Pas
de
Calais
[* 3] (spr.
pa d'kaläh, engl.
Strait of
Dover),
[* 4] die nach der
Stadt
Calais benannte
Meerenge, welche als engster
Teil des
Kanals
La Manche die östliche Südküste
Englands von dem östlichen Teil der
Nordküste
Frankreichs trennt und den
Atlantischen
Ozean mit der
Nordsee verbindet. Sie reicht auf der englischen
Küste von
Folkestone bis
Dover, auf der französischen
vom
Kap Grisnez bis zum
Hafen von
Calais; ihre
Breite
[* 5] zwischen
Calais und
Dover beträgt 42 km, an welcher
Stelle auch ein submariner
Telegraph
[* 6]
England mit dem
Kontinent verbindet.
Das von der Meerenge bespülte und nach ihr benannte französische Departement, gebildet aus der ¶
mehr
ehemaligen Grafschaft Artois und Teilen der Picardie (den Landschaften Boulonnais, Calaisis
und Ponthieu), grenzt nördlich und
östlich an das Departement Nord, südlich an Somme, westlich an den Kanal
[* 8] (La Manche) und umfaßt 6606 qkm (119,97 QM.). Das
Land ist im allgemeinen eben und wird von einer durch die Arrondissements Boulogne, Montreuil und St.-Pol
verzweigten Hügelkette (200 bis 212 m hoch) in zwei gleich fruchtbare Hälften geteilt. Die Küste ist sandig, und die Seehäfen
sind der Versandung ziemlich ausgesetzt.
Das Departement ist sehr reich bewässert; die bedeutendsten Flüsse [* 9] sind: Authie, Canche, Aa, Lys und Scarpe, welche sämtlich im Land selbst entspringen, meist schiffbar sind und teils in das Departement Nord übergehen, teils in den Kanal La Manche münden. Die Niederungen, die sich in historische Zeit auf Kosten des Meers ausgedehnt haben und noch ausdehnen, enthalten neben Sümpfen, die jedoch durch Kanäle immer mehr entwässert werden, und Torfmooren schöne Wiesen und fruchtbare Ebenen, letztere namentlich im N. des Departements.
Das Klima [* 10] ist veränderlich und stürmisch. Die Bevölkerung [* 11] belief sich 1886 auf 853,526 Einw. und weist eine stetige Vermehrung auf, seit 1861 um 129,188 Einw.; das Departement gehört zugleich mit 129 Einw. auf das QKilometer zu den am dichtesten bevölkerten Gebieten Frankreichs. Von dem Gesamtareal kommen auf Äcker 498,035, Wiesen 41,862, Wälder 42,072, Heiden und Weiden 16,802 Hektar. Große und zusammenhängende Waldungen findet man nirgends; es gibt nur kleinere, meist aus Eichen und Birken bestehende Forsten.
Der Ackerbau steht in hoher Blüte [* 12] und produziert Getreide [* 13] weit über den Bedarf (im Jahresdurchschnitt 7,5 Mill. hl, meist Weizen und Hafer), [* 14] ferner Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Zuckerrüben (12 Mill. metr. Ztr., darin das dritte Departement Frankreichs), Flachs (44,000 metr. Ztr., darin das zweite Departement), Ölpflanzen und Tabak. [* 15] Von großer Wichtigkeit ist auch die Viehzucht; [* 16] man zieht treffliches Rindvieh (192,400 Stück), vorzüglich gute Milchkühe, kräftige Zugpferde (77,200 Stück), Esel, veredelte Schafe, [* 17] Ziegen, sehr viel Schweine [* 18] (137,500 Stück) und namentlich zahlreiches Geflügel.
Auch die Fischerei [* 19] ist einträglich. Das Mineralreich ist nicht minder reich; seit Mitte des Jahrhunderts werden bedeutende Steinkohlenlager ausgebeutet (jährliche Produktion über 6 Mill. metr. Ton., d. h. ungefähr ein Drittel der Gesamtproduktion Frankreichs) und außerdem Torf und Eisenerz gewonnen. Dies hat nun auch eine lebhafte Industrie ins Leben gerufen, welche 270,000 Personen (gegen 350,000 bei der Landwirtschaft thätige) beschäftigt. Hauptzweige derselben sind: die Verhüttung und Verarbeitung von Eisen [* 20] (1885: 92,000 Ton. Roheisen und 73,330 T. Bessemerstahlschienen), Blei, [* 21] Kupfer [* 22] und Zink, der Maschinenbau, die Fabrikation von Fayence, [* 23] Thonpfeifen, Glas, [* 24] Papier (30 Fabriken mit 1900 Arbeitern), Kerzen und Seifen, die Ziegelbrennerei, Gerberei, Brauerei, Branntweinbrennerei, Rübenzuckerfabrikation (89 Fabriken mit ca. 10,000 Arbeitern), die Korbmacherei, der Betrieb von Getreide- und Ölmühlen, die Baumwollspinnerei und -Weberei, Wollspinnerei, Flachsspinnerei und -Weberei und die Fabrikation gemischter Gewebe. [* 25]
Die hauptsächlichsten Artikel der produzierten Manufakturwaren sind: Leinwand, Spitzen, Baumwollsamt, Batist, Tüll, Kleiderstoffe, dann Posamentier- und Wirkwaren. Der Handel ist ebenfalls sehr lebhaft und wird durch die rege Schiffahrt; welche sich in den Häfen Calais und Boulogne konzentriert, zahlreiche Kanäle und ein reichverzweigtes Eisenbahnnetz unterstützt. Die bedeutendsten Kanäle sind: der von Calais nach St.-Omer, der von St.-Omer nach Aire (Neuffosséekanal), welcher die Lys mit der Aa verbindet, der von Aire nach La Bassée (42 km), der Kanal der Aa und jener der obern Deule.
Der südöstliche Teil des Departements wird von der Nordbahn (Linie Paris-Brüssel) durchschnitten, welche Arras [* 26] berührt und sich außerdem im Departement mit den in Calais zusammenlaufenden Hauptlinien über Etaples und Boulogne und über Béthune und St.-Omer sowie mit mehreren Nebenlinien verzweigt. An höhern Lehranstalten bestehen ein Lyceum und 6 Kommunalcollèges. Das Departement zerfällt in die sechs Arrondissements: Arras, Béthune Boulogne, Montreuil, St.-Omer und St.-Pol und hat Arras zur Hauptstadt.
Vgl. Vuillemin, Le
[* 27] bassin houiller du Pas
de Calais
(Lille
[* 28] 1880-85, 3 Bde.).