Plautus
,
Titus Maccius, berühmter röm. Komödiendichter, geboren um 254
v. Chr. zu
Sarsina in
Umbrien
aus niederm
Stand. Anfangs bei einer Schauspielertruppe in
Rom
[* 2] Theaterdiener, dann Handelsmann, geriet er nach Verlust seines
Vermögens in solche
Not, daß er sich als Mühlknecht verdingen mußte. In dieser
Lage dichtete er, um sich eine Einnahmequelle
zu eröffnen, einige
Lustspiele, die so viel Beifall fanden, daß er sich fortan ausschließlich mit diesem
Litteraturfach beschäftigte; er starb um 184.
Varro fand ungefähr 130
Stücke vor, die des Plautus
Namen trugen; doch stellte er
von denselben nur 21 als unbestritten echt fest, die sogen. fabulae Varronianae, in denen wir
die ältesten vollständigen
Denkmäler der römischen Litteratur besitzen. Es sind zum Teil ziemlich
selbständige
Nachbildungen griechische
Originale der neuen
Komödie.
Nur auf augenblickliche Erheiterung des
Publikums berechnet, erreichen sie diesen
Zweck durch die
Komik der
Situationen, treffende
Anspielungen auf römische Zustände, unerschöpfliche
Witz, belebten
Dialog und reichen
Wechsel der Rhythmen.
Höhern Anforderungen
an das
Lustspiel genügen sie nicht; die
Grenzen
[* 3] der
Wahrscheinlichkeit sowie des
Anstandes sind oft überschritten
und manche
Charaktere ins Karikaturenmäßige verzerrt. Die besten
Stücke des Plautus
sind: »Amphitruo«, »Aulularia«
(Vorbild von
Molières
»Avare«),
»Captivi«, »Bacchides«, »Mostellaria«, »Menaechmi« (Vorbild von Shakespeares »Comedy of errors«),
»Miles gloriosus«, »Pseudolus«,
»Rudens«, »Trinummus«. Außerdem besitzen wir
»Asinaria«,
»Curculio«, »Casina«, »Cistellaria«,
»Epidicus«,
»Mercator«, »Poenulus«, »Persa«,
»Stichus«, »Truculentus«
und einzelne größere Bruchstücke der »Vidularia«. Als getreue Schilderungen
des Volkslebens erhielten sich die
Lustspiele des Plautus
bis ans Ende der
Republik auf der
Bühne. Sie waren bis in die spätesten
Zeiten eine beliebte
Lektüre und wurden schon früh von den römischen
Gelehrten, besonders von
Varro, zum
Gegenstand ihrer
Studien gemacht. Epochemachend in der Litteratur über Plautus
sind namentlich
Ritschls in den
»Parerga Plautina«
(Leipz. 1852) und in den »Opuscula« (Bd. 2 u.
5, das. 1868 und 1879) gesammelte Forschungen.
Gesamtausgaben lieferten Gronov (Leiden [* 4] 1664 u. öfter; zuletzt von Ernesti, Leipz. 1760, 2 Bde.), Bothe (Berl. 1809-11, 4 Bde., und Stuttg. 1829-39, 4 Bde.), Weise (Quedlinb. 1837-47, 2 Bde., neue Ausg., Leipz. 1866), Fleckeisen (das. 1850-51 u. ö., 2 Bde., 10 Stücke enthaltend), Ritschl Britische Hauptausgabe, Bd. 1 u. 2, Bonn [* 5] 1848-50; Bd. 3, Elberf. 1853; neue Bearbeitung und Fortsetzung von Löwe, Götz u. Schöll, Leipz. 1878 ff.), Ussing (Kopenh. 1875-87, 5 Bde.), Leo (Berl. 1885, Bd. 1). »Ausgewählte Komödien« gaben Brix (bei Teubner) und ¶
mehr
Lorenz (in der Weidmannschen Sammlung) heraus, eine Sammlung der Fragmente Winter (Bonn 1885). Übersetzungen liegen vor von Rost (Leipz. 1836), Rapp (Stuttg. 1838-44, 6 Bde.), Donner (Leipz. 1864, 3 Bde.) und Binder (Stuttg. 1868, 4 Bde.).
Vgl. Spengel, T. Maccius Plautus
, Prosodie, Kritik, Metrik (Gött. 1865);
Müller, Plautinische Prosodie (Berl. 1869);
Langen, Beiträge zur Kritik und Erklärung des Plautus
(Leipz. 1880);
Derselbe, Plautinische Studien (Berl. 1886);
Reinhardstöttner, Plautus.
Spätere Bearbeitungen Plautinischer Lustspiele (Leipz. 1885).