Titel
Oppert
,
1)
Julius, ausgezeichneter
Orientalist, geb. zu
Hamburg
[* 2] von israelitischen Eltern, studierte erst
Mathematik,
dann in
Heidelberg
[* 3] die
Rechte, hierauf zu
Bonn
[* 4]
Sanskrit und
Arabisch. Nachdem er noch zwei Jahre in
Berlin
[* 5] zugebracht, promovierte
er 1847 zu
Kiel,
[* 6] widmete sich dem speziellen
Studium des
Zend und Altpersischen und veröffentlichte ein
Werk über das Lautsystem der letztgenannten
Sprache.
[* 7]
Bald darauf wandte er sich nach
Frankreich, wo er 1848 zum
Professor der
deutschen
Sprache am
Lyceum zu
Laval, 1850 an dem zu
Reims
[* 8] ernannt wurde. Seine aus einer Sammlung kleinerer
Aufsätze bestehende
Schrift »Les inscriptions des Achéménides« (Par.
1852) und die Abhandlung über die
Inschrift von Naksch-i-Rustam (im 11.
Bande der
»Zeitschrift der
Deutschen Morgenländischen
Gesellschaft«) brachten die Entzifferung der altpersischen Keilinschriften auch nach der philologischen und linguistischen
Seite hin im wesentlichen zum
Abschluß. 1852 erhielt Oppert
vom
Institut den Auftrag, unter Fulgence
Fresnel an der
von der französischen
Regierung ausgerüsteten wissenschaftlichen Expedition nach
Mesopotamien teilzunehmen.
Nach seiner Rückkehr 1854 legte er dem
Institut ein neues
System der Entzifferung der assyrischen
Keilschriften vor, über
welches sich näheres in seinen »Études assyriennes« (1857) und in der
»Expedition scientifique et artistique en
Mésopotamie« (1857-64, 2 Bde.) findet.
Oppert
teilt mit den Engländern
Rawlinson und
Hincks das
Verdienst, die assyrischen Keilinschriften zuerst entziffert und den
Charakter
der zwei Hauptsprachen, in denen sie abgefaßt sind, einer uralten agglutinierenden, vielleicht turanischen und einer jüngern
semitischen
Sprache, festgestellt zu haben (s.
Keilschrift), und hat sie nachher in zahlreichen
Schriften in grammatischer,
lexikalischer und historische Hinsicht genauer durchforscht. Er erhielt von der französischen
Akademie den Volneypreis und
wurde 1857 zum
Professor der vergleichende Sprachwissenschaft in
Paris
[* 9] ernannt, welche
Stelle er noch jetzt bekleidet.
Von seinen spätern Werken sind hervorzuheben: »Considérations générales sur la philologie comparée des langues indo-européennes« (1858);
»Grammaire sanscrite« (2. Aufl. 1864);
»Éléments de la grammaire assyrienne« (2. Aufl. 1868);
»Remarques générales sur les différentes familles linguistiques« (1860);
»Déchiffrement des inscriptions cunéiformes« (1861);
»Inscriptions assyriennes des Sargonides« (1862);
die in Verbindung mit Ménant verfaßte Schrift »Grande inscription du palais de Chorsabad« (1863, 2 Bde.);
»Grande inscription de Khorsabad. Commentaire philologique« (1864-1866);
»L'Arianisme« (1866);
»Histoire des empires de Chaldée et d'Assyrie d'après les monuments, 2000-150 avant J.-C.« (1866);
»Les inscriptions de Dour-Sarkayan« (1870);
»Salomon et ses successeurs« (1877);
»Documents juridiques de l'Assyrie et de la Chaldée« (mit
Ménant, 1877) u. a. Neuerdings hat sich Oppert
vornehmlich der sogen.
zweiten
Gattung der
Keilschrift zugewendet, d. h. denjenigen
Inschriften, welche in den
Erlassen der alten
persischen Großkönige die zweite
Kolumne einnehmen und ohne
Zweifel Übersetzungen des in der ersten
Kolumne enthaltenen altpersischen
Textes sind. In seinem Werk »Le
[* 10] peuple et la langue des
Mèdes« (1879),
dem die »Études médiques« (1878) vorausgingen und die »Études sumériennes« (1881) nachfolgten, hat er die von Westergaard, Norris u. a. begonnene Entzifferung dieser Inschriften erfolgreich zu Ende geführt;
doch ist seine Annahme, daß die darin enthaltene agglutinierende, mit der Sprache von Susiana sowie derjenigen der ältesten Keilinschriften verwandte Sprache das Idiom der alten Meder gewesen sei, nicht ohne Widerspruch geblieben.
2) Ernst Jakob, Reisender, Bruder des vorigen, geb. zu Hamburg, erlernte die Kaufmannschaft und ging 1851 nach Schanghai, [* 11] wo er ein Handlungshaus gründete. Zur Anknüpfung von Geschäftsverbindungen besuchte er 1866 und dann wieder 1868 Korea und schrieb, gestützt auf eigne Erfahrungen und die Aufzeichnungen des Missionärs Féron, eine eingehende Schilderung des Landes unter dem Titel: »A forbidden land« (Lond. 1879; deutsch: »Ein verschlossenes Land«, Leipz. 1880).
3) Gustav Salomon, Sanskritist, Bruder der vorigen, geb. zu Hamburg, wandte sich nach vollendeten Universitätsstudien nach England, wo er an den Bibliotheken von Oxford [* 12] und Windsor Stellungen bekleidete, und wirkt seit 1872 als Professor des Sanskrits an der Universität zu Madras [* 13] in Indien. Litterarisch machte er sich zuerst durch eine Schrift über den Presbyter Johannes (2. Aufl., Berl. 1870) bekannt. Später veröffentlichte er: »On the classification of languages« (Madras 1879);
»On the weapons, army of the ancient Hindus« (1880);
»Lists of sanscrit manuscripts in Southern India« (1880, Bd. 1);
»Contributions of the history of Southern India« (1882);
»Nitipra Karika« (1882).