – Reichstadt kam mit den damit vereinigten Herrschaften an die Kurfürsten von Bayern
[* 13] und 1805 an den Erzherzog
Ferdinand, den nachherigen Großherzog von Toscana.
Napoleon FranzJosephKarl, Herzog von, der einzige Sohn des Kaisers Napoleon I. aus seiner zweiten Ehe mit
Maria Louise (s. d.) von Österreich, geb. zu Paris, empfing bei seiner Geburt den Titel eines
Königs von Rom. Vergebens versuchte Napoleon, ehe er die Entsagungsakte unterzeichnete, seinem Sohne die Thronfolge
zu sichern. Während der gestürzte Kaiser nach Elba ging, führte man seinen Sohn nach Schönbrunn bei Wien. Maria Louise
erhielt durch den Vertrag von Fontainebleau 1814 das Herzogtum Parma mit dem Rechte, es an ihren Sohn zu
vererben.
Nach der Niederlage bei Waterloo
[* 15] dankte Napoleon zu Gunsten seines Sohnes ab, den er zugleich als Kaiser Napoleon II. proklamierte
freilich ohne jeden Erfolg. Als Maria Louise im Frühjahr 1816 nach Parma zog, blieb ihr
Sohn in Wien unter der Obhut seines Großvaters, des KaisersFranz. Infolge eines zu Paris geschlossenen Vertrags der
verbündeten Mächte verlor der Prinz sein Erbrecht auf
Parma an KarlLudwig, den Sohn der Königin Maria Luise von Etrurien,
dagegen wurden ihm von dem KaiserFranz für den Todesfall des Großherzogs Ferdinand III. von Toscana die
Herrschaft Reichstadt und die sog. pfalzbayr.
Domänen in Böhmen zugesichert. Mit dem 12. Geburtstage erhielt er ein Fähnrichspatent, 1828 wurde er Hauptmann, 1830 Major; 1831 erhielt
er als Oberstlieutenant ein Bataillon im Regiment Gyulai. Er betrieb besonders militär. Studien mit unermüdlichem
Eifer. Im April 1832 zeigten sich bei dem Prinzen die ersten Spuren der Lungenschwindsucht, die so reißende Fortschritte machte,
daß er zu Schönbrunn starb. Bei der Thronbesteigung Kaiser Napoleons III. wurde der Herzog von Reichstadt als Napoleon
II. unter den franz. Souveränen mitgezählt. –
Vgl. außer den Schriften von Montbel (Par. 1833), Lecomte
(1842), Guy (1853) und Saint-Félix (1853) noch Graf von Prokesch-Osten, Mein Verhältnis zum Herzog von Reichstadt (Stuttg. 1878).
Besitzungen in Böhmen vergrößert und zum Herzogtum erhoben, vorübergehend an Napoleons I. Sohn. In neuerer Zeit bildete R. die Sommerresidenz des ehemaligen Kaisers Ferdinand I. Im J. 1876 fand hier eine Zusammenkunft der Kaiser von Österreich und Rußland statt. Montbel,
(Par. 1833)
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