Perm
,
russ.
Gouvernement, grenzt im N. an
Wologda, im
W. an
Wjatka, im
S. an
Ufa und
Orenburg, im O. an
Tobolsk und hat ein
Areal von 332,054,2 qkm (6030,8 QM.).
Das Uralgebirge durchstreicht Perm
in der
Richtung von N. nach S. Die
Flüsse
[* 2] gehören zum
System des
Tobol
und der
Kama; für den
Handel sind besonders wichtig die
Kama,
Tschussowaja, Sylwa und
Kolwa. Vom
Areal kommen 9,6 Proz. auf
Äcker,
6,4 auf
Wiesen, 71 auf
Wald und 13 Proz. auf Unland.
Große
Sümpfe liegen besonders im nördlichen Teil; dafür ist der südöstliche
an
Seen reicher, von denen als die größten der Uweldü, der Irtjat und der
Majan zu nennen sind.
Die ungeheuern Waldungen (im Kreis [* 3] Tscherdyn nehmen sie 95 Proz. des Landes ein) bestehen vorherrschend aus Föhren, Rot- und Weißtannen, Birken, Eichen, Lärchen und sibirischen Zedern. Das Klima [* 4] ist kalt, besonders am östlichen Abhang des Urals. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt bei Ussolje 1,1° C., bei Jekaterinenburg 0,7,° bei Tscherdyn 0,5° und bei Bogoslowsk -1,4° C. Von den Einwohnern (1883: 2,593,420 an Zahl, 7,8 pro QKilometer) waren 1870 Raskolniken 71,419, Heiden 13,456; zum Islam bekannten sich 92,267, zu verschiedenen christlichen Kirchen 1200, die übrigen zur griechisch-orthodoxen Kirche.
Außer
Russen leben in Perm
ca. 70,000
Baschkiren,
Teptjären und
Meschtscherjäken, 59,000
Permier oder Perm
jäken, 24,000
Tataren, 8000
Tscheremissen
und etwas über 2000
Wogulen. Außer
Ackerbau und
Viehzucht
[* 5] bieten
Jagd,
Bienenzucht,
[* 6] Holzindustrie und
Bergbau
[* 7] den Einwohnern
reichliche Beschäftigung. Die
Ernte
[* 8] lieferte 1885: 10,6 Mill.
hl
Hafer,
[* 9] 8,2 Mill.
hl
Roggen, 2,8 Mill.
hl
Weizen, 2,4 Mill.
hl
Gerste;
[* 10]
Kartoffeln, Buchweizen und Erbsen in geringern Mengen.
Der Wert der industriellen Produktion wird 1884 auf 28,745,000 Rubel angegeben, die Zahl der Fabriken auf 1211 mit 12,336 Arbeitern. Die erste Stelle nimmt die Getreidemüllerei mit 18 Mill. Rubel ein. Dann ¶
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folgen Branntweinbrennerei und Likörfabrikation (8,434,000 Rub.), Lederindustrie (1,803,000 Rub.), Talgschmelzerei, Tuchweberei, Maschinenbau, chemische Industrie, Bierbrauerei. [* 12] Der Viehstand repräsentierte 1884: 987,558 Pferde, [* 13] 911,727 Stück Rindvieh, 1,037,362 Schafe [* 14] (nur grobwollige), 519,525 Schweine [* 15] und 17,912 Ziegen. Namentlich entwickelt ist die Montanindustrie; gewonnen werden Gold, [* 16] Silber, Platina, Kupfer, [* 17] Eisen, [* 18] Blei, [* 19] Nickel, auch Iridium, Osmium u. a.; ferner Steinkohlen, Salz [* 20] (1884: 15,4 Mill. Pud), Marmor und große Mengen von Edelsteinen (Diamant, [* 21] Saphir, Hyacinth, Smaragd, [* 22] Beryll, Turmalin, Aquamarin, Topas, [* 23] Amethyst, Bergkristall, Karneol, Chalcedon, Onyx, Achat, [* 24] Jaspis etc.). Die bedeutendsten Fundorte sind die Bergwerke von Adolphowsk, Mursowsk, Schaitansk, Sarapul.
Von den vielen Mineralquellen sind die von Serainsk, Klutschewsk und Jelowsk hervorzuheben. Der Handel
Perms
ist blühend, besonders wichtig der Transithandel nach Sibirien. Hauptabsatzorte sind: Jekaterinenburg, Perm
, Kamyschlow
und Schadrinsk sowie die jährlich stattfindenden Jahrmärkte, deren über 180 sind, von denen der Irbitsche einen Umsatz von
(1887) 50½ Mill. Rub. und der Iwanowsche im Kirchdorf Krestowskoje (Kreis Schadrinsk) einen von über 5 Mill.
Rub. erzielen.
Die Zahl der Lehranstalten ist 1883 auf 773 mit 54,364 Schülern angegeben, darunter 750 Elementarschulen, 18 Mittelschulen
und 5 Fachschulen (ein geistliches Seminar und 4 Handwerkerschulen). Das Gouvernement wird in zwölf Kreise
[* 25] geteilt, von denen
fünf (Irbit, Jekaterinenburg, Kamyschlow, Schadrinsk und Werchoturje) am östlichen Abhang des Urals, also
in Asien,
[* 26] die übrigen sieben (Krassno-Ufimsk, Kungur, Ossa, Ochansk, Perm
, Solikamsk und Tscherdyn) am westlichen Abhang desselben
liegen. - Das Gebiet des jetzigen Perm
war ehemals von den Permiern (s. d.) bewohnt und wurde von den Skandinaviern als Bjarma,
von den Byzantinern als Permia
bezeichnet.
Die ältesten historischen Nachrichten über dasselbe gibt der Norweger Oter unter König Alfred im 9. Jahrh.
Schon die Nowgoroder bezogen von dort Silber und erhoben daselbst seit dem 11. Jahrh. einen Tribut. Mit dem Fall Nowgorods 1471 kam
an Moskau.
[* 27] Im 15. Jahrh. wurden die dortigen Kupferminen von Deutschen entdeckt. Seit der Unterjochung
Sibiriens im 16. Jahrh. entstanden hier russische Kolonien. Die größten Verdienste um die Hebung
[* 28] der dortigen Montanindustrie
erwarb sich die Familie Stroganow, welche schon im 16. Jahrh. den regelrechten Bergbau hier einführte; besondern Aufschwung
erhielt derselbe durch die Entdeckung von Gold (1745) und Edelsteinen (1766). 1780 wurde die Statthalterschaft
Perm
gegründet und aus derselben 1796 das Gouvernement gemacht.
Vgl. Zerrenner, Erdkunde
[* 29] des Gouvernements Perm
(Leipz. 1853);
Ludwig, Geognostische Studien im Ural (Darmst. 1862);
Derselbe, Zur Paläontologie des Urals (Kassel [* 30] 1862).
Die gleichnamige Hauptstadt des Gouvernements, an der Kama und der Eisenbahn Perm
-Jekaterinenburg, hat 14 Kirchen (darunter eine
lutherische), ein Kloster, ein geistliches Seminar, ein Gymnasium für Knaben und eins für Mädchen, eine
Realschule und (1885) 33,078 Einw. Sie besitzt rege Industrie, besonders in Eisen, Stahl, Leder, Ziegeln, Porzellan, Stricken, Branntwein,
Zündhölzchen etc., lebhaften Handel (Ausfuhr von Talg, Metallen, Lichten; Einfuhr von Zucker,
[* 31] Zeugen, Wein) und ist Stapelort für
die auf den Flüssen herabkommenden Waren. 1723 wurde am Flüßchen Jagoshicha ein Kupferwerk erbaut,
welches 1781 die Veranlassung
zur Gründung der Stadt an dieser Stelle gab.