Orvin
,
deutsch Ilfingen (Kt. Bern, Amtsbez. Courtelary). 669 m. Gem. und Pfarrdorf, oben in einem gegen O. sich senkenden malerischen kleinen Thal an der O.-Flanke der Chasseralkette, das sich bei Frinvilier auf die Schüssschlucht öffnet; 5 km sw. der Station La Reuchenette der Linie Biel-Sonceboz, 3 km nw. Biel und 2 km nw. der Endstation Leubringen (Évilard) der Drahtseilbahn Biel-Leubringen. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen Leubringen-Orvin. 119 Häuser, 766 reform. Ew. französischer Zunge.
Ackerbau u. Viehzucht. Holzhandel. Uhrenindustrie. Orvin
war eine römische Station an der
Vy d'Étraz
(via strata), die vom
Tessenberg
(Plateau de
Diesse) an dem S.-Fuss des
Spitzberges
(Mont Sujet) folgte, um dann ins Thal von
Orvin
abzusteigen und sich bei Frinvilier mit der Strasse
Petinesca-Pierre
Pertuis zu vereinigen. Als letzte Reste dieser einstigen
Blüte des
Ortes hat man am Eingang in die Gorges du
Jorat Spuren eines römischen Militärlagers und nö.
vom Dorf einige Trümmer eines Wachtturmes aufgefunden. 866: Ulinvc; 1178: Ulvench; 1234: Ulvingen.
Die in
Biel verbürgerten
Herren von Orvin
haben als Ministerialen des Bistums Basel
zu ihrer Zeit eine gewisse
Rolle gespielt.
Orvin
ist die Heimat des als Geschichtschreiber bekannten Pfarrers Frêne. Hier wohnte der berühmte Wunderdoktor von Orvin,
ein geschätzter Kräuterkenner und Naturarzt, der die ihn von allen
Seiten her konsultierenden Kranken auf
Grund des Befundes
ihres Urines behandelte. Das Längsthal von Orvin
ist eine aus Juraschichten gebildete Mulde, in deren
Kern Neocom und Tertiär anstehen und das mit einer mächtigen Decke von Moränenschutt (Ablagerung des über die Seekette
hinübergreifenden einstigen
Rhonegletschers) überführt ist.