Niëllo
(ital., vom lat. nigellum, schwärzlich), die
Verzierung silberner oder goldener Gegenstände durch einen schwarzen Schmelz. (S. auch Email.) Wahrscheinlich wurde diese
Kunst, das sog. Niellieren, schon im
Altertum geübt und vererbte sich aus
Rom
[* 2] oder auch aus dem
Orient ins
Mittelalter. Man gravierte auf Metall, insbesondere auf
Silber, Ornamente,
[* 3] Figuren, ganze Historien und füllte nachher die
vertieften
Striche mit schwarzem Schmelz aus. Die schwarze
Masse, das Niëllo
, bestand aus einer Mischung von
Silber, Kupfer,
[* 4]
Blei,
[* 5] Schwefel und
Borax,
[* 6] die man in einem
Tiegel zusammen schmolz.
Wenn die geschmolzene
Masse abgekühlt war, wurde sie zu Pulver zerstoßen. Dieses Pulver streute der
Künstler auf die gravierte
Stelle und brachte sodann die Platte auf ein helles
Feuer, bis das Niëllo
von neuem in
Fluß kam und
in die Vertiefung der
Taillen eindrang, wo es sich fest ansetzte. Nachdem die Platte wieder kalt geworden,
schliff er den überflüssigen Schmelz ab und polierte zuletzt das Ganze. Von diesem eingeschmolzenen Niëllo
werden
nicht allein die gravierten Platten selbst, sondern auch die von letztern vor dem Einschmelzen gemachten Schwefelabgüsse
und Papierabdrücke Niellen genannt, deren letztere Art zur Erfindung des Papierabdrucks von gestochenen Metallplatten, d. h.
zur Kupferstechkunst hinführte.
Einen hohen
Grad der
Vollkommenheit erreichte die Kunst des Niellierens in der letzten Hälfte des 15. Jahrh.
in
Italien.
[* 7] Im Laufe des 16. Jahrh. trat sie zurück und verschwand bald gänzlich aus der
europ.
Goldschmiedekunst.
[* 8] Sie blieb aber im
Orient, zumal im
Kaukasus, wo sie bei silberbeschlagenen Waffen
[* 9] reiche Anwendung
fand, und damit in
Verbindung auch zu
Tula in
Rußland. In neuester Zeit hat man auch in Europa
[* 10] das Niellieren wieder zu beleben
versucht. In
Wien
[* 11] fand das Niëllo
durch C. Lustig eine Erweiterung, indem mit ihm Einlagen in mehrfarbigem
Golde verbunden wurden,
so daß eine neue
Technik entstand, welche die
Farbe und den
Glanz von
Silber und
Gold
[* 12] mit der
Schwärze des
Niëllo
zu gemeinsamer Wirkung vereinigte; sie führt den
Namen Goldmosaik, ist aber richtiger wohl als Niello
tauschierung zu
¶
mehr
bezeichnen. Vom Niëllo
handelt Benvenuto Cellinis Trattato intorno alle otto principali arti dell’orificeria (Flor. 1568;
übersetzt von Brinckmann); dann Duchesne, Essai sur les nielles (Par. 1826).