Normalschule
(Musterschule), eine Schule (vorzüglich Volksschule), an welcher Anfänger im Lehrfach durch Anschauung und Übung sich für die selbständige Verwaltung eines Lehramtes vorbereiten; sodann in den romanischen Ländern (franz.: école normale), einem Teil der Schweiz, [* 2] früher auch in Österreich, [* 3] geradezu im Sinn von Lehrerseminar gebraucht (s. Seminar). Dem Zeitalter, welchem zuerst das Bedürfnis besonderer Anstalten zur Bildung der Volksschullehrer bewußt ward (1650-1750), schwebte ein zwiefacher zur Erreichung des Ziels geeigneter Weg vor, der der Belehrung (»Lehrerschule«) und der der geordneten praktischen Anleitung (»Musterschule«). In dem Begriff des Seminars vereinigten sich später beide Wege, indem diese Anstalt neben dem theoretischen Unterricht ihren Zöglingen ¶
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auch Gelegenheit zur eignen Übung im Schulehalten unter Leitung ihrer Lehrer in einer Übungsschule darbietet. In Österreich
wurde im Unterschied von Norddeutschland und namentlich von Preußen
[* 5] durch die Schulordnung vom die Bezeichnung
der Lehrerbildungsanstalten als Normalschule
eingeführt. Während sie hier längst wieder aufgegeben ist und lediglich in der
Benennung der mit den Lehrbildungsanstalten verbundenen Volksschulen als Übungs- und Musterschulen fortlebt, hat sie dagegen
durch die Begründung der großen Écoles normales primaire und supérieure zu Paris
[* 6] (1795) in der romanischen Welt sich dauernd
eingebürgert und behauptet sich auch jetzt noch, wo die Übungsschule als solche nur ein wenn auch hochwichtiges
Glied
[* 7] (école annexe) der umfassenden Anstalt bildet. Neuerdings hat man als Musterschulen auch solche Anstalten bezeichnet,
die, ohne unmittelbar der Lehrerbildung zu dienen, durch ihre ganze Ausstattung und Einrichtung andern als Muster zu dienen
bestimmt sind, wie z. B. die École modèle der Ligue de l'enseignement zu Brüssel.
[* 8] In diesem Sinn trägt
auch die 1803 gegründete Musterschule (Realgymnasium) zu Frankfurt
[* 9] a. M. ihren Namen.