Phenylhydrazin
,
eine wegen ihrer großen Reaktionsfähigkeit wichtige, zu den
Hydrazinen (s. d.)
gehörige organische
Base, von der Zusammensetzung C6H8N2 und der Konstitution C6H5.NH.NH2. Man erhält
das salzsaure
Salz
[* 2] des Phenylhydrazin
durch Reduktion von Diazobenzolchlorid in wässeriger Lösung mit Zinnchlorür und Salzsäure
oder mit saurem schwefligsauren Natrium, Zinkstaub und
Essigsäure. Den Vorganq stellt folgende
Gleichung dar: C6H5.N:N.Cl
+ 4 H = C6H5.NH.NH2.HCl.
Das salzsaure
Salz wird durch
Alkali zersetzt, und die abgeschiedene
Base durch
Destillation
[* 3] im luftverdünnten Raume gereinigt.
Das Phenylhydrazin
bildet ein nahezu farbloses dickes Öl von eigentümlichem
Geruch, welches in der Kälte zu großen
Krystallen erstarrt
und bei 23° wieder flüssig wird. Es siedet beinahe unzersetzt bei 233°; an der Luft bräunt es sich
infolge von
Oxydation. In Wasser ist es schwer löslich, sehr leicht dagegen in
Alkohol und
Äther. Mit den Säuren bildet es
gut krystallisierende
Salze; das salzsaure
Salz ist in starker Salzsäure sehr schwer löslich. Es reduziert schon in der Kälte
die tiefblauen alkalischen Lösungen von Kupferoxyd
(Fehlingsche Lösung) zu Kupferoxydul, welches sich
als roter Niederschlag ausscheidet. Von besonderer Wichtigkeit ist die Wirkung des Phenylhydrazin
auf die
Aldehyde und
Ketone, so daß
es als empfindliches Reagens auf die in diesen
Verbindungen vorhandene Carbonylgruppe CO dienen kann. Der Sauerstoff dieser
Gruppe vereinigt sich hierbei mit zwei Wasserstoffatomen des Phenylhydrazin
zu Wasser, und es
bilden sich die in
¶
mehr
Wasser schwer löslichen, häufig sehr gut krystallisierenden Phenylhydrazone oder kurzweg Hydrazone. Durch Reduktion werden die Hydrazone unter Bildung von Ammen und Anilin gespalten. Mit α-Diketonen bilden sich Doppelhydrazone, die man Osazone nennt. Dieselben enthalten mithin den Hydrazonrest zweimal an benachbarten Kohlenstoffatomen. Das Osazon des Doppelaldehyds Glyoxal, HCO-CHO, z. B. hat die Formel:
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Nach einer etwas kompliziertern Reaktion geben namentlich die Zuckerarten gelbe, gut krystallisierende Osazone; so entsteht
aus Traubenzucker beim Erwärmen mit Phenylhydrazin
das Glykosazon: CH2OH.(CHOH)4.C(:N.NH.C6H5)CH(:N.N.C6H5).
Durch starke Salzsäure wird aus diesen Verbindungen wieder Phenylhydrazin
abgespalten, und es entstehen die zuckerähnlichen, sirupförmigen
Osone [Glykoson = CH2OH(CHOH)4.CO.CHO], Ketonaldehyde, die als Oxydationsprodukte der Zuckerarten
aufgefaßt werden können.
Nicht zu verwechseln mit den Hydrazonen sind die Hydrazide oder Phenylhydrazide, welche ganz analog mit den Säureamiden und
-Aniliden Verbindungen des Phenylhydrazin
mit Säureradikalen sind. Sie entstehen durch Einwirkung von Säurechloriden oder
Säureanhydriden auf Phenylhydrazin.
Die Hydrazide krystallisieren meist gut und lassen sich durch Behandeln mit Alkalien
oder Mineralsäuren sehr leicht wieder in Säuren und Phenylhydrazin
spalten. Das Phenylhydrazin wird fabrikmäßig
hergestellt und zur Darstellung von Antipyrin und Tartrazin benutzt.